REUTLINGEN. Ein Acht-Stunden-Warnstreik von 10 bis 18 Uhr und eine kleine Kundgebung: So haben am Dienstag etwa 80 Beschäftigte aus der Früh- und aus der Spätschicht der Bäckerbub GmbH, Bäckerei-Tochter von Edeka Südwest (Offenburg), in Reutlingen auf das ihrer Einschätzung nach viel zu schlechte Angebot ihres Arbeitgebers bei der ersten Runde der Verhandlungen über einen neuen Haustarifvertrag reagiert. »Wir haben den Betrieb lahmgelegt. 34 Tonnen Backwaren können heute nicht produziert werden«, sagte Alexander Münchow von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) dem GEA.
Wie berichtet, fordert die NGG 6,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten sowie 100 Euro mehr pro Monat für Auszubildende. Die Arbeitgeberseite hat 1 Prozent mehr Lohn von Juni 2025 an und noch 1 Prozent mehr von Juni 2026 an bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Laut NGG sollen allerdings manche Beschäftigte – etwa 30 in Reutlingen – in eine schlechter bezahlte Tarifgruppe heruntergestuft werden. Der bisherige Haustarifvertrag, der erste nach dem Rückzug von Bäckerbub aus dem Flächentarifvertrag, ist Ende März nach zwölf Monaten ausgelaufen.
Keine Stellungnahme des Arbeitgebers
Verhandelt wird für 511 Beschäftigte von Bäckerbub an den Standorten Mannheim, Neuenburg (nahe Freiburg) und Reutlingen, darunter der NGG zufolge 152 in Reutlingen. Die erste Verhandlungsrunde war vor Ostern ohne Ergebnis geblieben. Für 12. Mai ist, erneut in Offenburg, der nächste Verhandlungstermin angesetzt. In den Backbetrieben von Bäckerbub in Mannheim und Neuenburg gab es am Dienstag ähnliche Aktionen wie in Reutlingen, »damit nicht umgeschichtet werden kann«, wie Gewerkschafter Münchow erläuterte.
Vom GEA um eine Stellungnahme zur NGG-Aktion gebeten, antwortete Florian Heitzmann, Pressesprecher von Edeka Südwest: »Vielen Dank für Ihre E-Mail und Presseanfrage. Wir bitten Sie jedoch um Verständnis, dass wir uns zu laufenden Tarifverhandlungen grundsätzlich nicht äußern.«
Peter Stauche, Betriebsratsvorsitzender von Bäckerbub in Reutlingen, sagte dem GEA: »Alle haben dichtgehalten. Daher war das heute eine Überraschung für unser Management. Wir sind eine sehr starke Gemeinschaft. Das Angebot der Firma kam in der Belegschaft überhaupt nicht gut an.« Bäckerbub in Reutlingen beliefere über 200 Abnahmestellen, überwiegend »Marktbäckereien« (früher: K&U-Filialen) in Edeka-Märkten. NGG-Landesbezirkssekretär Münchow fügte hinzu, dass die Öfen an diesem Tag für acht Stunden kalt geblieben seien und stellte fest: »Wir sind bereit, den Arbeitskampf auszuweiten.« (GEA)