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Aktuell Konjunktur

Umfrage der IHK Reutlingen: Heimische Wirtschaft ist im Wartestand

Industrie- und Handelskammer Reutlingen hat eine Umfrage unter 375 Unternehmen ausgewertet.

Wohnungsbau
Wohnungsbau. Foto: Riechau/dpa
Wohnungsbau. Foto: Riechau/dpa

REUTLINGEN. Die regionale Konjunktur tritt auf der Stelle. Weder bei der aktuellen Geschäftslage noch bei den Erwartungen für die kommenden zwölf Monate zeigt die neue Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen Tendenzen eines Aufschwungs.

Der IHK-Konjunkturklimaindex er-reicht bei der neuen Frühsommer-Umfrage 96 Punkte – und damit drei Punkte mehr als zu Jahresbeginn. Er bleibt aber unter der 100-Punkte-Marke, die positive und negative Einschätzungen ausgleicht. »Die Wirtschaft ist weiter im Wartestand. Der Angriffskrieg auf die Ukraine, Donald Trump, Energiekosten und Bürokratie sind alles belastende Faktoren für die heimischen Firmen. Auch die neue Bundesregierung sorgt noch nicht für einen Wechsel im Stimmungsbild«, wird IHK-Präsident Christian Otto Erbe in einer Pressemitteilung zitiert.

Blick auf Finanzen und Branchen

Wie angespannt die Situation sei, zeige der Blick auf die aktuelle Finanzlage: Nur noch 47 Prozent der heimischen Unternehmen nenne ihre Finanzlage »unproblematisch«. Zu Jahresbeginn seien es noch 50 Prozent gewesen, vor einem Jahr sogar 56. Die befragten Unternehmen beklagten einen Eigenkapitalrückgang (23 Prozent) sowie Liquiditätsengpässe (20 Prozent). »Nur gesunde und solvente Unternehmen können auf Dauer für Beschäftigung, Innovationen und Wohlstand sorgen. Die Impulse der Politik müssen jetzt kommen«, erklärt Erbe.

Christian Otto Erbe, Präsident der  Industrie- und  Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK
Christian Otto Erbe, Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK
Christian Otto Erbe, Präsident der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK

Vor allem Industrie und Gastgewerbe meldeten schwache Zahlen. In beiden Branchen sind die Erwartungen laut IHK insgesamt pessimistisch. In der Industrie erwarten demnach nur 15 Prozent ansteigende Geschäfte, im Gastgewerbe sind es zwar 25 Prozent, allerdings mit rückläufiger Tendenz im Vergleich zum Jahresbeginn. Etwas besser gestimmt seien die Dienstleistungsbranche und der Einzelhandel. Bei den Dienstleistern sei die gute Bewertung des laufenden Geschäfts auf 38 Prozent angestiegen – plus vier zum Jahresbeginn. Im Einzelhandel seien es immerhin noch 32 Prozent, wenn auch mit einem Rückgang von 10 Punkten. Erfreulich sei tatsächlich das Plus im Großhandel. Dieser berichte von einem etwas besseren Ausblick: 25 Prozent seien optimistisch für die kommenden zwölf Monate (Jahresanfang 15 Prozent). »Der Großhandel war schon oft ein Konjunkturfrühindikator. Insofern ist diese Entwicklung ein gutes Zeichen – und davon haben wir derzeit noch wenige«, ordnet Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen, ein.

Investitionen in Digitalisierung

Die Zurückhaltung der heimischen Wirtschaft zeige sich auch bei der Investitionsbereitschaft. 18 Prozent der Unternehmen wollten verstärkt in Deutschland investieren (minus ein Prozentpunkt zum Jahresbeginn), zugleich rechneten 27 Prozent mit weniger Investitionen (minus drei Prozentpunkte zum Jahresbeginn). Dabei setzten die Betriebe vor allem auf Ersatzinvestitionen. 70 Prozent nannten diese als wichtigstes Investitionsmotiv. Auf Rang zwei folgten mit 55 Prozent Investitionen in Digitalisierung. Innovationen lägen mit 33 Prozent und fallender Tendenz auf Rang vier, hinter Rationalisierung (38 Prozent). »Die Investitionen in Digitalisierung zeigen, dass zahlreiche Unternehmen die schwierigen Zeiten nutzen, um die eigenen Prozesse und den Auftritt zu überarbeiten«, so Epp.

Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK
Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK
Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Reutlingen. FOTO: IHK

Die IHK-Konjunkturumfrage findet dreimal im Jahr statt. An der aktuellen Umfrage hat sich eine repräsentative Auswahl von 375 Unternehmen der Region aus den Bereichen Industrie und Bau (174), Groß- und Einzelhandel (95) sowie dem Dienstleistungssektor (106), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe beteiligt. Der Konjunkturbericht steht zum Download bereit. Fragen zum Thema beantwortet Antonia Hettinger, Leiterin Volkswirtschaft & regionale Wirtschaftspolitik. (GEA)

 

www.ihkrt.de/konjunktur

hettinger@reutlingen.ihk.de

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