TÜBINGEN. Der Spezialchemie-Hersteller CHT ist im vergangenen Jahr in die Gewinnzone zurückgekehrt. Nach vorläufigen Zahlen stehe ein Überschuss von 6,5 Millionen Euro zu Buche, erklärte Finanz-Geschäftsführer Christian Rink bei einem Pressegespräch am Stammsitz des Unternehmens in Tübingen auf Nachfrage des GEA. Für 2023 hatte die CHT-Gruppe einen Fehlbetrag von 2,8 Millionen Euro ausgewiesen.
Hintergrund der Ergebniswende war unter anderem ein Umsatzplus von gut 2 Prozent auf 614,3 Millionen Euro. Wie Rink weiter bekannt gab, stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 7,7 Millionen in 2024 auf 21,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Die Zahl der Beschäftigten habe sich weltweit um 3 Prozent auf 2.344 erhöht. Davon arbeiteten etwa 900 in Deutschland, und zwar 426 am Unternehmenssitz in Tübingen und 217 im Produktionswerk in Dußlingen und die weiteren in Oyten bei Bremen, in Geretsried bei München und in Kirchberg (Rheinland-Pfalz).
Nach Darstellung von Eva Baumann, Sprecherin der CHT-Geschäftsführung, hat der Konzern mit 27 Gesellschaften über 10.000 Kunden und bietet über 5.000 Produkte an. Reinhold Beitlich (1913-1996) hat im Jahr 1953 die Chemische Fabrik Tübingen gegründet, aus der die heutige Unternehmensgruppe CHT durch organisches Wachstum und durch Zukäufe entstanden ist.
Zwei Stiftungen, die Reinhold-Beitlich-Stiftung und die Beitlich Familienstiftung, halten die Kapital- und die Stimmrechtsmehrheiten an der Muttergesellschaft der CHT, der Vermögensträger Beitlich GmbH (Tübingen). Auch die Holding CHT Group GmbH und die am Markt agierende CHT Germany GmbH) haben ihre Rechtssitze in Tübingen.
Führung neu besetzt
Im Herbst 2023 hatte CHT mitgeteilt, dass im Zuge von Bemühungen um eine Transformation und eine verstärkte Ausrichtung auf soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitsziele eine Neuausrichtung der Geschäftsführung notwendig sei. Wie im Handelsregister dokumentiert, sind drei Personen seit November 2023 nicht mehr CHT-Geschäftsführer. Übergangsweise hatte Prof. Klaus Müller, der die CHT seit Jahren über die Beitlich Familienstiftung in Aufsichtsfunktion begleitet, die Geschäftsführung übernommen.
Schrittweise wurde dann die Geschäftsführung neu besetzt: Baumann, 50, Marketingwirtin BAW (München) und Master in Coaching und Organisationsentwicklung (Wien), die 2021 nach 20 Jahren in verschiedenen Funktionen bei Wacker Chemie zur CHT gewechselt war, ist seit April 2024 Sprecherin der Geschäftsführung. Rink, 45, promovierter Wirtschaftsingenieur mit fast 20 Jahren Erfahrung beim Bosch-Konzern, wirkt seit Oktober 2024 als Finanz-Geschäftsführer. Seit 1. April, also nun in der dritten Woche, ist die promovierte Ingenieurin Lorenza Sartorelli, 54, Produktions-Geschäftsführerin. Die Italienerin arbeitet zuletzt für den M-Dax-Konzern Evonik.
»Bei jeder Entscheidung ist Nachhaltigkeit die Basis«, sagte Sartorelli zur gesamtheitlichen 3P-Strategie von CHT. Dabei stünden die englischen Begriffe People, Planet und Performance für soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. »Wir wollen bevorzugter Partner und führende Referenz für nachhaltige chemische Lösungen in den globalen Märkten sein«, benannte Baumann die Vision von CHT unter neuer Leitung.
Starkes Zuwachs in Asien
Der Firmenverbund ist spezialisiert auf Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Spezialchemikalien. Diese dienen als Funktionsgeber, Hilfsmittel und Zusätze für industrielle Prozesse. Die CHT-Produkte verbessern etwa Qualität und Funktionalität von Textilien, aber auch von Baustoffen, Farben, Lacken, Papier und Leder sowie von Reinigungs- und Pflegemitteln. Zudem gibt es Anwendungen in der Automobil- und Elektronikindustrie. Mit über 60 Prozent Umsatzanteil machen Textilhilfsmittel, Ursprungsprodukte der CHT, das Gros des Umsatzes aus, so Rink.
Das Umsatzwachstum von CHT in 2024 kam vor allem aus der Region Asien und Australien (plus 13,7 Prozent auf 144,5 Millionen Euro). In der stärksten Region (Europa, Naher Osten und Afrika) schrumpfte der Umsatz um 2,5 Prozent auf 307,1 Millionen Euro. In Nord- und Südamerika legte CHT um 0,4 Prozent auf 162,7 Millionen Euro zu.
Die CHT-Führung wies darauf hin, dass das Unternehmen 2024 mit 44,2 Millionen Euro viel wie nie zuvor investiert habe, davon 9,2 Millionen in Deutschland. Dies betreffe etwa den Aufbau einer Silikon-Produktion in den USA und ein neues Labor in Indien, aber auch einen neuen Recyclinghof in Dußlingen.
Zur Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump sagte Baumann: »Wir haben viel lokale Produktion, auch in den USA. Daher sind wir von potenziellen Zöllen wenig betroffen.« (GEA)