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Rottenburger schätzt Wertgegenstände - Vom Teddy bis zur Marienfigur

Martin Vitt schätzt als Sachverständiger den Wert von historischen Wertgegenständen

Martin Vitt begutachtet historische Wertgegenstände: Der Steiff-Teddy ist ein Replika, die Heiligenfigur auf seinem Schoß nicht
Martin Vitt begutachtet historische Wertgegenstände: Der Steiff-Teddy ist ein Replika, die Heiligenfigur auf seinem Schoß nicht aus Holz und der Fuss des Kelchs aus Messing. Ein Original aus dem 16. Jahrhundert ist das Schloss mit Schlüssel (vorne). FOTO: ZIMMERMANN
Martin Vitt begutachtet historische Wertgegenstände: Der Steiff-Teddy ist ein Replika, die Heiligenfigur auf seinem Schoß nicht aus Holz und der Fuss des Kelchs aus Messing. Ein Original aus dem 16. Jahrhundert ist das Schloss mit Schlüssel (vorne). FOTO: ZIMMERMANN

ROTTENBURG. Ob Briefmarken, Schmuck, Heiligenfiguren, Plüschtiere, Handschriften – im Laufe eines Lebens sammelt sich vieles an. Für Angehörige von Verstorbenen ist es häufig schwierig, einschätzen zu können, welche Gegenstände auf den Sperrmüll können und welche einen echten Wert besitzen. Martin Vitt ist freier Sachverständiger für Nachlässe und historische Wertgegenstände. Er begutachtet Gegenstände aus Metall und Papier sowie Besonderheiten. Zu den Papieren zählen Briefmarken, Bilder, Banknoten, Autogramme und Handschriften. Für die Wertbestimmung gibt es Kataloge, entscheidend ist allerdings auch der Zustand. »Ein Fehler ist es beispielsweise, den Briefverkehr eines bekannten Professors aufzubewahren, aber die Umschläge mit den Briefmarken wegzuwerfen«, rät Vitt.

Gold ist nicht magnetisch

Um Metalle und Edelsteine zu testen, hat Vitt Prüfgeräte, ähnlich denen, die die Experten in der TV-Sendung »Bares für Rares« verwenden. Damit kann man Metalle auf ihren Silber- oder Goldgehalt prüfen. Ein einfacher Trick ist es, immer einen Magneten dabeizuhaben: »Gold ist nicht magnetisch«. Bei der Prüfung eines Messkelches stellt er fest: »Bei diesem Kelch hat die Kirche gespart. Hier ist der Fuß nur aus Messing und nicht wirklich aus Silber.«

Zu den Besonderheiten zählen Heiligenfiguren, sakrale Gegenstände, Steiff-Plüschtiere und alte Whiskys. Bei der Beurteilung von Heiligenfiguren geht es um Größe, Material, Zustand und Ausdruck. »Ich schaue mir an, wie das Gesicht, der Faltenwurf und die Hände gearbeitet sind«, erklärt Vitt. Er prüft, ob es sich um eine historische Figur handelt und in welchem Zustand sie ist. »Wurmlöcher sind weniger schlimm als Schimmel«, weiß der Experte. Im Februar hat er eine große Marienfigur von dem aus »Bares für Rares« bekannten Antiquitätenhändler Fabian Kahl gekauft. »Eine Mitarbeiterin von Kahl hat die Figur ausgeliefert. Wir haben sie dann zu zweit in meine Wohnung getragen«, erzählt Vitt. »Ich bin in Fridingen an der Donau aufgewachsen und als Kind häufig im Kloster Beuron gewesen. Daher kommt wahrscheinlich meine Liebe zu Heiligenfiguren«, sagt Vitt, der evangelische Theologie studiert und Industriekaufmann gelernt hat.

Beim Kauf einer anderen Engelsfigur stellt Vitt fest, dass sie für eine Holzfigur viel zu leicht ist. »Die Figur ist nicht aus Holz geschnitzt, sondern aus Kunststoff gegossen«, sagt Vitt. Eigentlich müssten Heiligenfiguren in Süddeutschland aus Lindenholz in Norddeutschland aus Eichenholz gearbeitet sein. Der Experte kauft und verkauft auch Gegenstände, er hat aber kein Lager. »Ich habe Kontakte zu Auktionshäusern. Wenn ein Kunde sagt, dass er eine Heilige Katharina in einer bestimmten Größe zu einem bestimmten Preis kaufen will, besorge ich sie in seinem Auftrag«, sagt Vitt. Dabei gilt es, historische Figuren von »Touristenware« zu unterscheiden. Wertvoll sind auch Steiff-Plüschtiere aus den 1930er-Jahren in gutem Zustand. »Einen echten Steiff-Teddy erkennt man an dem leichten Buckel, den langen Armen, dem Gesichtsausdruck und dem Knopf im Ohr«, erklärt der Experte. Für das Steiff-Modell »Dicky« aus den 1930er-Jahren werden in gutem Zustand 2 000 Euro und mehr bezahlt. Manchmal entdeckt Vitt bei Nachlass-Begehungen auch Gegenstände, die die Besitzer nicht als wertvoll ansehen, für die aber hohe Preise bezahlt werden. So etwa funktionierende Türschlösser mit Schlüssel aus dem 16. Jahrhundert.

Alte Whiskys gute Wertanlage

Einige Dinge, die früher wertvoll waren, erlebten in letzter Zeit mangels Nachfrage einen ziemlichen Wertverfall. Weniger wert sind etwa Briefmarken, die maximal noch 10 Prozent des Wertes haben, der im Michel-Katalog angegeben ist. »Es sammeln einfach viel weniger Leute als früher. Deshalb sind fast nur noch die frühen 1990er-Jahre interessant«, stellt Vitt fest. Sehr wertbeständig ist das »Goldvreneli«, eine schweizerische 20-Franken-Münze, die zwischen 1896 und 1949 geprägt wurde. Sie wird mittlerweile offiziell mit 349 Euro gehandelt. Auch seltene alte Whiskys sind eine gute Wertanlage und erzielen laut Martin Vitt konstant hohe Preise. (GEA)