TROCHTELFINGEN. Der Kunststoff-Spezialist Plastro Mayer in Trochtelfingen wird im zu Ende gehenden Jahr mit 33 Millionen Euro den höchsten Umsatz seiner Firmengeschichte erreichen. Dies berichten der alleinige geschäftsführende Gesellschafter Johannes Grupp und seine Tochter Isabel Grupp, Prokuristin des Unternehmens, dem GEA.
Hintergrund für diese Entwicklung ist dem Vater-Tochter-Gespann zufolge zum einen die hohe Nachfrage aus der Haushaltsgeräteindustrie und der Medizintechnikbranche (aktuelles Beispiel: Teile für Corona-Teststationen). Zum anderen profitiert der Betrieb vom allgemeinen Lieferkettenproblem als Folge der Coronakrise. »Manche Kunden waren zuvor preisbewusst auf chinesische Produkte übergegangen. Nun sind ihnen die Lieferketten nicht mehr sicher genug. Wir machen eben vieles noch selbst. Daher hatten wir zum Beispiel in unserem Kabelbereich Meterware rasch verfügbar. Auch unsere Flexibilität zahlt sich aus«, erklärt Johannes Grupp.
Plastro Mayer stellt anspruchsvolle technische Kunststoffteile bis 4 900 Gramm her. Das Unternehmen konstruiert und fertigt die dafür erforderlichen Spritzgießwerkzeuge selbst. Zudem produziert der Betrieb Elektrokabel samt Stecker. In einer weiteren Abteilung werden Baugruppen und Komplettgeräte für Kunden montiert und verpackt, bei denen Spritzgussteile und Kabel wesentliche Anteile haben.
248 Vollzeitstellen
»Wir haben noch nie so viele Neukunden gewonnen wie in den vergangenen beiden Jahren«, stellt Isabel Grupp fest. Insgesamt habe Plastro Mayer heute über 2 000 Kunden. Die Abhängigkeit von wenigen Großkunden sei damit zuletzt deutlich verringert worden, erläutert Johannes Grupp: »Wir sind jetzt besser ausbalanciert.« Entsprechende Anstrengungen über einen längeren Zeitraum hinweg seien erfolgreich gewesen.
Die Plastro Mayer GmbH war, wie berichtet, relativ ungestreift durch das schwierige Wirtschaftsjahr 2020 gekommen. Der Umsatz ging – wegen der Verunsicherung zu Beginn der Coronakrise im Frühjahr – von 28,7 Millionen Euro auf 27,5 Millionen Euro zurück. Nun wird, siehe oben, ein Plus von 20 Prozent erzielt. Dahinter steckten neben dem Mengenwachstum auch Preiserhöhungen, weiß Johannes Grupp: »Es herrscht nicht bei allen Kunden das Verständnis vor, wenn wir höhere Einkaufs- und Energiepreise weitergeben wollen.«
Zum Ergebnis nennt Plastro Mayer gegenüber Medienvertretern traditionell keine Zahlen. Der Geschäftsführer merkt dazu an, die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des von Banken unabhängigen Unternehmens für die Jahre 2019 und 2020 sei positiv – und die Liquiditätslage gut. Aufgrund der Umsatzsteigerung könne er diese Aussage prinzipiell auch für 2021 machen, müsse aber hinzufügen: »Die Kalkulation ist bei unseren vielen Produkten eine Herausforderung.«
Bei manchen Rohstoffen laufe die Versorgung von Plastro Mayer zwar oftmals verzögert und zu teilweise extrem hohen Preisen: »Aber wir können uns auf unsere meist langjährigen Partner insofern verlassen, sodass wir das benötigte relativ zeitnah Material bekommen.« Vom erwarteten Umsatz von 33 Millionen Euro machten Spritzgussteile und Gerätemontage 20 Millionen Euro aus, die Produktion von Kabeln, Steckern und Steckdosen 10 Millionen Euro. Werkzeuge und Handelswaren stünden je hälftig für den Rest. »Der starke Umsatzanstieg in 2021 war eine Teamleistung. Jede Stellschraube hat Mehrwert gebracht«, lobt Isabel Grupp.
Umgerechnet in Vollzeitstellen, sind derzeit 248 Personen für Plastro Mayer tätig. Im Vorjahr waren es 237 Vollzeitstellen. 45 Prozent der Belegschaft sind Frauen. Unter den Beschäftigten sind 13 Auszubildende, davon fünf im ersten Ausbildungsjahr. Der Betrieb bietet Plätze für duale Studiengänge an und bildet Industriekaufleute sowie Werkzeugmechaniker für Formentechnik und Verfahrensmechaniker für Kunststofftechnik aus.
Wie Isabel Grupp mitteilte, sei ein bisheriger Werksstudent übernommen worden, der vom kommenden Jahr an die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Gesundheitsmanagement angehen werde. »Davon versprechen wir uns Fortschritte.« (GEA)
PLASTRO MAYER
Aus der Firmengeschichte und über das Vater-Tochter-Gespann
Dr. Franz Grupp (1905 – 2003) hat Plastro Mayer im April 1957 als Tochtergesellschaft der Textilfirma Trigema (Burladingen) gegründet. Der Unternehmensname setzt sich zusammen aus Plastik und Trochtelfingen und dem Nachnamen von Josef Mayer, dem Schwiergervater von Franz Grupp. Seit 1976 ist Plastro Mayer ein eigenständiges, unabhängiges Unternehmen in der Kunststoffbranche. Seit 1979 steht der Betriebswirt Johannes Grupp, 67, Sohn des Firmengründers, als geschäftsführender Gesellschafter an der Spitze von Plastro Mayer, seit 1986 ist er alleiniger Inhaber. Seine Tochter Isabel Grupp, 35, Master in International Business, arbeitet seit 2011 für das Unternehmen. Im Mai dieses Jahres wurde sie im Ehrenamt zur baden-württembergischen Landesvorsitzenden des Verbandes »Die Jungen Unternehmen« gewählt. (GEA)