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Nach 105 Jahren: Schluss für Druckerei Gulde in Tübingen

Der Geschäftsbetrieb der seit mehr als 100 Jahren bestehenden Druckerei Gulde in Tübingen wird Ende Mai 2024 eingestellt.

Gulde-Druck in Tübingen hat Mitte Februar Insolvenzantrag gestellt. Ende Mai wird der Geschäftsbetrieb eingestellt.
Gulde-Druck in Tübingen hat Mitte Februar Insolvenzantrag gestellt. Ende Mai wird der Geschäftsbetrieb eingestellt. Foto: Stolt/dpa
Gulde-Druck in Tübingen hat Mitte Februar Insolvenzantrag gestellt. Ende Mai wird der Geschäftsbetrieb eingestellt.
Foto: Stolt/dpa

TÜBINGEN. Die knapp 20 Beschäftigten haben Kündigungen erhalten. Dies berichtete Insolvenzverwalter Jürgen Sulz am Donnerstag dem GEA auf Anfrage.

Es habe keine Interessenten für die Fortführung des Unternehmens als Ganzes gegeben. Eine vorgesehene Auffanglösung für die Fortsetzung des Teilbereichs Druckvorstufe mit fünf Beschäftigten habe sich in der vergangenen Woche zerschlagen. Zwei der fünf dafür eingeplanten Mitarbeiter hätten in dieser kleinen Einheit zu wenig Sicherheit für ihre berufliche Zukunft gesehen, erklärte der Reutlinger Rechtsanwalt Sulz.

Peter Gulde, 56, der der Gulde-Druck GmbH & Co. KG mit Sitz an der Bundesstraße 27 als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter in vierter Generation vorsteht, hatte Mitte Februar beim Amtsgericht Tübingen Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht hat nun das Insolvenzverfahren über das Vermögen von Gulde-Druck wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung eröffnet und den bisherigen vorläufigen Insolvenzverwalter Sulz zum Insolvenzverwalter bestellt.

Lob für die Beschäftigten

Gulde-Druck, vollstufiger Betrieb mit Satz, Druck und Weiterverarbeitung, ist in Tübingen eine Institution und gilt als Spezialist für Broschüren und Bücher, unter anderem bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Doch die Druckbranche leidet strukturell unter dem Trend zur Digitalisierung. »Corona hat zum Beispiel durch den Wegfall von Messekatalogen als Brandbeschleuniger gewirkt«, sagte Sulz. Das Insolvenzeröffnungsverfahren habe ihm verdeutlicht, dass sich der Betrieb in Tübingen bei rückläufiger Auftragslage und kleinen Auflagen dauerhaft nicht mehr rechne.

Sulz lobte indes: »Die Mitarbeiter haben gute Arbeit geleistet.« Ihre Gehälter und Löhne während der Kündigungsfristen (ein bis drei Monate) seien gesichert – auch weil die zuletzt vorhandenen Projekte ordentlich erledigt worden seien. Für den Kauf der Maschinen von Gulde gebe es 20 Interessenten, überwiegend aus dem Ausland. Hauptgläubiger seien die staatliche Förderbank KfW und die Agentur für Arbeit, die den Beschäftigten für die Monate Februar bis April Insolvenzgeld zahlte. »Es wird wohl eine überdurchschnittliche Insolvenzquote im niedrigen zweistelligen Prozentbereich geben«, sagte Sulz über das weitere Insolvenzverfahren. (GEA)