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Aktuell Handwerk

In kleinen Schritten aus der Talsohle

Handwerkskammer Reutlingen hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturumfrage veröffentlicht

Zwei Drittel ihres Umsatzes machen Bau- und Ausbauhandwerker mit Modernisierungen. FOTO: HELLER/AMH
Zwei Drittel ihres Umsatzes machen Bau- und Ausbauhandwerker mit Modernisierungen. FOTO: HELLER/AMH
Zwei Drittel ihres Umsatzes machen Bau- und Ausbauhandwerker mit Modernisierungen. FOTO: HELLER/AMH

REUTLINGEN. Die jüngere konjunkturelle Entwicklung hat die zurückhaltende Frühjahrsprognose des regionalen Handwerks bestätigt. Auftragslage und Umsätze liegen weitgehend auf dem Vorjahresniveau. Positive Signale kommen aus dem Bauhandwerk. Dass die Frühjahrsbelebung in diesem Jahr recht überschaubar ausfallen würde, sei zu erwarten gewesen, kommentiert Präsident Alexander Wälde einer Pressemitteilung zufolge die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen. »Immerhin ist die Lage stabil. Die Bundesregierung hat mit den Maßnahmen für schnelleren Wohnungsbau, den geplanten Investitionen in Infrastruktur und verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten einige wichtige Wachstumsimpulse ge-setzt. Nun geht es darum, zügig in die Umsetzung zu kommen.«

Bei der neuesten Erhebung bewerteten 64 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb die aktuelle Geschäftslage als »gut«. Knapp zehn Prozent äußerten sich unzufrieden, etwas mehr als vor einem Jahr, schreibt die Kammer. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Auftragslage im zweiten Quartal nahezu unverändert geblieben. 28 Prozent der Betriebe verbuchten mehr Bestellungen, ein Plus von vier Prozentpunkten. Um denselben Wert stieg der Anteil der Betriebe, die Rückgänge meldeten, auf nunmehr 26 Prozent. Nahezu identisch entwickelten sich demnach die Umsätze. 30 Prozent der Betriebe meldeten höhere Einnahmen, während 21 Prozent ein Minus verzeichneten (2/2024: 26 und 16 Prozent).

Einbruch bei Dienstleistern

Allerdings gibt es laut Handwerkskammer zwischen den einzelnen Branchen große Unterschiede. Einen regelrechten Nachfrageeinbruch hätten die Dienstleistungsbetriebe und das Gesundheitshandwerk erlebt. In beiden Handwerksgruppen sei der Auftragssaldo in den negativen Bereich gerutscht. Bei den Friseuren, Kosmetikern und Schneidern betrage der Rückgang 27 Prozentpunkte. Deutlich besser sei es zuletzt im krisengeplagten Bauhauptgewerbe und bei den gewerblichen Zulieferern gelaufen. Mehr als ein Drittel der Maurer, Dachdecker und Zimmerer habe höhere Auftragseingänge verzeichnet. Auch bei den Zulieferbetrieben des Metall- und Elektrohandwerks habe sich die Situation entspannt. Erstmals seit dem ersten Quartal 2023 falle der Auftragssaldo wieder positiv aus, wenn auch auf niedrigem Niveau.

Die Kapazitätsauslastung sei im Vergleich zum Vorjahresquartal nahezu un-verändert geblieben: 53 Prozent der Betriebe hätten eine Auslastung von mindestens 80 Prozent gemeldet. Die Zahl der Betriebe, die unter Volllast und darüber hinaus arbeiten, habe sich im selben Zeitraum von 19 auf 10 Prozent halbiert.

»Energie ist im Lebensmittelhandwerk ein zentraler Kostenfaktor. Die Entscheidung, die Stromsteuer anders als im Koalitionsvertrag vereinbart nun doch nur für Industrieunternehmen zu senken, ist falsch«, stellt Wälde fest.

Was die konjunkturelle Erholung angeht, stellen sich die Betriebe der Kammer zufolge auf eine längere Strecke ein. Aktuell rechne jeder fünfte Betrieb damit, dass sich die Geschäftslage in den kommenden Wochen verbessere. Die Auftrags- und Umsatzerwartungen bewegten sich auf Vorjahresniveau. Bei der Beschäftigung falle die Prognose optimistischer aus. Jeder achte Betrieb wolle zusätzliche Arbeitskräfte einstellen.

Die 13.900 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.200 junge Menschen aus. (GEA)