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Hemdenhersteller Olymp aus Bietigheim-Bissingen mit neuer Strategie

Der Hemdenhersteller Olymp Bezner mit Sitz in Bietigheim-Bissingen sieht sich gut vorbereitet für eine Zeit mit verbesserter Konsumstimmung.

Beispiele aus der Frühjahrskollektion Casual von Olymp
Beispiele aus der Frühjahrskollektion Casual von Olymp Foto: Olymp Bezner
Beispiele aus der Frühjahrskollektion Casual von Olymp
Foto: Olymp Bezner

BIETIGHEIM-BISSINGEN. »Unsere Branche lechzt nach einer Aufhellung der Stimmung«, sagt Mark Bezner im Gespräch mit dem GEA. Da dürfe sich gerne nach der Bundestagswahl morgen, Sonntag, etwas ändern, fügt der geschäftsführende Mehrheitsgesellschafter der Olymp Bezner KG mit Sitz in Bietigheim-Bissingen (Landkreis Ludwigsburg), Marktführer bei Herrenoberhemden in Europa, hinzu. Sein Unternehmen mit 860 Beschäftigten sieht er trotz fünf Jahren Krise gut aufgestellt: »Wir haben viel investiert und uns gut für die Zukunft vorbereitet. Jetzt dürfen die Chancen kommen.« Olymp Bezner wolle auf die Veränderungen im Bekleidungshandel reagieren und unter anderem das Direktgeschäft mit Verbrauchern stärken und den Exportanteil (zuletzt: 34 Prozent) am Umsatz (2024: 212 Millionen Euro) ausbauen, kündigt er an. Zudem erläutert Bezner, warum in seinem Betrieb nun an bestimmten Tagen wieder Anwesenheitspflicht herrscht.

Mark Bezner, 61, repräsentiert die dritte Generation des Familienunternehmens. Seinen 1960 verstorbenen Großvater, den Firmengründer Eugen Bezner, kennt er nur aus Erzählungen und von Fotos. Nach Schule, Bundeswehr, Zeit als Leistungsschwimmer, Studium in den USA und drei Jahren als Produktmanager bei Procter & Gamble stieg der auf Marketing und Finanzen spezialisierte Betriebswirt 1990 im elterlichen Betrieb ein, der damals für umgerechnet 20 Millionen Euro Umsatz stand.

Absturz in der Coronakrise

»Ich habe von meinem Vater sehr viel freie Hand bekommen – etwa bei der Kollektionsausrichtung und der Markenführung«, erzählt Bezner. So habe sich Olymp Bezner von der Nummer 14 des deutschen Hemdenmarktes zur Nummer eins – inzwischen auch in Europa – hochgearbeitet. Dies gelte nach Stückzahlen und nach Umsatz, beantwortet er eine Nachfrage. 25 Jahre lang sei der Umsatz ununterbrochen bis 2019 auf 268 Millionen Euro gestiegen. Zuletzt habe die Jahresproduktion bei etwa 7 Millionen Hemden gelegen. Es seien auch schon über 10 Millionen gewesen. Der Rückgang hänge neben der Wirtschaftskrise auch damit zusammen, dass »betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvolle Fremdfertigung für andere Marken« beendet worden sei.

»In der Coronakrise sind wir von 268 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2019 auf 161 Millionen Euro in 2021 abgestürzt«, berichtet Bezner. In den Jahren 2022 (227 Millionen Euro) und 2023 (229 Millionen Euro) habe es zwar eine Erholung der Geschäfte gegeben, der im vergangenen Jahr aber wieder ein Rückschlag (212 Millionen Euro) gefolgt sei. »Wir haben uns nach dem Absturz stabilisiert, sind jedoch bei Weitem noch nicht auf dem 2019er-Level«, beschreibt der Firmeninhaber seine Herausforderung.

Er analysiert die Krise auf der volkswirtschaftlichen, der Branchen- und der Produkt-Ebene. »Die Konsumbereitschaft leidet im Allgemeinen ganz massiv und im Bereich Mode und Lifestyle überproportional, weil der Verbraucher da einfach in einer guten Stimmung sein muss, um sich etwas Neues zu gönnen«, stellt er fest. Den Kühlschrank hingegen müssten die Menschen füllen, »egal wie hoch die Preise steigen«.

Wichtige Kontaktpunkte

Für das Geschäft von Olymp Bezner spiele zudem »die enorme Konsolidierung auf der Handelsseite« eine wichtige Rolle, führt der Betriebswirt aus. Er erinnert an die Insolvenzen von Galeria, Sinn und Wormland, aber auch an Schließungen von örtlich wichtigen inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften und merkt an: »Uns fehlen damit wichtige Kontaktpunkte zum Endverbraucher. Das geht ans Volumen.«

Mit der Verbreitung von Homeoffice infolge der Corona-Pandemie habe zudem das Hemd als maßgebliches Produkt von Olymp besonders gelitten; der Männermode-Spezialist bietet des Weiteren Freizeithemden, Pullover, T- und Sweatshirts, Accessoires (etwa Krawatten) und Hosen an.

