REUTLINGEN/STUTTGART. Anfang der Woche haben sich die Mitglieder der Metall- und Elektroindustrie in Stuttgart getroffen. Beim Zukunftstag von Südwestmetall und IG Metall standen neben der wirtschaftlichen Bestandsaufnahme und der Transformation der Branche besonders die deutschen, europäischen und globalen Rahmenbedingungen für die Unternehmen im Focus. Positive Beispiele, wie Reutlingens Maschinenbauer Wafios, erklärten wie Transformation umsetzbar ist, Wirtschaftswissenschaftler Thomas Bauernhansel vom Fraunhofer-Institut analysierte, was getan werden muss, um mit dem internationalen Wettbewerb Schritt zu halten und Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut versuchte Vertrauen in die Politik zu schaffen. Doch am Ende bleibt die Stimmung in der Branche durchwachsen.
Die Vertreter der Tarifparteien zeigten bewusst Geschlossenheit. Wie kann die Sozialpartnerschaft Unternehmen erfolgreich in der Transformation unterstützen und durch die Veränderungsprozesse begleiten? Unter diese Leitfrage haben die Sozialpartner der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie (M+E), IG Metall und Südwestmetall, ihren »Zukunftstag M+E« gestellt. »Geleitet von unserem gemeinsamen Interesse, Industriearbeit und Beschäftigung in Baden-Württemberg zu erhalten, haben wir als Tarifpartner in den vergangenen Monaten erste konkrete Lösungen und Instrumente erarbeitet, die wir unseren Mitgliedern an die Hand geben können«, erklärten Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg, und Peter Sebastian Krause, stellvertretender Vorsitzender von Südwestmetall, am Montag auf der Veranstaltung in Stuttgart.
»Damit zeigen wir, dass es auch bei unterschiedlichen Interessen, die wir vertreten, möglich ist, Differenzen zu überwinden und praxisnahe Angebote zu entwickeln, die die Betriebe und ihre Belegschaften besser durch die Transformation leiten. Denn uns eint ein großes gemeinsames Ziel: Baden-Württemberg soll ein leistungsfähiger Industriestandort mit attraktiven Arbeitsplätzen und guten Rahmenbedingungen bleiben.« Am Zukunftstag illustrierten dies vier betriebliche Beispiele mit der Maschinenfabrik Alfing Kessler aus Aalen, John Deere aus Mannheim, Iveco aus Ulm und Wafios aus Reutlingen.
Neben positiven Synergieeffekten durch die Zusammenarbeit von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sowie moderne Qualifizierungsmethoden und das Einbinden Angestellter in Transformationsprozesse kristallisierten sich aber auch sehr deutliche Forderungen der Industrie an die Politik heraus. Ganz oben stehen verlässliche Rahmenbedingungen.
So forderte vor allem die Maschinenbauer, zu denen auch Wafios zählt, und auch Fahrzeughersteller Iveco ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität. Zahlreiche Unternehmen aus Baden-Württemberg hätten Milliarden in neue Produkte und Maschinen investiert, die nun von den Verbrauchern aufgrund unklarer politischer Vorgaben nicht mehr erworben würden.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei der Schutz des europäischen Marktes, welcher ebenfalls durch die Politik gewährleistet werden müsse. Schon lange gebe es keine gleichen Regeln für alle mehr, ob durch US-Zölle oder einseitige staatliche Förderung wie beispielsweise in China. Wafios Betriebsrat Paul Frick brachte es wohl am besten auf den Punkt. »Wenn der Markt funktioniert, sind die Unternehmen in Baden-Württemberg zusammen mit ihren Mitarbeitern durchaus fähig, die Transformation zu stemmen. Aber der Markt funktioniert nicht mehr.«
Dass diue Transformation immer noch glücken kann und Deutschland bei günstigen Bedingungen die großen Konkurrenten auf dem Weltmarkt erneut überholen kann, bekräftigt eine Studie des Fraunhofer-Instituts. Mit rund einem Dutzend richtig bedienter Stellschrauben, erklärte Wirtschaftswissenschaftler Thomas Bauernhansel, zeigt die Kurve für die Metall und Elektroindustire in Baden-Württemberg, aber auch in ganz Deutschland wieder steil nach oben. Rund ein Drittel davon kann von der Industrie selbst gedreht werden, doch das Gros müsse die Politik bewegen.

