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IG Metall-Kundgebung bei Marelli in Reutlingen: Gewerkschaft fordert vier Prozent

IG Metall Reutlingen-Tübingen setzt Warnstreiks in Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie fort und bekundet auch Solidarität mi
IG Metall Reutlingen-Tübingen setzt Warnstreiks in Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie fort und bekundet auch Solidarität mit den Beschäftigten bei Marelli AL. Foto: Markus Niethammer
IG Metall Reutlingen-Tübingen setzt Warnstreiks in Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie fort und bekundet auch Solidarität mit den Beschäftigten bei Marelli AL.
Foto: Markus Niethammer

REUTLINGEN. Die IG Metall Reutlingen-Tübingen hat gestern zum Frühschluss mit anschließender Kundgebung aufgerufen. Nach Angaben der Polizei, die einen Teil der Tübinger Straße für die Dauer der Veranstaltung absperrte, nahmen »in der Spitze 350 Menschen« an der Kundgebung vor den Toren der Marelli Automotive Lighting Reutlingen GmbH teil. Die Geschäftsleitung des Automobilzulieferers hatte im vergangenen Jahr den Wegfall von 250 Stellen angekündigt. Als Zeichen der Solidarität kamen Vertreter zahlreicher Firmen zur Kundgebung. Darunter waren Vertreter von Kion, Kärcher, MAG IAS, Erbe, Bosch, Siemens oder Modine Pliezhausen, mit Fahnen und Plakaten ausgestattet, anwesend.

Wie der GEA erfahren hat, sollen nächste Woche die Verhandlungen zwischen Marelli AL und dem Betriebsrat fortgesetzt werden. Laut Geschäftsführer Martin Schmidt-Prange haben beide Seiten jüngst »einen großen Schritt aufeinander zugemacht«. Kommenden Dienstag sollen Personalchefs aus Italien an neuen Gesprächen teilnehmen.

Perspektive für junge Menschen

Ein weiteres Thema bei der Kundgebung war der Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie. Am vergangenen Mittwoch fand die fünfte Verhandlungsrunde statt in Kornwestheim statt. »Wir sehen für unsere qualitativen Themen Lösungskorridore«, sagte Tanja Silvana Nitschke, Chefin der IG Metall Reutlingen-Tübingen. Aus ihrer Sicht wären Tarifverträge, Beschäftigungssicherung und Perspektive für junge Menschen demnach machbar. Ferner forderte sie dafür Zusagen von Arbeitgebern.

Die IG Metall fordert unter anderem vier Prozent mehr Geld – entweder in Form von Lohnsteigerungen oder als zumindest partiellen Ausgleich, wenn ein Betrieb in der Krise die Arbeitszeit reduziert.

In vier Warnstreikwochen haben sich nach Informationen der IG Metall im Südwesten 202 570 Metaller bei über 580 betrieblichen Aktionen an Warnstreiks, Kundgebungen und Frühschluss beteiligt. Öffentlichen Aktionen fanden auch in an Göppinger, Neckarsulm und Ludwigsburg statt. Bei den Warnstreiks kam es am Freitag zu zahlreichen Frühschluss-Aktionen. Nach Angaben der IG Metall nahmen daran folgende Betriebe teil: Liebherr (3 600 Beteiligte), SEW Eurodrive in Bruchsal (2 100), Siemens in Karlsruhe (600), Constellium in Gottmadingen (400), Hugo Kern und Liebers in Schramberg (300).

Die IG Metall Stuttgart hatte am Donnerstag mit einer über drei Kilometer langen Menschenkette von Feuerbach nach Zuffenhausen für die Forderungen zur Stabilisierung der Einkommen und Sicherung von Beschäftigung, betriebliche Zukunftstarifverträge sowie Perspektiven für Auszubildende und dual Studierende geworben.

In Nordrhein-Westfalen haben Verhandlungen zu keiner Einigung geführt. Arbeitgeber und IG Metall gingen am frühen Freitagmorgen nach langen Gesprächen ohne Ergebnis auseinander. Die Arbeitgeber hatten nach eigenen Angaben für das Jahr 2021 eine Einmalzahlung von 350 Euro angeboten. Die Gewerkschaft wies dies als »völlig unzureichend zurück«. Das Angebot würde »Reallohnverluste für die Beschäftigten bedeuten«, sagte der NRW-Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler.

Eine weitere Annäherung gab es nach Gieslers Worten bei den Themen Beschäftigungssicherung und Zukunftstarifverträge. Die Arbeitgeber müssten aber bei ihrem Angebot deutlich nachlegen, »um Beschäftigungssicherung durch Arbeitszeitverkürzung mit Entgeltausgleich finanzieren zu können«. Auch der Präsident des Verbands der Metall- und Elektroindustrie NRW, Arndt Kirchhoff, sagte, Arbeitgeber und Gewerkschaft hätten sich »in einigen Punkten durchaus angenähert«. Die Gewerkschaft will jetzt in der Tarifkommission und mit dem Vorstand der IG Metall den Verhandlungsstand bewerten. »Der Vorstand wird dann entscheiden, ob vor Ostern ein weiterer Lösungsversuch in Nordrhein-Westfalen unternommen wird«, sagte Giesler. (GEA)