REUTLINGEN. Die regionale Wirtschaft bleibt zu Jahresbeginn auf ordentlichem Niveau. Industrie und Bau laufen weiter gut, Sorgen bereiten erneut Gastgewerbe, Handel, Veranstaltungsbranche und viele Dienstleister. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen hervor.
Der neue IHK-Konjunkturklimaindex rutscht demnach im Vergleich zum Herbst um 12 Punkte von 140 auf 128 ab, bleibt aber immer noch 7 Punkte über dem Wert vom Jahresanfang 2021. Der Rückgang sei vor allem eingetrübten Aussichten geschuldet, schreibt die IHK: Die Zahl der Firmen, die schlechtere Geschäfte kommen sehe, steige von 8 auf 14 Prozent. Die Zahl der Optimisten sinke von 38 auf 29 Prozent. Die aktuelle Lage werde besser beurteilt: 53 Prozent verzeichneten derzeit gute Geschäfte (Herbst: 57 Prozent), nur bei 10 Prozent laufe es aktuell schlechter (Herbst: 7 Prozent). »Im Herbst waren viele Corona-belastete Branchen optimistisch gestimmt, mit Blick auf Öffnungen und das Weihnachtsgeschäft. Omikron hat diesen Schwung oft zunichtegemacht«, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp dazu.
Die größten wirtschaftlichen Risiken sehen regionale Unternehmen der IHK zufolge in den kommenden Monaten bei den Energie- und Rohstoffpreisen (69 Prozent). An zweiter Stelle stehe nach wie vor der Fachkräftemangel (61 Prozent), gefolgt von der Corona-Pandemie (57 Prozent). »Deutliche Preissteigerungen für viele Standardteile und lange Lieferzeiten hemmen das Geschäft und erhöhen die Unsicherheit für Planung und Kalkulation«, wird Epp zitiert. Geopolitische Einflüsse, wie die Ukraine-Krise, spielten derzeit keine besondere Rolle, zeigt die IHK-Umfrage. Die Exporterwartungen der Betriebe seien nach wie vor gut: 40 Prozent der im Außenhandel tätigen Umfrageteilnehmer gingen weiter von einer steigenden internationalen Nachfrage aus.
Zweiteilung hält an
Die insgesamt optimistische Grundhaltung der regionalen Wirtschaft zeige sich auch bei der Investitionsbereitschaft. Weiterhin wolle rund ein Drittel verstärkt in Deutschland investieren. Industrie und Großhandel lägen mit 42 und 40 Prozent bei dieser Frage vorne. Über alle Branchen werde besonders in Ersatzbedarf (59 Prozent), Digitalisierung (56 Prozent), Umweltschutz (38 Prozent) und Innovationen (37 Prozent) investiert. 71 Prozent der Befragten hätten angegeben, ihre Finanzlage sei »unproblematisch«.
Im Gastgewerbe wird die aktuelle Lage in drei von vier Fällen als »schlecht« bewertet. Die Branche leide enorm unter den Corona-Einschränkungen. Die Aussichten für die kommenden zwölf Monate seien demgemäß negativ: 52 Prozent befürchteten schlechtere Geschäfte, nur 15 Prozent seien Optimisten. Im Einzelhandel sähen 55 Prozent die Geschäfte aktuell als »gut« an, allerdings verzeichnen in dieser Branche wieder 19 Prozent eine schlechte Geschäftslage. Im Herbst lag dieser Wert bei null. Industrie und Baugewerbe befinden sich der IHK zufolge trotz Lieferschwierigkeiten weiterhin in guter Stimmung, wenngleich nicht mehr ganz auf dem hohen Niveau der Herbstumfrage. Der Anteil der Pessimisten liege aktuell bei 10 (Industrie) und 9 Prozent (Bau). »Die vor allem Corona-bedingte Zweiteilung der regionalen Wirtschaft hält weiter an«, sagt Antonia Hettinger, Konjunkturexpertin der IHK.
An der Konjunkturumfrage der IHK hat sich eine repräsentative Auswahl von 434 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (189), Groß- und Einzelhandel (111) sowie dem Dienstleistungssektor (134), darunter Betriebe aus dem Hotel- und Gaststätten- sowie dem Kredit- und Versicherungsgewerbe, beteiligt. Die Umfrage lief vom 30. Dezember 2021 bis zum 24. Januar 2022. (GEA)
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