REUTLINGEN. An einem Februartag im Jahr 1999 fing mit 300 Briefen ein Wagnis an. Über 20 Jahre später ist S-Mail/GEA Post-Service in Reutlingen ein etablierter regionaler Postdienstleister, der pro Arbeitstag im Durchschnitt über 100 000 Briefe einsammelt und sortiert, befördert und zustellt. Entsprechend zufrieden mit dieser Entwicklung und der Lage des Unternehmens zeigt sich Wolfgang Schmid, der Firmengründer und geschäftsführende Hauptgesellschafter, im Gespräch mit dieser Zeitung: »Obwohl Sondereffekte wie Wahlen fehlten und es keine Preissteigerung gab, sind wir im Jahr 2018 weiter gewachsen und haben erneut einen Gewinn erzielt.«
Der Briefbeförderer erreichte Schmid zufolge im vergangenen Jahr einen Umsatz von 11,6 Millionen Euro – nach 11,5 Millionen Euro in 2017. Das Jahresergebnis beziffert der 1961 geborene Betriebswirt und Hobby-Marathonläufer gegenüber Medien nicht exakt. Die Umsatzrendite vor Steuern liege über fünf Prozent. »Wir zahlen Steuern und eine Ausschüttung an die Gesellschafter gab es auch«, berichtet der Firmenchef. Mit einer Eigenkapitalquote von 54 Prozent bei einer Bilanzsumme von 2,08 Millionen Euro stehe das Unternehmen solide da.
Nach der Liberalisierung der Briefbeförderung startete Schmid mit der S-Mail GmbH sogleich als Pionier und erwirtschaftete im Jahr 2003 erstmals schwarze Zahlen. 2009 ging S-Mail mit der GEA Post-Service Neckar-Alb GmbH zusammen. Schmid ist seither mit 50 Prozent der Anteile Hauptgesellschafter. Daneben sind mit der GEA Post-Service Neckar-Alb GmbH (Reutlingen) und der Quick Logistics Beteiligungs GmbH (Sindelfingen) zwei Firmen Miteigentümer der S-Mail/GEA Post-Service GmbH, die Zeitungsverlagen nahestehen.
230 Zustellgebiete
Zwar fallen inzwischen manche Briefe aufgrund der Digitalisierung weg, zum Beispiel durch elektronische Gerichtsakten. Dennoch mangele es nicht an Briefen, erklärt Schmid, sondern eher an Menschen, die Briefe abholen, sortieren und zustellen: »Personal zu finden und zu halten, ist eine große Herausforderung. Man muss den Mitarbeitern etwas bieten.« Seit diesem Jahr gebe es für die Belegschaft Kreditkarten mit Startguthaben und Beträgen zu bestimmten Anlässen sowie Übernahme der Gebühren.
S-Mail/GEA Post-Service beschäftigt wie vor einem Jahr 360 Personen, davon 40 in Vollzeit, das Gros in Teilzeit und als Minijobber. 260 der 360 Mitarbeiter sind in den 230 Zustellgebieten in über 30 Gemeinden der Landkreise Reutlingen und Tübingen tätig. Deren Bezahlung liege vom ersten Tag an über dem Mindestlohn von derzeit 9,19 Euro pro Stunde, beantwortet Schmid eine Frage des GEA.
Fahrer holen montags bis freitags nachmittags regelmäßig von 600 bis 700 Stellen der 2 000 Stammkunden und aus über 50 eigenen Briefkästen Post ab. Die wird am Firmensitz in Reutlingen-Betzingen in zwei Schichten zwischen 15 und 24 Uhr sortiert und dienstags bis samstags vormittags zugestellt. Außer dem Hauptstandort gibt es Niederlassungen in Tübingen und Rottenburg sowie Auslieferungsdepots in Reutlingen (Tübinger Straße), Bad Urach, Metzingen, Eningen, Pfullingen und Mössingen.
Kunden von S-Mail/GEA Post-Service sind vor allem Behörden und Unternehmen, Freiberufler und Vereine. Sie können nicht nur regionale Post mitgeben, sondern alle ihre Briefe und Pakete. Sendungen nach außerhalb des eigenen Zustellgebietes werden privaten Briefdienstpartnern oder der Deutschen Post, die noch zu 20,5 Prozent im Staatsbesitz ist, übergeben.
Im Wettbewerb mit der Deutschen Post setzt Schmid vor allem auf den (ab 20 Briefen) kostenlosen Abholservice, bei dem auch der persönliche Kontakt von Vorteil sei. Zudem sei das Porto etwas günstiger als beim einstigen Monopolisten. S-Mail/GEA Post-Service schreibe erst am Monatsende eine Rechnung. Gerne genutzt wird nach Schmids Angaben das neue Angebot »S-Mail digital«: »Der Kunde kann einen Brief schreiben und ihn uns als E-Mail senden. Wir drucken das aus, kuvertieren und stellen zu.« (GEA)