REUTLINGEN. Voelker & Partner ist in den vergangenen drei Jahren beim Umsatz um rund 30 Prozent gewachsen. Die auf Wirtschaftsrecht spezialisierte Reutlinger Anwaltskanzlei wird 2025 voraussichtlich rund 16 Millionen Euro Umsatz erzielen. »Wir wachsen jedes Jahr organisch um fünf bis zehn Prozent«, berichtet Verwaltungsdirektor Christian Zinn (52) im Gespräch mit dem GEA. Mit der Ertragslage seien die Partner »sehr zufrieden«. 92 Prozent des Umsatzes mit rund 2.000 Mandanten gehen auf die Rechtsanwaltstätigkeiten zurück, acht Prozent auf die von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. 85 Prozent der Mandanten sind Gewerbe-, 15 Prozent Privatkunden.
Voelker feiert diesem Jahr das 50-jährige Bestehen. Gestern Abend gab es aus diesem Anlass eine große Jubiläumsfeier in der Reutlinger Stadthalle. Der Gründer Heiner Völker (1942-2021) hat das Unternehmen zu einer der führenden Wirtschaftskanzleien in Baden-Württemberg ausgebaut.
»Non-Profit-Bereich wächst aus innerer Überzeugung«
Wie es in Zukunft weitergeht, erläutern drei Führungskräfte – Kathrin Völker (57), Fachanwältin für Arbeitsrecht, Stefan Seyfarth (43), Managing Partner, und Christian Zinn, Verwaltungsdirektor – im Gespräch mit dem GEA. Sie rechnen damit, dass das Wachstum anhält. Das sei aber, so Christian Zinn, keine Ausnahme. Bei anderen großen Kanzleien verhalte es sich ebenso. Möglicherweise spiegelt das die zunehmende Komplexität der modernen Wirtschaft wider.
Einer der wesentlichen Treiber des Wachstums bei Voelker ist die Spezialisierung. Die Kanzlei hat heute Fachanwälte für fast zwei Dutzend Rechtsgebiete, von Steuerrecht bis zu Verwaltungsrecht. Hinzu kommen Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. »Die immer weitere Spezialisierung war und ist eine der wesentlichen Entwicklungen unserer Branche« bestätigt Stefan Seyfarth, Managing Partner der Kanzlei und Sprecher der Gesellschafterversammlung (in Rechtsanwaltskanzleien steht der Begriff »Partner« üblicherweise für Gesellschafter). »Unser Partnerschaftsmodell fördert die Spezialisierung ungemein – es lädt dazu ein, etwas auszuprobieren und Neues aufzubauen« so Seyfarth, selbst Fachanwalt für Erbrecht und Fachberater für Unternehmensnachfolge.
In einigen Fachgebieten, beispielsweise im Medizinrecht, im IT-Recht, aber auch im Erbrecht, hat sich die Kanzlei sogar deutschlandweit einen guten Ruf erarbeitet. Ein weiterer Schwerpunkt der Kanzlei liegt in der Beratung kirchlicher und sozialer Einrichtungen – sogenannter Non-Profit-Organisationen. Heiner Völker war lange Jahre Mitglied im Verwaltungsrat und stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender von Mariaberg e. V., einer Einrichtung für Jugend- und Behindertenhilfe im Diakonischen Werk in Gammertingen. »Der Bereich ist aus innerer Überzeugung meines Vaters stetig gewachsen«, sagt Kathrin Völker, die Tochter des Gründers. Die Kanzlei zählt heute 17 Partner und insgesamt 107 Beschäftigte, davon 60 sogenannte Berufsträger, also Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Inzwischen ist die Mehrheit der Belegschaft weiblich (68 von 107). Unter den Berufsträgerinnen und Berufsträgern ist knapp die Hälfte weiblich (27 von 60).
»Ein Anwalt ganz ohne Assistenz, das geht nicht«
Angesichts des stetigen Wachstums überrascht es nicht, dass die Kanzlei mit Blick auf die Zukunft die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern als große Herausforderung beschreibt. Gesucht werden hierbei nicht nur gute Juristinnen und Juristen, sondern auch fähige Rechtsanwaltsfachangestellte. Auch wenn Digitalisierung und KI bestimmte Tätigkeiten entbehrlich machen. »Ein Anwalt ganz ohne Assistenz, das geht nicht«, so Kathrin Völker. »Der Kampf um Fachkräfte ist auch hier voll entbrannt«, ergänzt Seyfarth.
Schützenhilfe erhielt die Kanzlei in Form von mehreren Auszeichnungen. Zuletzt hat sie das Team des renommierten Juve-Handbuchs zur »Kanzlei des Jahres im Südwesten« gekürt. »Innerhalb der Anwaltsbranche ist das ein Ritterschlag«, so Christian Zinn.
Voelker & Partner ist fest in Reutlingen verwurzelt, hat aber je eine Niederlassung in Stuttgart und Balingen. Über das internationale Anwaltsnetzwerk »Diro« ist die Kanzlei außerdem eng mit fachlich versierten deutschsprachigen Kollegen im Ausland vernetzt. (GEA)

