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Streit in Riesa hat auch Folgen für Alb-Gold in Trochtelfingen

Fünfte Verhandlungsrunde über einen Haustarifvertrag nach kurzer Zeit ergebnislos abgebrochen. Streikende wollen auch vor dem Bundestag in Berlin protestieren.

Streik bei Teigwaren Riesa
Mitarbeiter der Teigwaren Riesa GmbH stehen am Abend während eines Streiks vor dem Werk. Foto: Robert Michael
Mitarbeiter der Teigwaren Riesa GmbH stehen am Abend während eines Streiks vor dem Werk.
Foto: Robert Michael

RIESA/TROCHTELFINGEN. Der Tarifstreit bei der Teigwaren Riesa GmbH (Riesa/Sachsen) mit ihren knapp 150 Beschäftigten spitzt sich zu. Die fünfte Verhandlungsrunde über einen Haustarifvertrag ist gestern ergebnislos abgebrochen worden. Dies teilten das Unternehmen und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) übereinstimmend mit.

Nach knapp vier Wochen Streik weigere sich das Unternehmen, sein bisheriges Angebot nachzubessern, schreibt die NGG. Die Firma würde nun drohen: »Wenn die Beschäftigten nicht bereit seien, dieses Angebot anzunehmen, müsse der Firmeneigentümer über unternehmerische Schritte nachdenken.« Die Arbeitnehmerseite fordert eine zweistufige Lohnerhöhung. Um einen Euro solle der Stundenlohn sofort steigen, in 2023 um einen weiteren Euro, so die NGG. Wann der zweite Schritt im nächsten Jahr komme, darüber könne geredet werden.

Unterdessen formulierte Teigwaren Riesa, am 27. Oktober habe das Unternehmen schriftlich das Angebot erneuert, trotz sich täglich verschlechternder wirtschaftlicher Lage die Entgelte um rund 10 Prozent zu erhöhen. Konkret sollten demnach die Entgelte ab 1. November 2022 um 70 Cent je Stunde und ab 1. Juli 2023 um weitere 50 Cent je Stunde erhöht werden. Hinzu käme eine sofortige Einmalzahlung in Höhe von 400 Euro.

Derzeit verdienen laut NGG viele Beschäftigte von Teigwaren Riesa 12,51 Euro in der Stunde und damit nur geringfügig über Mindestlohn. Olaf Klenke von der NGG sagte: »Die Beschäftigten beim ostdeutschen Nudel-Markenführer liefern gute Arbeit für ein gutes Produkt ab. Sie wollen von ihrem Lohn gut leben können und für später eine armutsfeste Rente aufbauen. Das müssen die Geschäftsleitung und Unternehmerfamilie in Baden-Württemberg verstehen. Die Zeit von Billiglohn-Ost ist vorbei.« Die Beschäftigten hätten daher beschlossen, den Streik fortzusetzen. Am 9. November wollten sie vor den Bundestag nach Berlin ziehen. 

Kritik des Geschäftsführers

»Es gibt absolut kein Verständnis der Gewerkschaft für die gesamtwirtschaftliche Situation mit täglich steigenden Energie- und Rohstoffkosten. Trotzdem haben wir eine Lohnerhöhung von circa 10 Prozent angeboten – für das Unternehmen noch gerade so stemmbar. Das trotzige Beharren der NGG gefährdet am Ende des Tages alle Arbeitsplätze«, sagte Mike Hennig, Geschäftsführer von Teigwaren Riesa. Er kritisierte, dass die NGG – unterstützt von Politikern von SPD, Linken und Grünen – den Fall der deutschen Mauer mit diesem Tarifkonflikt in Verbindung bringe: »Erstens sollte sich Politik aus Tarifverhandlungen heraushalten, zweitens sollten wir uns daran erinnern, was wir dem 9. November 1989 zu verdanken haben und wer uns, drittens, beim Aufbau in Ostdeutschland unterstützt hat.«

Der Streit um höhere Löhne im Werk im sächsischen Rieso hatte auch Folgen für den bekannten Nudelproduzenten Alb-Gold in Trochtelfingen. Lieferaufträge gegenüber dem Handel mussten bereits abgesagt werden. Gesellschafter von Teigwaren Riesa sind die Brüder Oliver Freidler und André Freidler, die mit ihrer Mutter Irmgard Freidler auch Inhaber der Alb-Gold Teigwaren GmbH (Trochtelfingen) sind.(rog)