METZINGEN. »Durch gemeinsamen Einkauf und Vertrieb mit der Schwesterfirma Klann Packaging erzielen wir seit diesem Jahr Synergieeffekte«, stellt der Industriekaufmann fest. Ostkamp, 62, ist auch Geschäftsführer von Klann Packaging im bayerischen Landshut. Beide Unternehmen gehören zur Münchener Beteiligungsholding Accursia Capital – Klann Packaging seit Mai 2020 und Müller & Bauer seit Mitte 2021.
Im Jahr 2022 hat die Müller & Bauer GmbH & Co. KG Ostkamp zufolge ihren Umsatz gegenüber 2021 um 15,5 Prozent auf 23,1 Millionen Euro gesteigert. Dieser Anstieg sei vor allem durch Preiswachstum erfolgt. Die Produktion habe sich von 166 Millionen Dosen im Vorjahr auf 170 Millionen erhöht.
Auf die Frage nach der Ertragslage antwortet der Geschäftsführer: »Wir haben ein vernünftiges positives Ergebnis erreicht. Das hatte positive Auswirkungen bei der Entlohnung der Beschäftigten beim Urlaubs- und beim Weihnachtsgeld.« Er verweist zudem auf jüngste Investitionen: eine Schweißlinie für 1,3 Millionen Euro und eine Produktionsmaschine für kleine Lackdosen für den Modellbau, die eine halbe Million Euro gekostet habe.
106 Beschäftigte
Müller & Bauer stellt blanke und bedruckte Metallverpackungen aus Weißblech und Aluminium mit einem Fassungsvermögen bis zu drei Litern her, vor allem für die Lebensmittel-, Kosmetik- und Chemieindustrie. Etwa 60 Prozent des Umsatzes seien 2022 auf Dosen für Lebensmittel entfallen, so Ostkamp. Kunden seien Hersteller von Wurst, Käse, Brotaufstrichen, Schokolade und Bonbons. 25 Prozent des Umsatzes hätten zuletzt Dosen für kosmetische und pharmazeutische Produkte (Cremes) ausgemacht. Zudem würden die kleinen Blechdosen aus Metzingen für chemisch/technische Füllgüter wie Farben und Lacke verwendet.
Das Unternehmen beschäftigt (gegenüber dem Vorjahr unverändert) 106 Menschen, darunter drei Auszubildende. »Wir wären gerne mehr. Es gibt derzeit acht offene Stellen«, erzählt Ostkamp. Zudem sei der Vertrieb jüngst sehr erfolgreich gewesen und habe neue Projekte für 2024 an Land gezogen. Im laufenden Jahr habe sich das Geschäft indes nach einem starken ersten Quartal etwas beruhigt, sodass er beim Umsatz lediglich eine Steigerung von 23,1 Millionen auf 24 Millionen Euro erwarte.
Während der 1899 von Fritz Müller und Fritz Bauer gegründete Betrieb in Metzingen für zwei- und dreiteilige Standarddosen mit einem Durchschnittspreis von unter 15 Cent stehe, stelle ihre heutige Schwesterfirma, die seit 1947 von Hermann Klann aufgebaute Klann Packaging GmbH exklusive dreiteilige Schmuck- und Jubiläumsdosen mit einem Durchschnittspreis von 1,40 Euro her. Das Unternehmen in Landshut sei daher ein Anbieter von Nischenprodukten. Es habe im vergangenen Jahr mit ihren 100 Beschäftigten einen Umsatz von 16 Millionen Euro erreicht und sei in die Profitabilität zurückgekehrt. Die Übernahme von Müller & Bauer durch Accursia ist gemäß Ostkamp »eine Nachfolgesituation« gewesen, die Übernahme von Klann Packaging zuvor indes »eine Sanierungssituation«.
Gesellschafter ist Accursia Capital
Ostkamp, der in Wegberg (Nordrhein-Westfalen) an der niederländischen Grenze wohnt, arbeitet montags und freitags im Homeoffice und dienstags bis donnerstags in Metzingen und Landshut. Er kündigt an, dass die Zusammenarbeit der beiden von ihm geleiteten Firmen weiter verstärkt werden solle. Bei der wichtigen Branchenmesse Fachpack in Nürnberg im September 2024 solle es einen ersten gemeinsamen Auftritt der beiden Unternehmen geben.
Jakob Tripolt, 28, der als Vertreter des Gesellschafters Accursia Capital GmbH am Pressegespräch teilnimmt, weist darauf hin, dass die Beteiligungsgesellschaft inzwischen zehn Beteiligungen mit einem Gesamtumsatz von 250 Millionen Euro und insgesamt 900 Mitarbeitern habe. Zuletzt sei eine Papierfabrik mit 120 Beschäftigten in Frankreich dazugekommen.
Martin Scheiblegger, 38, habe Accursia Capital 2017 gegründet und sei einziger Gesellschafter der Beteiligungsholding. Accursia sei auf mittelständische Industrieunternehmen mit ungelöster Nachfolgeregelung sowie Sanierungs- und Restrukturierungsbedarf fokussiert. »Zukaufen, entwickeln, behalten« ist laut Tripolt die Devise. (GEA)