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Investor des Reutlinger »Katharinenhof« fordert exakte Daten über Baumängel

Prokurist Daniel Schillerwein (links) und Geschäftsführer Dimitrios Patikas von der Heinz K. Schwörer Grundstücksverwaltung GmbH
Prokurist Daniel Schillerwein (links) und Geschäftsführer Dimitrios Patikas von der Heinz K. Schwörer Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG (HKS Schwörer) in Eningen zu Gast beim GEA. FOTO: SCHANZ
Prokurist Daniel Schillerwein (links) und Geschäftsführer Dimitrios Patikas von der Heinz K. Schwörer Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG (HKS Schwörer) in Eningen zu Gast beim GEA. FOTO: SCHANZ

REUTLINGEN. Aufgrund der Insolvenz des Tübinger Bauträgers Exklusiv Wohnwert gibt es beim Großbauprojekt »Katharinenhof« in der Reutlinger Innenstadt bei der geplanten Gewerbeeinheit im Erdgeschoss einige Probleme. Das Eninger Unternehmen HKS Schwörer ist Investor dieser Gewerbeeinheit und will sie nach Fertigstellung an den Lebensmitteleinzelhändler Tegut (Fulda) vermieten. Geschäftsführer Dimitrios Patikas und Prokurist Daniel Schillerwein von HKS Schwörer beklagen als Gäste des GEA aber zum einen Baumängel und zum anderen, dass es »an Daten zu den nun entstehenden Mehrkosten und zum erwarteten Fertigstellungstermin« mangele. »Ohne belastbare Zahlen können wir uns zu nichts zusätzlich verpflichten«, sagte Patikas.

Kaum ein anderes Bauprojekt in Reutlingen hat in den vergangenen Jahren für so viel Gesprächsstoff gesorgt wie der »Katharinenhof«. Wo bis zum Abbruch im Jahr 2017 das Kino Kali stand, sind 31 Wohnungen (zwischen 49 und 158 Quadratmeter groß) und eine Ladeneinheit im Erdgeschoss mit 1 000 Quadratmetern Verkaufsfläche vorgesehen. Langwierige archäologische Grabungen, Auswirkungen der Corona-Pandemie – wie Knappheit an Baustoffen – und dann, Anfang Dezember vergangenen Jahres, die Insolvenz der als Bauträger und Bauunternehmen agierenden Tübinger Unternehmensgruppe Exklusiv Wohnwert haben das Vorhaben in der Nähe des Marktplatzes erheblich verzögert.

Wie berichtet, hat Insolvenzverwalter Axel Kulas inzwischen einen Teil-Weiterbau veranlasst: Der Rohbau und das Dachgebälk sollen fertiggestellt und alle Fenster eingebaut werden. Der Baukran dreht sich wieder. Das Gros der Wohnungsinvestoren hat laut Kulas eine Absichtserklärung unterschrieben, die einen Aufschlag auf den vereinbarten Kaufpreis beinhaltet. Parallel soll die weitere Baufortsetzung geplant werden.

Verweis auf die Vertragslage

Die Heinz K. Schwörer Grundstücksverwaltung GmbH & Co. KG (HKS Schwörer) investiert Geschäftsführer Patikas, 61, und dem Leiter Recht Schillerwein, 43, zufolge überwiegend in Einzelhandelsflächen. »Aktuell haben wir über ein Dutzend Projekte im Bestand. Mieter sind unter anderem Netto, Edeka und Rewe«, berichtet Patikas. Die Flächen seien für diese Mieter gestaltet. »Bei Investitionsbedarf nach einigen Jahren sind wir dann wieder gefordert, zum Beispiel mit einem Zuschuss für einen Umbau«, erläutert der promovierte Jurist Schillerwein einen weiteren Aspekt des Geschäftsmodells des Büros der Familie Schwörer.

Zum »Katharinenhof« verweisen Patikas und Schillerwein zunächst auf die Vertragslage. Demnach besteht ein Mietvertrag zwischen der EW Marktplatz RT GmbH, der für den »Katharinenhof« zuständigen Projektgesellschaft der insolventen Firmengruppe Exklusiv Wohnwert, und Tegut. »Der Mietvertrag besteht also aktuell nicht mit uns«, stellte Patikas klar. Zudem gebe es einen Kaufvertrag zwischen EW Marktplatz RT und HKS, der die Beauftragung des Neubaus nach der Makler- und Bauträgerverordnung mit entsprechendem Zahlungsplan nach Baufortschritten sowie die anschließende Übereignung des Erdgeschossanteils an HKS vorsehe. »Erst dann treten wir als Vermieter in das Mietverhältnis ein«, so Patikas. EW Marktplatz RT habe zudem mit der Merkur Privatbank KGaA (München) einen Kreditvertrag zur Zwischenfinanzierung. Die Bank sei entsprechend im Grundbuch abgesichert.

