REUTLINGEN. Insgesamt sind die Unternehmer mit dem Wirtschaftsstandort Neckar-Alb – den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb – offenbar glücklich. Dies geht aus einer Standortzufriedenheitsumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen hervor. Die 1.539 heimischen Unternehmen, die sich an der Umfrage von Februar bis Anfang Mai beteiligt hatten, vergaben Schulnoten – und dabei kam im Schnitt eine 2,2, also die Note »gut« heraus. Dies berichteten IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp und Antonia Hettinger, Leiterin Volkswirtschaft und regionale Wirtschaftspolitik, bei einem Pressegespräch. »Wir schauen daher zuversichtlich in die Zukunft«, sagte Epp. Es gebe aber bei einigen Punkten durchaus Handlungsbedarf, etwa bei der Mobilfunk-Netzabdeckung, der Breitbandversorgung/Internetanbindung sowie der Verfügbarkeit von Fachkräften und Wohnraum. Aktuell kämpften die Betriebe indes vor allem mit den stark gestiegenen Energiepreisen und gestörten Lieferketten.
Epp rühmte den Standort Neckar-Alb als »stark und widerstandsfähig mit vielen schlauen Köpfen und Innovationen«. Die Verzahnung der Betriebe mit den Hochschulen werde immer besser, wozu sicherlich auch die IHK beitrage. »Wir sind mittelstandsgeprägt und nicht abhängig von wenigen Branchen«, formulierte der Hauptgeschäftsführer. Die Investitionsbereitschaft sei hoch. 23 Prozent der befragten Firmen wollten in der Region Neckar-Alb investieren.
Entsprechend rief er die Gemeinderäte im IHK-Bezirk dazu auf, daran mitzuwirken, dass Gewerbeflächen und Wohnflächen zur Verfügung gestellt würden: »Nicht alles auf der grünen Wiese ist tragisch.« Auch bei der Mobilfunk-Netzabdeckung und bei der Breitbandversorgung müsse sich schnell etwas bewegen. Was den Fachkräftemangel anbelange, so gebe es bereits eine gute Zusammenarbeit mit den Agenturen für Arbeit und Initiativen für die Eingliederung von Flüchtlingen und die Anwerbung aus dem Ausland: »Natürlich sind wir für ein Einwanderungsgesetz.«
Hettinger erläuterte, die Standortzufriedenheitsumfrage der IHK gebe es nur alle fünf Jahre. Die Betriebe konnten demnach 32 Kriterien aus den Themen Infrastruktur, Fachkräfte, Attraktivität der Gemeinden sowie Kommunalpolitik bewerten. Die Umfrageergebnisse seien nun eine Grundlage für Standortpolitik und Mittelstandsförderung.
Hohe Zufriedenheit sei zu Stromversorgung, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, allgemeiner Sicherheit, Einkaufsmöglichkeiten und Anbindung an den Luftverkehr geäußert worden. Auch die medizinische Versorgung werde als Stärke betrachtet. Die geringste Zufriedenheit habe es bei den Themen Verfügbarkeit von Fachkräften, Kosten für Gewerbeimmobilien, Verfügbarkeit von Wohnraum, Bearbeitungsdauer von Verfahren und Standortkosten (wie Gewerbesteuer, Grundsteuer und andere öffentliche Gebühren) gegeben, teilte Hettinger mit.
Runder Tisch zu Energie
Epp berichtete bei dem Pressegespräch auch über einen runden Tisch am Mittwoch mit Vertretern regionaler Unternehmen und Stadtwerken zu den aktuellen Energieproblemen. »Der Bürger spart noch nicht – die Unternehmen auch noch nicht«, stellte der IHK-Hauptgeschäftsführer fest. Etliche Unternehmen produzierten auf Lager. Es fehle an Planungssicherheit, zumal im Winter wohl fünf Mal so viel Gas verbraucht werde wie jetzt.
»Die Stadtwerke wissen nicht, wie sie sich bei einer Allgemeinverfügung der Bundesnetzagentur im Fall einer Gasmangellage verhalten sollen«, erklärte Epp. Die Netzagentur möge anders informieren, zumal es systemrelevante Betriebe, wie Hersteller von medizinischen Geräten, gebe. Auch ein Notfallkonzept Strom wäre wichtig. Aus Sicht der Wirtschaft sollte Atomstrom einstweilen weiterhin zur Verfügung stehen. (GEA)