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Umfrage der IHK Reutlingen: Kleine Unternehmen leiden besonders

242 Einpersonen- und Miniunternehmen haben sich an einer Umfrage der IHK Reutlingen beteiligt.

Überbrückungshilfen gegen Corona
Die Corona-Soforthilfe war dazu gedacht, in der Corona-Krise die wirtschaftliche Existenz der Firmen und Selbstständigen zu sichern. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa
Die Corona-Soforthilfe war dazu gedacht, in der Corona-Krise die wirtschaftliche Existenz der Firmen und Selbstständigen zu sichern. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

REUTLINGEN. Einpersonen- und Kleinunternehmen leiden besonders stark unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Sie verzeichnen große Umsatz- und Gewinnrückgänge, Liquiditätsengpässe und müssen oftmals ihre Alterssicherung antasten. Dies hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen ergeben, an der sich 242 kleine und kleinste Unternehmen aus der Region beteiligt haben.

Wie die IHK weiter mitteilte, verzeichnen 35 Prozent einen Umsatzrückgang von mehr als 75 Prozent – und weitere 21 Prozent zwischen 50 und 75 Prozent. In der Folge erwarten 47 Prozent der Befragten für das laufende Geschäftsjahr Verluste, nur zehn Prozent rechnen mit einem Gewinn.

Schlechtes Zeugnis für Politik

»Die Auswirkungen von Corona für Einpersonen- und Kleinstunternehmen sind gravierend. Vielen ist die Nachfrage weggebrochen und nun haben sie Liquiditätsprobleme. Die Kleinen gehören zu den großen Verlierern der Pandemie«, sagt Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen bei der IHK Reutlingen.

Das zeige auch die Frage nach der Alterssicherung: 56 Prozent der Umfrageteilnehmer mussten sie antasten, um laufende Kosten und den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Bei 35 Prozent betraf das mehr als die Hälfte der Altersversorgung. »Wir müssen bei vielen Kleinunternehmerinnen und Kleinunternehmern mit Altersarmut rechnen«, sagt Bormann.

Schlechte Noten für die Politik

72 Prozent der Befragten haben laut IHK bisher staatliche Corona-Hilfsprogramme in Anspruch genommen. Dies bedeute jedoch nicht, dass 28 Prozent keine Hilfe nötig hatten. Tatsächlich sei die Antragstellung in vielen Fällen an bürokratischen Hürden oder individuellen Konstellationen, die zum Ausschluss einer Förderung führten, gescheitert. Insgesamt erteilen viele Umfrageteilnehmer der Politik für ihre Unterstützung schlechte Noten: 19 Prozent geben ein »ungenügend«, 29 Prozent »mangelhaft«, »ausreichend« und »befriedigend« geben ebenfalls je 19 Prozent. »Die erste Corona-Soforthilfe der Landesregierung war schnell und pragmatisch. Alle Programme, die seither gekommen sind, werden als zu bürokratisch, umständlich und langwierig beurteilt«, erklärt Bormann.

Bei der Frage nach unternehmerischen Maßnahmen, um die negativen Folgen der Pandemie abzufedern, gaben 46 Prozent an, Produkte und Dienstleistungen umgestellt zu haben. 38 Prozent haben ihr Geschäftsmodell angepasst oder erneuert. 34 Prozent haben in digitales Marketing und digitalen Vertrieb investiert. (GEA)