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IHK Reutlingen will Firmen helfen, Abfall einzusparen

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen lud zum Abfallgipfel ein und brachte im Beisein von Umwelt-Staatssekratär Andre Baumann die Initiative »Verpackungsbewusst« auf den Weg.

REUTLINGEN. »Wir müssen auch im Bereich Verpackungen die Kreislaufwirtschaft voranbringen«, sagte Andre Baumann (Grüne), Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, am Montag beim Abfallgipfel Neckar-Alb in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen. Die ab 2025 in Kraft tretende EU-Verpackungsverordnung sieht unter anderem die Wiederverwendung für ausgewählte Verpackungsgruppen, die schrittweise Abschaffung vermeidbarer/unnötiger Verpackungen und Vorgaben für Wiederverwertungsanteile in Kunststoffverpackungen vor. Die IHK startete bei der Veranstaltung mit etwa 50 Teilnehmenden die Initiative »Verpackungsbewusst«, die Unternehmen Impulse geben soll, sich auf die neue Verordnung einzustellen.

»Abfall ist ein Rohstoff, aus dem man viel machen kann«, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp in seiner Begrüßungsrede. Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft werde unterschätzt. Sie sei »ein Teil der Infrastruktur in unserem Land«. In Richtung Baumann schauend sagte Epp indes, Bürokratie sei per sie nicht schlecht, »aber wir müssen schon schauen, wen Gesetze treffen«.

Der Staatssekretär lobte, dass die EU-Verpackungsverordnung einheitliche Spielregeln von Zypern bis Skandinavien bedeuteten. Dies dürfte deutschen Unternehmen helfen. Er gab allerdings auch zu, dass es sich um »ein kleinteiliges Regelwerk« handele, in dem die Melde- und Berichtspflichten »sehr aufwendig« seien. Solche Pflichten hält er für sinnvoll, sie müssten aber leistbar sein.

Gedrucktes unter Druck

Baumann sagte: »Ohne eine funktionierende Kreislaufwirtschaft erreichen wir die Klimaziele nicht.« Während früher durch Wegwerfen Mülldeponie-Probleme entstanden seien, sei später durch Vermeidung, Getränkebepfandung, Wiederverwertung und Recycling einiges verbessert worden. »Ich bin dankbar, dass wir viele hochwertige Recyclingunternehmen im Land haben«, sagte Baumann und würdigte bei der anschließenden Podiumsdiskussion das Unternehmen des neben ihm sitzenden Alexander Korn aus Albstadt, der auch Vorsitzender des Ausschusses Umwelt und Energie der IHK Reutlingen ist. Er wies auch darauf hin, dass wiederverwertbare Verpackungen eine ausgeklügelte Logistik benötigten.

Erbe Elektromedizin in Tübingen benötige pro Jahr etwa 400 Tonnen Verpackungsmaterial, vor allem für Verbrauchsgüter, wie Helmut Scherer, Prokurist der Firma, berichtete. »Wir könnten diese Verpackungsmenge reduzieren«, sagte er. Dafür müsste jedoch die Vorgabe für gedruckte Gebrauchsanweisungen durch eine digitale Version ersetzt werden.

Tubex in Rangendingen stellt Aluminiumverpackungen her. Karin Bauer, Managerin des Unternehmens, hob hervor, dass in der Produktion Abfälle gesammelt und zu hohen Anteilen wiederverwertet würden. Ein Wiederbefüllen der verwendeten Verpackungen sei im Hinblick auf Kundenbedürfnisse und Logistik indes schwierig.

Künstliche Intelligenz bietet Potenziale

Prof. Markus Schmid von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen sagte: »Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft ist komplex. Es braucht oft individuelle Lösungen vom Rohmaterial bis zur Entsorgung.« Auf Nachfrage von Moderatorin Elisabeth Musch (IHK Reutlingen) antwortete Schmid, künstliche Intelligenz biete auch in der Abfallwirtschaft Potenziale, unter anderem für die Sortierung.

Durch die Initiative »Verpackungsbewusst« werden in den kommenden sechs Monaten regionale Unternehmen bei der Erstellung und Umsetzung ihrer Verpackungsziele unterstützt. Die Initiative verfolgt das Ziel, Verpackungen ökologisch sinnvoll und effizient einzusetzen – und Verpackungen einzusparen. Zuständig ist die bei der IHK angesiedelte Kompetenzstelle für Ressourceneffizienz der Region Neckar-Alb (KEFF+). (GEA)

Andre Baumann (Grüne), Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, zu Gast bei der IHK Reutlingen.
Andre Baumann (Grüne), Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, zu Gast bei der IHK Reutlingen. Foto: Pieth
Andre Baumann (Grüne), Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium, zu Gast bei der IHK Reutlingen.
Foto: Pieth