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Mehr Start-ups im Südwesten gegründet: Uni-Städte wie Tübingen stark

Gestiegene Zinsen, Konjunktursorgen und risikoscheue Investoren machen der Start-up-Szene zu schaffen. Im Gegensatz zum Bundestrend stieg die Zahl der Gründungen im Südwesten 2023 aber. So sieht es in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb aus.

Weniger Start-ups gegründet
Eine Person arbetitet am Laptop. Foto: Uli Deck/DPA
Eine Person arbetitet am Laptop.
Foto: Uli Deck/DPA

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Entgegen dem deutschlandweiten Trend sind im Südwesten 2023 mehr Start-ups aus der Taufe gehoben worden. Gemessen am Vorjahr stieg die Zahl der Neugründungen um rund acht Prozent auf gut 300, wie aus einer Studie des Bundesverbands Deutsche Start-ups hervorgeht. Der Aufwärtstrend aus dem ersten Halbjahr 2023 habe sich in der zweiten Jahreshälfte aber nicht fortgesetzt. Die Zahlen für das gesamte Jahr liegen zudem noch deutlich unter jenen des Rekordjahrs 2021: Damals waren demnach 395 Start-ups gegründet worden – gut 30 Prozent mehr als 2023.

Auf Nachfrage des GEA gab der Start-up-Verband auch eine Analyse auf Kreisebene heraus. Hier zeigt sich, dass vor allem Tübingen vom Trend der Gründung im Umfeld der Universitäten profitiert. Mit 5,6 Neugründungen pro 100.000 Einwohner liegt der Kreis Tübingen fast gleichauf mit Stuttgart (5,7) auf Platz 4 in Baden-Württemberg. Insgesamt gab es im Kreis Tübingen 13. Im Kreis Reutlingen waren es 7 Neugründungen, im Zollernalbkreis gar keine. Im Kreis Esslingen wurden sogar 16 Firmen neu gegründet.

Deutschlandweit wurden in 296 von 400 Landkreisen gar keine Start-ups und in nur 6 Landkreisen jeweils mehr als 50 neue Firmen gegründet. Auf einer bundesweiten Karte zeigt sich, dass die Region Neckar-Alb durchaus das Potenzial hat zu den aufstrebenden Gründungsclustern zu gehören.

Neben Baden-Württemberg verzeichneten auch Niedersachsen und Sachsen im vergangenen Jahr ein Wachstum. Das unterstreiche die zunehmende Bedeutung der Regionen jenseits etablierter Hotspots. Zwar entfalle ein Drittel aller Gründungen auf Berlin, München und Hamburg, ihr Anteil sei aber seit 2019 stetig gesunken. Für die Studie hatte die Analysefirma Startupdetector Handelsregisterdaten ausgewertet.

Auffällig ist der Studie zufolge außerdem die Dynamik forschungsnaher Standorte. Bei den Gründungen pro Kopf rangieren direkt hinter den Spitzenreitern Berlin und München das südhessische Darmstadt sowie Karlsruhe und Heidelberg. Auf die beiden Universitätsstädte aus dem Südwesten kamen rechnerisch 10,0 beziehungsweise 8,6 neue Start-ups je 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Berlin kam auf 12,5 Gründungen je 100.000 Menschen. »Um deutsche Universitäten entstehen zunehmend innovative Start-ups, die wissenschaftliche Durchbrüche schnell in die unternehmerische Praxis bringen«, hieß es.

Deutschlandweit sind im Gegensatz zum Südwest-Wachstum 2023 weniger Start-ups entstanden. Die Anzahl der Neugründungen fiel der Studie zufolge – gemessen am Vorjahr – um fünf Prozent auf knapp 2.500. Im Vergleich zum Rekordjahr 2021, als noch 3.196 Start-ups gegründet wurden, liege der Rückgang sogar bei gut einem Fünftel (22 Prozent). Der Rückgang treffe fast alle Branchen, allein der Software-Bereich habe zugelegt. Besonders bergab ging es bei Neugründungen im Online-Handel – hier wirke sich das schwache Konsumklima aus.

Die deutsche Start-up-Branche hat in der Corona-Pandemie von einem Digitalisierungsschub und den niedrigen Zinsen profitiert. Einen Boom erlebten etwa Lieferdienste und Finanzbroker. Auch im Südwesten kletterten die Gründungszahlen. Doch durch die gestiegenen Zinsen und Sorgen um die Konjunktur zeigten sich Investoren mit Finanzspritzen für Wachstumsfirmen zuletzt zurückhaltenden. Start-ups kommen schwerer an Geld, viele bauten bereits Stellen ab. (GEA/dpa)