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Preis-Streit: Edeka-Märkten in Reutlingen und Region geht Coca-Cola aus

Nachdem man sich in Preisverhandlungen nicht einigen konnte, hat Coca-Cola die Lieferungen an Edeka eingestellt. Den Supermärkten in Reutlingen und der Region gehen langsam die Vorräte aus. Warum sich Inhaber jetzt Sorgen machen.

Coca-Cola-Flaschen im Regal eines Supermarktes.
Coca-Cola-Flaschen im Regal eines Supermarktes. Foto: Denis Raiser
Coca-Cola-Flaschen im Regal eines Supermarktes.
Foto: Denis Raiser

REUTLINGEN. Die Reihe mit den Coca-Cola-Flaschen im Regal eines Reutlinger Edeka-Marktes ist leer. Die der Konkurrenzprodukte von Pepsi und Sinalco dagegen ist gut gefüllt. Vom Branchenführer aus der USA sind in diesem Supermarkt nur noch eine Handvoll Kästen und einige Flaschen im Kleinformat zu finden. »Wir haben noch Restbestände, die aber langsam zu Neige gehen«, sagt Verena Hertsch, die drei Edeka-Supermärkte in Reutlingen und Gomaringen betreibt.

Ähnliches berichtet Ilka Härig, Inhaberin von Edeka-Märkten in Betzingen, Wannweil und Ammerbuch: »Wir haben nur noch Coca-Cola-Sorten auf Vorrat, die nicht so beliebt sind. Die Hauptsorten bekommen wir aktuell nicht geliefert.« Grund für den Engpass ist ein Streit zwischen den Einkaufs-Chefs von Coca-Cola und Edeka, der nun eine neue Eskalationsstufe erreicht hat.

Edeka geht Preiserhöhung von Coca Cola nicht mit

Der deutsche Coca-Cola-Abfüller, Coca-Cola Europacific Partners hat zum 1. September die Bruttolistenpreise erhöht, teilte das Unternehmen auf GEA-Anfrage mit. Die Preiserhöhung will der Lebensmittelhändler aber offenbar nicht mitmachen. Edeka selbst äußert sich inhaltlich nicht zu dem Fall. Man spreche grundsätzlich nicht über Lieferantenbeziehungen, sagte ein Unternehmenssprecher. In einem internen Schreiben beklagt Edeka laut »Lebensmittel Zeitung« eine »einseitig verkündete Preiserhöhungsforderung von Coca-Cola, deren Höhe jeglichen sachlichen Grundlagen entbehrt«.

Der aktuelle Preiskampf ärgert auch Rewe-Chef Lionel Souque über Coca-Colas Forderungen. Ein Großteil der Unternehmen verhalte sich zwar vernünftig, wird er im »Handelsblatt« zitiert. »Es gibt aber auch viele Trittbrettfahrer, die auf der Preiswelle surfen und einfach ihre Ergebnisse verbessern wollen. Vor allem die großen, internationalen, börsennotierten Konsumgüterkonzerne.«

Edeka nicht zum ersten Mal im Streit mit Herstellern

Die Edeka-Gruppe ist laut »Handelsblatt« für knallharte Preisverhandlungen bekannt und präsentiert sich als »Robin Hood der Verbraucher«. Der aktuelle Preis-Streit mit Coca Cola ist nicht das erste Mal, dass sich die Genossenschaft mit einem Lieferanten anlegt. Laut der Wirtschaftszeitung streitet sich Edeka aktuell auch mit dem US-Konzern Mondelez über die Preise. Regale mit Milka-Schokolade leeren sich deswegen auch. Mehr als ein Jahr dauerte zuletzt ein Streit mit Granini, weswegen in diesem Zeitraum Säfte dieses Herstellers (unter anderem Hohes C) im Sortiment fehlten. Ende vergangenen Jahres hatte Edeka alle Produkte von Pepsico (unter anderem Pepsi und Lay’s Chips) aus den Märkten verbannt, ehe man sich im Frühjahr einigte. (der)

Gegenüber dem GEA erklärt Coca-Cola: »Die Preisanpassung trägt auch dem aktuellen Marktumfeld mit deutlichen Kostensteigerungen bei Energie, Vorprodukten und Dienstleistungen Rechnung.« Die Kosten seien unter anderem bedingt durch den Ukraine-Krieg so sehr gestiegen, »dass sie durch Sparmaßnahmen nicht zu kompensieren sind«, sagte eine Unternehmenssprecherin. »Die Preiserhöhung liegt im Durchschnitt aller Produkte und Packungen im höheren einstelligen Prozentbereich.« Damit liege man deutlich unter der aktuellen Nahrungsmittelinflation. Diese betrug laut Statistischem Bundesamt im August 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. 

Auswirkungen des Preis-Streits in Reutlingen und der Region zu sehen

Einen Lieferstopp bestätigte Coca-Cola gegenüber dem GEA nicht, teilte aber mit, dass man sich mit Edeka aktuell »in Gesprächen über die Preiserhöhungen« befindet. Diese will das Unternehmen aber nicht weiter kommentieren.

Die Auswirkungen des Preis-Streits sind bereits zu sehen. Regale mit Coca-Cola-Produkten wie auch Fanta, Sprite und Mezzo Mix werden lichter. Viele Kunden wollen nur die »originale Cola«, sind sich die Edeka-Inhaberinnen Verena Hertsch und Ilka Härig einig. Eigenmarken von Supermärkten oder Produkte anderer Hersteller funktionieren in diesem Segment nicht so gut, haben sie festgestellt. Beide befürchten, dass Kunden deswegen zur Konkurrenz abwandern - und dort natürlich auch den restlichen Einkauf erledigen.

Als notdürftige Zwischenlösung will Hertsch einzelne Kisten von Getränkehändlern aus dem Umkreis kaufen. »Aber da bin ich nicht die einzige mit der Idee, weswegen die Ware sehr begrenzt ist.« Ihr »bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten«. Härig ist optimistisch, dass sich die Verantwortlichen von Edeka und Coca-Cola bald einigen. »Falls nicht, gäbe es in diesem Streit nur Verlierer.« (GEA)