Zahlen zur Ertragslage gibt das Familienunternehmen Olymp Bezner KG traditionell gegenüber Medien nicht bekannt – und muss sie wegen seiner Rechtskonstruktion auch nicht veröffentlichen. »Bei den Umsatzeinbußen sind zuletzt auch die Erträge nicht mehr so befriedigend gewesen«, erklärt Bezner und ergänzt: »Aber wir haben, zumindest bis 2024, keine roten Zahlen geschrieben.« Das Unternehmen sei solide finanziert und stehe auf gesunden Füßen, auch weil Gewinne in sehr guten Jahren überwiegend nicht ausgeschüttet worden seien. Außer dem Mehrheitsgesellschafter Mark Bezner (65 Prozent) halten sein Vater Eberhard Bezner, 89, seine Schwester Birgit Bezner-Fischer, 60, und deren beiden Kinder die weiteren Unternehmensanteile.

Weiteres Unternehmen in München

Der seit 2010 zur Olymp-Bezner-Gruppe gehörende Strickwarenhersteller Maerz Muenchen KG (München) ist zu 100 Prozent im Besitz von Mark Bezner. Das Unternehmen mit 113 Beschäftigten am Firmensitz sowie 230 Personen im eigenen Strickwarenwerk in Ungarn hat zuletzt einen Umsatz von 27,4 Millionen Euro erreicht. Seit Anfang Februar 2025 wird es von Louis Bezner, 27, Sohn von Mark Bezner, als Geschäftsführer geleitet.

Bei Olymp Bezner unterstützen die angestellten Manager Kai Graf, 45, Heiko Ihben, 48, und Johann Trischberger, 47, den Mehrheitsgesellschafter in der Unternehmensführung. Mit Blick auf die Umsatzverteilungen haben sie Handlungsfelder ihrer weiteren Strategie erarbeitet. Die Exportquote von 34 Prozent entsteht aus Geschäften mit Kunden in über 40 Ländern. Die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Frankreich sind Bezner zufolge die derzeit stärksten Auslandsmärkte. 65 Prozent des Umsatzes sei zuletzt mit Facheinzelhändlern gemacht worden, 15 Prozent in den knapp 60 eigenen Verkaufsstellen in Deutschland und Österreich, 10 Prozent im eigenen Onlineshop und weitere 10 Prozent über die Onlineshops der Handelspartner sowie über reine Onlinehändler wie Zalando, Otto und About You.

»Wir müssen versuchen, die Umsatzrückgänge durch die Schließungen von Facheinzelhändlern auszugleichen«, sagt Mark Bezner. Daher liege der Fokus auf dem Direktgeschäft mit dem Verbraucher. »Wenn es Sinn ergibt, machen wir neue Geschäfte auf. Die Mietpreise haben sich der neuen Realität angepasst.« Auch das Onlinegeschäft soll angeschoben werden. Der Exportanteil solle steigen – 40 Prozent in fünf Jahren seien denkbar –, »aber nicht dadurch, dass wir in Deutschland Umsatz liegen lassen«. Wichtig in der Wachstumsstrategie sei auch der Trend zur Casualisierung, also zu einem legeren, bequemen Kleidungsstil.

Bei allen Neuerungen legt Olymp Bezner Wert auf partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Handelskunden. »Wir gehen mit dem Thema Outlet sehr selektiv um. Da gibt es klare Spielregeln«, sagt er – auch mit Blick auf das Olymp-Outlet in Metzingen. Zudem bleibe man »im gehobenen Bekleidungshandel« mit unverbindlichen Preisempfehlungen zwischen 59 und 149 Euro pro Herrenhemd unterwegs: »Nur wenn Sie einigermaßen Ruhe an der Preisfront haben, können Sie eine starke Marke aufbauen und halten.«

Die Arbeit an der Nähmaschine für Olymp Bezner erfolgt im Falle der Hemden bei fünf langjährigen Partnerbetrieben in Indonesien, Vietnam, China und Bangladesch. »Sämtliche Kernkompetenzen wie Entwicklung, Design, Einkauf von Geweben, Arbeitsvorbereitung, Logistik, Marketing und Verwaltung sind in Bietigheim-Bissingen«, sagt Bezner. Etwa 450 der 860 Beschäftigten seien am Hauptort tätig, darunter 33 Auszubildende und dual Studierende. Die weiteren Personen arbeiteten in den eigenen Verkaufsstellen sowie in der Qualitätskontrolle bei den Fertigungspartnern.

Allgemeine Präsenzpflicht

In Bietigheim-Bissingen sind seit Monatsbeginn dienstags und mittwochs bei Olymp Bezner die Parkplätze wieder knapp. Denn an diesen beiden Tagen herrsche allgemeine Präsenzpflicht, so Bezner. Für einen dritten Tag in der Woche gelte dies auch, welcher dies sei, sei je Abteilung gesondert festgelegt. »Wir arbeiten viel mit dem Produkt. Da funktionieren gewisse Abstimmungen in Online-Sitzungen nicht so gut«, erläutert der Firmenchef diese Wende. »Die Leute an den Bildschirmen sind deutlich passiver«, sagt er. Bei Präsenzsitzungen könne man sich in die Augen schauen. »Wer zu Hause sitzt, kann im Besprechungsraum nicht auf den Tisch hauen. Und wenn man sich gezofft hat, gibt es nicht die Möglichkeit, sich später in der Kantine wieder vernünftig zu unterhalten«, führt er aus. Die Neuregelung sei mit dem Betriebsrat abgestimmt: »Das schauen wir uns mal ein halbes Jahr an und sehen, was es für die Effizienz bedeutet.« (GEA)