Der »Katharinenhof« war vor der Insolvenz von Exklusiv Wohnwert mit Gesamtkosten von etwas über 20 Millionen Euro veranschlagt, wie der Insolvenzverwalter berichtet hatte. Gemäß Kaufvertrag vom Oktober 2020 entfallen davon etwa 6,7 Millionen Euro auf die Gewerbeeinheit im Erdgeschoss, teilten nun Patikas und Schillerwein mit. Damit sei HKS Schwörer mit etwa 30 Prozent Anteil der größte Einzelinvestor bei dem Projekt. Bisher habe HKS Schwörer, wie vereinbart, nach Baubeginn die ersten 30 Prozent der Vertragssumme, also 2 Millionen Euro, bezahlt.

»Nun hören wir von einem Aufschlag von 15 bis 20 Prozent«, erzählte Schillerwein. »Aber eine exakte Kalkulation dafür liegt uns nicht vor«, ergänzt Patikas. »Wir haben letztlich auf nichts Zugriff, werden aber mit Forderungen und Aufforderungen angegangen, zum Beispiel damit, Kostensteigerungen mitzutragen«, so Schillerwein weiter.

Tegut setzt auf Reutlingen

Zunächst sei als Übergabezeitpunkt der 30. September 2022 vereinbart gewesen, erläuterte Patikas. Dann sei Tegut in einem Nachtrag auf eine Verschiebung zum 30. September 2023 eingegangen. »Bis zum 30. September dieses Jahres wird eine Fertigstellung aber nicht möglich sein«, sagte Schillerwein. Die Merkur Privatbank, die als größte Geschädigte den Schaden durch Weiterbau begrenzen wolle und durchaus Bau-Know-how habe, sage, die Fertigstellung sei jedoch bis Mitte 2024 zu schaffen. Für HKS Schwörer legt Patikas Wert auf die Feststellung, dass die Gewerbeeinheit erst genutzt werden könne, wenn die Wohnungen in ordentlicher Bauausführung fertig seien.

Zudem habe Tegut eine klare Baubeschreibung vorgelegt, die Grundlage des Mietvertrags sei, merkt er an. Dazu kommentierte Schillerwein: »Die EW-Gruppe hat eine schlechte Kommunikation mit Tegut geführt. Es sind deshalb Baumängel in der Gewerbeeinheit entstanden.« Die Ausführung weiche von den Vorgaben von Tegut ab, zum Beispiel im Trockenbau, bei Rohrdurchbrüchen und Installationen: »Wenn eine Abwasserleitung durch die geplante Kuchentheke durchgeht, können die das nicht abnehmen«, wurde Schillerwein deutlich.

Auf Nachfrage des GEA stellte der Jurist zudem fest, dass es ein hochkomplexes Thema sei, eine rechtliche Anschlusskonstruktion zu finden, die nach dem Teil-Weiterbau im Insolvenzverfahren die Nachfolge von EW Marktplatz RT als Bauträger übernehme und dann für die Gemeinschaft der etwa 30 Investoren den Fortgang der Bauarbeiten organisiere. »Wir würden uns natürlich wünschen, dass der Vertragsgegenstand vertragsgemäß übergeben wird«, fügte Patikas hinzu. Einstweilen dauere der Entscheidungsprozess bei HKS Schwörer jedoch an. Im Falle einer Vertragskündigung müsste das Unternehmen indes seine Forderungen abschreiben und könnte allenfalls auf eine Quote im Insolvenzverfahren hoffen.

Nach dem Gespräch mit den beiden HKS-Schwörer-Vertretern kam die Meldung, dass Tegut 19 Filialen der insolventen Bio-Supermarktkette Basic übernehmen wird. Dies hat auf die Einschätzung zum Projekt in Reutlingen laut Tegut-Pressesprecher Matthias Pusch aber keine Auswirkung. Er sagte dem GEA: »Die Kollegen aus unserer Expansionsabteilung halten an dem geplanten Standort in Reutlingen fest. Wir wollen den Markt nach wie vor eröffnen. Uns ist daran gelegen, in der Region Fuß zu fassen.« (GEA)