STARZACH/TÜBINGEN. Die Volksbank in der Region eG (Tübingen) und die VR-Bank Dornstetten-Horb eG (Dornstetten, Landkreis Freudenstadt) wollen fusionieren. Das gaben die Vorstände der beiden genossenschaftlichen Institute gestern im Schloss Weitenburg, Gemeinde Starzach (Landkreis Tübingen), bekannt. Die Mitarbeiter waren am Dienstag informiert worden. Am Montag hatten die Vorstände und die Aufsichtsräte der Banken in getrennten Sitzungen beschlossen, Gespräche mit der Gegenseite aufzunehmen – mit dem Ziel, sich auf der Grundlage der Bilanzen 2023 vom kommenden Jahr rückwirkend zum 1. Januar zusammenzuschließen.
Mit der Fusion will sich die Volksbank in der Region zugleich ein bisschen reformieren. Sie besteht heute aus fünf Regionen mit den vier Hauptstellen Tübingen, Herrenberg, Nagold und Rottenburg. Künftig sollen es sechs Regionen mit sechs Hauptstellen sein. Im Bestand kommt die Hauptstelle Mössingen für die Region Steinlach-Wiesaz-Härten hinzu. Die Hauptstelle für die Region Dornstetten-Horb wird in Dornstetten sein.
»Beide Banken sind gesund und haben auch ein zufriedenstellendes Jahr 2023 fast hinter sich«, sagte Jörg Stahl, Co-Vorstandsvorsitzender der Volksbank in der Region. Probleme bereiten die zunehmende Regulierung (Stahl: »Da sehen wir kein Ende.«), die zunehmenden Investitionen für die Digitalisierung und der Fachkräftemangel, der auch die Finanzbranche erreicht habe. Zu den Regulierungen fand Gottfried Joos, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Dornstetten-Horb, deutliche Worte: »Wir kommen uns als mittelgroße Bank sehr drangsaliert vor.« Er sprach von aufsichtsrechtlichen »Überregulierungen«, die uns »teilweise fast erdrosseln und die oft unnötig sind«.
Synergieeffekte erwartet
Für Thomas Bierfreund, Co-Vorstandsvorsitzender der Volksbank in der Region, ergibt sich durch die Fusion ein »stimmiges« Geschäftsgebiet, das sich seit Jahren teilweise überlappe. Bereits seit 2004 würden beide Banken gemeinsam Investitionen großer Firmen mit Krediten begleiten, weil dies seinem Institut aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zum Kreditgeschäft nicht möglich sei, fügte Joos hinzu. Als man vor fünf Monaten erstmals konkret über ein mögliches Zusammengehen gesprochen habe, sei man sich deshalb gleich einig gewesen, es zu vers

uchen.
Mit der Fusion verspricht man sich in beiden Banken Mehrwert für die Kunden, eine Linderung beim Personalmangel, wenn manche Arbeit nur einmal und nicht zweimal erledigt werden muss, sowie Einsparungen. »Bei den Kosten gibt dann eins plus eins nicht zwei, sondern nur 1,7 oder 1,8, wenn wir nicht alles zweimal brauchen«, sagte Stahl. Laut Bierfreund erwartet die Bank aus der Fusion in den nächsten fünf Jahren Synergieeffekte in Höhe von einer bis 1,5 Millionen Euro pro Jahr.
Beschluss Mitte 2024 geplant
Mit der Fusion steigt die Bilanzsumme der Volksbank in der Region (basierend auf den Zahlen von 2022) auf 5,05 Milliarden Euro. Davon bringt die VR-Bank 642 Millionen Euro mit. Das Kreditvolumen würde knapp 3,8 Milliarden Euro erreichen, die Kundeneinlagen über 3,9 Milliarden Euro. Mit jeweils knapp über 3,4 Milliarden Euro weist die Volksbank in der Region zwei fast gleiche Volumina aus, während die VR-Bank mit 353 Millionen Euro zu 501 Millionen Euro einen deutlichen Überhang an Einlagen hat. »Dies sei eine gute, liquide Basis für das Kreditgeschäft«, sagte dazu Bierfreund. Die weiteren Zahlen der Gesamtbank (VR-Bank in Klammern): 92.191 (9.963) Mitglieder, 646 (87) Mitarbeiter und 28 (7) Geschäftsstellen mit Beratung.
Joos soll zu Bierfreund, Stahl, Ralf Gottschalk und Thomas Taubenberger in den Bankvorstand aufrücken. Seine beiden derzeitigen Vorstandskollegen Harald Queisser und Burkhard Hellstern sollen Prokura erhalten. Der Aufsichtsrat würde um drei Mitglieder erweitert.
Beschlossen werden soll die Fusion in getrennten Vertreterversammlungen im Mai oder im Juni. Für die Kunden wirksam würde die Verschmelzung voraussichtlich im September 2024. Die Kunden aus der Region Dornstetten-Horb würden neue Kontonummern bekommen. (GEA)