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Nach Streit Treffen in »Harmonie«

FRANKFURT. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche hat bewusst den Saal »Harmonie« auf dem Frankfurter Messegelände für seine Pressekonferenz bei der diesjährigen Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) gewählt. Es geht an diesem Dienstag nicht mehr um den Streit beim Zusammengehen von Volkswagen (VW) und Porsche. Vielmehr freut sich der neue Porsche-Chef Michael Macht auf die Zusammenarbeit »unter dem Dach des integrierten Automobilkonzerns« VW und begrüßt prominente Vertreter des Wolfsburger Konzerns herzlich. Und er spricht von der »Porsche-typischen« Rendite, die in dem am 31. Juli zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2008/09 trotz eines deutlichen Absatz- und Umsatzrückgangs erreicht worden und auch künftig das Ziel sei.

»Auch uns blies der eisige Wind der Wirtschaftskrise kalt ins Gesicht - wie die vorläufigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr zeigen«, sagt Macht. Mit 75 200 verkauften Fahrzeugen habe der Absatz 24 Prozent unter dem Rekordwert des vorangegangenen Geschäftsjahres (98 652) gelegen. Der Umsatz sei lediglich um 12 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro geschrumpft. Dies hat Macht zufolge daran gelegen, dass die Nachfrage nach den hochpreisigen Top-Modellen der Baureihen 911 und Cayenne vergleichsweise moderat gesunken ist. Dagegen sei Boxster-/Cayman-Baureihe - auch bedingt durch einen Generationswechsel im Februar 2009 - am härtesten von der Absatzkrise betroffen gewesen.

Kurzarbeit

Porsche habe die Produktion der Nachfrage angepasst: Mit 76 700 Einheiten seien 27 Prozent weniger von den Bändern gerollt als im Geschäftsjahr zuvor. Bis Jahresende soll an 18 Tagen kurzgearbeitet werden.

»Porsche ist es bislang recht gut gelungen, die globale Finanz- und Wirtschaftskrise zu meistern«, stellt Macht fest. Die Umsatzrendite bewege sich trotz der Absatzeinbußen nach wie vor im zweistelligen Prozentbereich - genaue Zahlen zur Ertragslage in 2008/09 nannte der Vorstandschef nicht. Er sprach von einem »kerngesunden und zukunftsträchtigen Unternehmen mit einer starken und kostbaren Marke«. Und: »Im operativen Geschäft arbeiten wir hoch profitabel - und das will in diesen schwierigen Zeiten schon was heißen.«

Außer dem Verweis auf weitreichende Veränderungen in den vergangenen Monaten geht Macht nicht mehr darauf ein, dass sein Vorgänger Wendelin Wiedeking und der frühere Porsche-Finanzvorstand Holger Härter sich bei der geplanten Übernahme von VW massiv verhoben und einen Milliarden-Schuldenberg angehäuft hatten, ehe sie im Juli ihre Hüte nehmen mussten. Nun soll die Übernahme andersherum ablaufen, mit dem Emirat Katar ist ein neuer Großaktionär eingestiegen. Von Macht kommen daher auch keine aggressiven Töne in Richtung Wolfsburg wie einst von Wiedeking. Er ordnet sich unter: »Zusammen mit den anderen neun Marken im VW-Konzern wollen wir die Nummer eins in der Welt werden. Diesem Ziel fühlen wir uns verpflichtet.«

Gut 40 Fotografen haben im Übrigen um 9.53 Uhr, kurz vor Beginn der Pressekonferenz, die eigentlichen Stars der Veranstaltung entdeckt. Der mächtige VW-Aufsichtsratsvorsitzende und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch, dessen Cousin und Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche und VW-Chef Martin Winterkorn nehmen in der ersten Zuschauer-Reihe Platz, ebenso die Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh (VW) und Uwe Hück (Porsche). Ihnen gilt zunächst das Blitzlicht-Gewitter, obwohl sie keine Redner sind. Erst dann - und für eine viel kürzere Zeit - ist Macht an der Reihe.

Der neue Porsche 911 Turbo feiert in Frankfurt Weltpremiere. Die vierte Baureihe Panamera, die seit drei Tagen bei den Händlern steht, ist die zweite Messe-Attraktion der Stuttgarter. Bereits 4 500 Aufträge für dieses Modell lägen vor, so Macht, »meist Blindbestellungen«. Er gehe davon aus, dass die luxuriöse Reiselimousine im ersten Geschäftsjahr rund 20 000-fach verkauft werde. Weitere Neuvorstellungen von Porsche bei der IAA sind die Sportwagen 911 GT3 RS, 911 GT3 Cup und 911 Sport Classic - der Letztgenannte ist ein auf 250 Exemplares begrenztes Sondermodell.

Im nächsten Jahr will Porsche die Modellpalette um den Cayenne Hybrid erweitern, kündigte Macht an. Den Prototyp des sportlichen Geländewagens mit einer Kombination aus Verbrennungs-und Elektromotor können Messebesucher schon begutachten. Auch für den Panamera sei eine Hybrid-Version vorgesehen, um bei der Verringerung des Kraftstoff-Verbrauchs und der CO2-Emissionen voranzukommen. Porsche werde eines Tages auch einen Elektro-Sportwagen anbieten, so Macht. (GEA)