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Schwieriges Jahr für Reutlinger Datatec AG

Die Reutlinger Datatec AG erlebt ein schwieriges Geschäftsjahr. Ihre europäischen Tochterfirmen erzielen dagegen gute Ergebnisse. Der Vorstand geht mit neuen Maßnahmen positiv in die Zukunft.

Die Vorstände der Datatec AG. Von links: Uwe Scheihing, Hans Steiner, Markus Kohler.
Die Vorstände der Datatec AG. Von links: Uwe Scheihing, Hans Steiner, Markus Kohler. Foto: Jürgen Meyer
Die Vorstände der Datatec AG. Von links: Uwe Scheihing, Hans Steiner, Markus Kohler.
Foto: Jürgen Meyer

REUTLINGEN. Das Reutlinger Handels- und Dienstleistungsunternehmen Datatec AG blickt erneut auf ein schwieriges Geschäftsjahr zurück. Nach einem Umsatzrückgang in 2023/2024 (30. Juni) verzeichnet der Mess- und Prüfgerätespezialist nach vorläufigen Daten auch in 2024/2025 ein leicht rückläufiges Auftragsvolumen. In den vergangen zwölf Monaten belief sich der Auftragseingang auf rund 69 Millionen Euro und damit knapp sieben Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dies berichteten die Vorstandsmitglieder Markus Kohler (43), Hans Steiner (67) und Uwe Scheihing (51) bei einem Pressegespräch.

Dennoch werde das Unternehmen das Jahr operativ und bilanziell positiv abschließen, beantwortete Scheihing eine Nachfrage des GEA. Die Vorstandsmitglieder hoben das Abschneiden der europäischen Tochtergesellschaften von Datatec hervor. Testhouse Datatec AB aus Schweden steigerte demnach den Auftragseingang um 50 Prozent auf 10 Millionen Euro. Datatec Instruments S.E. in Spanien verzeichnete ein Plus von 10 Prozent auf über 7 Millionen Euro. Die Datatec Schweiz AG hielt das Vorjahresniveau mit einem Auftragseingang von 4,2 Millionen Euro konstant. »Unsere Internationalisierung hat sich als goldrichtig erwiesen«, sagte Kohler. Damit sei man weniger abhängig von der Automobilbranche und könne starke Marken auch in anderen Ländern verkaufen. »Unsere Strategie funktioniert.«

Ein Grund für den europäischen Erfolg sei auch das besondere Beteiligungsmodell. Bei der Datatec AG, die als nicht-börsennotiertes Unternehmen geführt wird, sind auch leitende Mitarbeiter direkt am Unternehmen beteiligt. So würden Talente gebunden, indem man sie zu Mitunternehmern mache, erläutert Vorstand und Gründer Steiner, der zusammen mit seiner Frau Ursula 69 Prozent der Aktien hält. Auch in den europäischen Tochterfirmen sind leitende Mitarbeiter beteiligt.

Auswirkungen auf den Personalbestand

Die gedämpfte Nachfrage in Deutschland hatte allerdings Auswirkungen auf den Personalbestand. Die Mitarbeiterzahl der Datatec AG wurde von 156 auf 145 reduziert. Davon sind 100 (Vorjahr: 126) am Standort Reutlingen tätig. Gekündigt worden sei niemand, die Stellen nach natürlicher Fluktuation aber nicht neu besetzt worden, betonte Kohler. Um die Arbeitsplätze im Logistikbereich zu sichern, sei zudem für eine kleine Gruppe von vier Personen temporär Kurzarbeit eingeführt worden. »Gleichzeitig suchen wir weiterhin im Vertrieb nach qualifiziertem Personal, um die Marktposition zu stärken«, so Kohler.

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens hat das Unternehmen bereits 2024 ein Konjunkturprogramm angelegt. Im Mittelpunkt davon stehe eine Abwrackprämie für alte Geräte in Höhe von bis zu 5.000 Euro. »Wir wollen damit Anreize schaffen, jetzt in moderne Technik zu investierten«, erklärt Kohler. Darüber hinaus umfassen die Maßnahmen auch Seminargutscheine für die Datatec-Akademie und Sonderposten. »Wir wollen selbst aktiv gestalten, bevor die Politik reagiert«, betonte Steiner.

Großes Interesse an Seminaren

Erfreulich sei, dass die Datatec-Akademie positive Signale in wirtschaftlichen Zeiten sende. Während viele Unternehmen bei Investitionen zögerten, steige die Nachfrage nach den Präsenzseminaren des Messtechnik-Spezialisten deutlich. »Wir bieten über 100 Seminare an und begrüßen über 1.000 Teilnehmer pro Jahr«, sagte Steiner. Das zeige, dass sich die Industrie intensiv mit Zukunftsthemen beschäftige, um für den nächsten Aufschwung gerüstet zu sein. Und die Akademie bestätige einen erfreulichen Trend: »Die Leute wollen wieder Personen sehen«, ergänzte Markus Kohler.

Strategisch richtet sich das Unternehmen verstärkt auf neue Wachstumsmärkte aus. Das Geschäft mit Labor- und Systemstromversorgung (»Power Supplies«), die für die Elektromobilität und Energiewende essenziell sind, hat laut Kohler »enorm zugenommen«. Ein weiterer Fokus liege auf der computergestützten Messtechnik in Kooperation mit National Instrument (NI), um den steigenden Bedarf in der Industrieautomatisierung zu decken.

Konsolidierung soll vorangetrieben werden

Zudem solle die Konsolidierung weiter vorangetrieben werden, um das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Die Tochtergesellschaften in Schweden und in der Schweiz würden noch enger an die deutsche Muttergesellschaft angebunden. Man erhoffe sich davon einige Synergieeffekte und ein stärkeres Auftreten am Markt, erläuterte Kohler.

Für das gerade begonnene Geschäftsjahr 2024/2025 gibt sich der Vorstand vorsichtig optimistisch. Das Umsatzziel wurde konservativ wie im Vorjahr bei rund 74 Millionen Euro für der AG angesetzt. »Wir gehen davon aus, dass der Abwärtstrend gestoppt ist«, sagte Steiner. Die Anforderungen an Messtechnik stiegen weiter und die Branche profitiere vom Investitionsprogramm der Regierung. »Wir sind finanziell gesund und gut aufgestellt, um die kommenden Herausforderungen zu meistern.«

Datatec ist nach eigenen Angaben der größte Fachdistributor für Mess- und Prüftechnik in Europa. Seit einigen Jahren verfolgt Datatec die europäische Ausweitung, vor allem in Spanien, der Schweiz, Schweden und Österreich ist das Unternehmen aktiv. Zu ihren Produkten zählen Netzgeräte, Oszilloskope, Modulare Messtechnik, Prüfgeräte oder Wärmebildkameras von über 50 Herstellern. (GEA)