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Aktuell Neujahrsdialog

Unternehmer-Treffen in Aichelau: Abbau von Bürokratie an erster Stelle

Beim Neujahrsdialog der IHK Reutlingen bei Paravan in Pfronstetten-Aichelau werden Forderungen an Politik gestellt

Der IHK-Neujahrsdialog mit Unternehmen auf der Reutlinger Alb am Donnerstagabend kam gut an.
Der IHK-Neujahrsdialog mit Unternehmen auf der Reutlinger Alb am Donnerstagabend kam gut an. Foto: Norbert Leister
Der IHK-Neujahrsdialog mit Unternehmen auf der Reutlinger Alb am Donnerstagabend kam gut an.
Foto: Norbert Leister

PFRONSTETTEN-AICHELAU. »Der Bürokratieabbau ist für uns am wichtigsten«, sagte Roland Arnold am Donnerstagabend in der neuen Halle des Weltunternehmens Paravan in Pfronstetten-Aichelau. Mit dieser Meinung stand der Unternehmer beim »IHK-Neujahrsdialog« nicht allein da – viele Kolleginnen und Kollegen aus anderen Firmen auf der Reutlinger Alb waren ebenfalls gekommen. Nach den Worten von Daniel Tress sei diese Möglichkeit zum Austausch »eine sehr gute Idee – wir brauchen die Vernetzung, gerade jetzt«.

Ähnlich formulierte es auch Pfronstettens Bürgermeister Manuel Maier an diesem Abend: »Der Zusammenhalt von Politik, Kommunen, Unternehmen und Gesellschaft ist jetzt gefordert.« Denn: Das vergangene Jahr sei schon herausfordernd gewesen, für die kommenden Jahre brauche es laut Maier von der neuen Bundesregierung »verlässliche Politik«, sagt Maier. Sowie Bürokratieabbau und zwar nicht »nur« für die Wirtschaft, sondern auch für die Kommunen. Und die ganze Gesellschaft.

Auf eine Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten im Kreis Reutlingen für die am 23. Februar anstehende Wahl habe die IHK nach den Worten von Stefan Engelhard, Bereichsleiter Innovation der IHK, an diesem Abend verzichtet, »aus Gründen der Neutralität«. Aber: Die Industrie- und Handelskammer hatte zehn Forderungen an die Politik aufgestellt – an erster Stelle fand sich auch dort der Abbau von Bürokratie.

Als Beispiel führte Engelhard das nicht weit entfernte Unternehmen Schwörer-Haus an – obwohl die Bäume für die Verwertung im Betrieb nachweislich nachhaltig aus der Region kämen, müsse für jedes einzelne Produkt, das aus solch einem Baum entsteht, ein weiterer Nachweis angeführt und dokumentiert werden. »Das ist ein Unding«, schlussfolgerte Engelhard.

»Wer jetzt Atomkraftwerke fordert, verarscht die Leute«

»Manche Regelungen sind ja durchaus sinnvoll, ob sie eingehalten werden, muss aber überwacht werden, sonst sind ja diejenigen die Dummen, die sich an die Vorgaben halten.« Die eindeutige Forderung laute hier: »Stichproben statt ständiger Berichte«, so Engelhard. Zweiter Punkt auf der Liste der IHK-Forderungen: Der Energiemarkt und die Energieversorgung müsse reformiert werden. Was das heißt? Die Atomkraft müsse als Brückentechnologie wieder eingeführt werden, forderte Engelhard als Redner des Abends.

Das stieß allerdings Sebastian Weigle als SPD-Kandidat für die Bundestagswahl sauer auf: Immerhin würden die drei größten Energieversorger in Deutschland sagen, dass die Rückkehr zur Atomkraft keinen Sinn machen »Wir haben jetzt einen ganz anderen Energiemarkt mit den Erneuerbaren, was wir brauchen sind Energiespeicher und kleine Gaskraftwerke – wer jetzt Atomkraftwerke fordert, verarscht die Leute«, so Weigle.

Engelhard hatte weiter aus den »Zehn-Punkte-Forderungskatalog« zitiert – die Verkehrsinfrastruktur müsse verbessert werden, sowohl bei den Straßen wie auch beim Schienennetz. Gleiches gelte für Breitband und Mobilfunk, Glasfaser und 5G. Deutlich zitierte Engelhard die Haltung von Christian Erbe, dem IHK-Präsidenten aus der Region: »Wir verdienen unser Geld im Ausland und wir leben vom Ausland.«

Dementsprechend müsse der Zugang für Fachkräfte nach Deutschland verbessert, Wohnraum und ein besseres Betreuungsangebot geschaffen werden. Stefan Engelhards Fazit: »Die Situation für die Wirtschaft in der Region ist ernst, aber nicht dramatisch.« Manche Unternehmen würden sich sogar freuen, »wenn sie sich mal wieder richtig beweisen können«.

»Wir brauchen wieder mehr Eigenverantwortung für Unternehmen«

CDU-Bundestagskandidat Michael Donth ergänzte: »Wir brauchen wieder mehr Eigenverantwortung für Unternehmen, nur so kann die Wirtschaft wieder in Gang gebracht werden.« Er führte das Beispiel eines bundesweit aktiven Catering-Unternehmens an – das brauche keine Regelungen, Vorschriften und Kontrolle. »Das Risiko wäre dem Unternehmen doch viel zu groß, dass von ihren Mahlzeiten 100 Leute krank würden.« (GEA)