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Handelskrieg: Unseriöse Fantasierechnung

Warum GEA-Redakteur Ulrich Häring denkt, dass es an der Zeit ist, dass die EU anhand einer eigenen Rechnung Trump die wahre Bedeutung des Wortes »reziprok« klarmacht.

US-Präsident Donald Trump  zeigt, welche Länder welche Zölle zahlen sollen.  Die Zahlen sind weitgehend beliebig gewählt.
US-Präsident Donald Trump zeigt, welche Länder welche Zölle zahlen sollen. Die Zahlen sind weitgehend beliebig gewählt. Foto: Mark Schiefelbein/ap/Mark Schiefelbein/AP/dpa
US-Präsident Donald Trump zeigt, welche Länder welche Zölle zahlen sollen. Die Zahlen sind weitgehend beliebig gewählt.
Foto: Mark Schiefelbein/ap/Mark Schiefelbein/AP/dpa

REUTLINGEN. US-Präsident Donald Trump schwingt die ganz große Zollkeule gegen den Rest der Welt. Seine Ankündigung von reziproken - also wechselseitigen - Zöllen macht jedoch seine völlige Ignoranz hinsichtlich der Bedeutung des Prinzips deutlich. Anstatt die eigenen Importzölle an ein gegebenenfalls höheres Zollniveau anderer Staaten anzupassen, wählt Trump Tarife in einer Höhe, die geeignet sind das hohe Handelsbilanzdefizit der USA auszugleichen. Dazu bezieht er neben den eigentlichen Zöllen auch echte und vermeintliche Handelshemmnisse und Wettbewerbseinschränkungen mit ein.

Trump setzt auf Produktionsverlagerung

Trump lässt dabei völlig außer Acht, dass das notorische Handelsbilanzdefizit der USA nicht das Resultat von wettbewerbsverzerrenden Maßnahmen der bösen Welt ist, die die Vereinigten Staaten übervorteilen will. Das Ungleichgewicht entsteht, weil die USA deutlich mehr konsumieren, als die heimische Wirtschaft produziert. Trumps Kalkül scheint es zu sein, dass ausländische Unternehmen ihre Produktion in die USA verlagern, um die Zölle zu umgehen und dadurch das Ungleichgewicht kleiner wird. Ein Trugschluss! Nicht nur bräuchte eine solche Verlagerung Zeit, wer sollte auch in den neuen Fabriken arbeiten, angesichts von Vollbeschäftigung und Zuwanderungsstopp. Auch fehlt vielen internationalen Unternehmen angesichts der erratischen Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten die rechte Motivation für solch einen aufwendigen und kostenintensiven Schritt.

Handelspolitik droht USA in Rezession zu stürzen

Die EU sollte den Fantasiezahlen von Trump eine seriöse Leistungsbilanz entgegenstellen und auf dieser Basis konstruktive Vorschläge machen, wie sich das Defizit der USA reduzieren ließe, ohne dem Welthandel schweren Schaden zuzufügen. Das bedeutet zum einen die Einbeziehung des Dienstleistungssektors - hier haben die USA gegenüber der EU sogar einen Überschuss von etwa 100 Milliarden Euro. Zudem sollte man Trump klarmachen, dass die weniger strenge Regulierung in den USA ein Wettbewerbsvorteil darstellt, dem die EU mit Zusatzzöllen begegnen könnte, während die Mehrwertsteuer in der Rechnung überhaupt nichts verloren hat, da sie alle Marktteilnehmer gleichermaßen trifft. Trumps Handelspolitik droht die USA in eine Rezession zu stürzen, in deren Sog die gesamte Weltwirtschaft gelangen könnte.

ulrich.haering@gea.de