TÜBINGEN. Gut ein Jahr ist seit dem letzten Treffen mit David Nau und Denis Petitjean vergangen. Die beiden Gründer des Start-ups Treazy waren mit keinem geringeren Anspruch gestartet, als »die besten Socken der Welt« auf den Markt zu bringen. Der Firmenname Treazy ist eine Wortschöpfung aus den englischen Begriffen »Tree« (Baum) und »easy« (einfach). »Weil sich unsere Kunden mit den Socken das Leben leichter machen können und wir für jede Bestellung einen Baum pflanzen«, erklärt Petitjean.
3.500 Bäume wurden seit der Gründung von Treazy bereits gepflanzt. »Welche Aufforstungsprojekte dabei im Einzelnen unterstützt werden, darüber lassen wir unsere Community einmal im Monat abstimmen«, erklärt Nau. Die Geschäfte mit den nachhaltigen und hochwertigen Socken nach GOTS-Standard (Global Organic Textile Standard) laufen prächtig. 20.000 Paar Socken hat Treazy im vergangenen Jahr verkauft. Damit habe sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr auf 120.000 Euro etwa versechsfacht.
Coworking-Space in Tübingen bezogen
Damit war für die beiden Gründer klar, dass man den nächsten Schritt wagen wollte. »Wir haben darüber nachgedacht bei unseren Jobs in der Bank und bei einem Getränkehersteller in Teilzeit zu gehen, haben uns aber dann dafür entschieden unsere ganze Energie voll auf unser Start-up zu konzentrieren«, sagt Petitjean. Darum haben sie gekündigt und arbeiten nun in Vollzeit für Treazy.
Seit dem 1. März haben sie ein Büro in einem Coworking-Space in der Tübinger Eisenbahnstraße bezogen und zum Jahresbeginn ihre GbR in eine GmbH umgewandelt, an der sie beide je zur Hälfte beteiligt sind. »Der größte Zugewinn sind die kurzen Kommunikationswege«, schwärmt Petitjean. Statt sich mühselig vor oder nach der Arbeit via Mail oder Telefon abzustimmen, sitzt man sich jetzt im Büro acht Stunden am Tag gegenüber. »Der gegenseitigen Freundschaft hat der ständige berufliche Kontakt aber keinen Abbruch getan, ich kenne Davids Macken schon lange und er meine genauso«, sagt Petitjean.
Warenwirtschaftssystem eingerichtet
Nau kümmert sich vorwiegend um das Marketing, während Petitjean für die Logistik, die Pflege des Onlineshops und die Produktentwicklung zuständig ist. Die erste Herausforderung sei es gewesen ein professionelles Warenwirtschaftssystem zu implementieren, das Schnittstellen sowohl zur Homepage, als auch zum Logistikunternehmen, das für Verpackung und Versand zuständig ist, bietet. »Damit laufen Bestellung, Rechnungsstellung, Produktionsauftrag und Buchhaltung weitgehend automatisch, was Zeit für die wichtigen Dinge lässt«, sagt Nau.
So wurde beispielsweise das Marketing nach Aussage der Gründer deutlich professioneller. Treazy sucht ganz gezielt die Rückmeldung der Kunden. »Wir versuchen rauszufinden, wer sind unsere Kunden und was sind ihre Bedürfnisse«, erklärt Petitjean. Dabei zeigen sich die Treazy-Kunden äußerst auskunftsbereit. Befragungen hätten eine Rücklaufquote von etwa 70 Prozent. Durch regelmäßige Variation von Bildern und Slogans auf der Homepage wird erforscht, was bei den Kunden gut ankommt – und die Zielgruppen dann über gezielte Werbekampagnen in den sozialen Medien erreicht. »Uns bleibt aber auch die regionale Verwurzelung wichtig, weswegen wir auf Messen wie der ›Schön & Gut‹ den direkten Kontakt zu den Menschen suchen.«
Fokus bleibt auf Footwear-Bereich
Auch das Produktportfolio hat Treazy mittlerweile erweitert. Neben Tennis- und Sneaker-Socken, gibt es nun auch Business- und Kindersocken sowie Füßlinge. Auch diese neuen Produkte seien in enger Absprache mit der Community entwickelt worden und liefen daher auch schon sehr gut. Produziert werden die Socken in einer familiengeführten Manufaktur in Portugal, die Nau und Petitjean im vergangenen Jahr erstmals besucht haben. »Da hat sich der erste Eindruck bestätigt, den wir schon während der Produktentwicklung hatten, dass da einfach die Chemie stimmt mit den Inhabern«, sagt Petitjean. Die Manufaktur produziert mit etwa 10 Familienmitgliedern und etwa 15 weiteren Angestellten ausschließlich Socken.
"Diese Spezialisierung war uns wichtig, weil wir mit unseren doch sehr genauen Vorstellungen von der ›perfekten Socke‹ kaum geeignete Partner in Europa gefunden haben. Auch für Treazy steht fest, dass man dem Footwear-Bereich treu bleiben will. Zwar sei der Socken-Bereich, was die Modelle angehe, mittlerweile weitgehend ausgereizt. Aber die beiden Gründer haben schon eine weitere Idee, von der sie vorerst jedoch lieber noch nichts preisgeben wollen. (GEA)