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Grauer im Industriegebiet Reutlingen-West wird saniert

Die Gläubigerversammlung hat dem Insolvenzplan für die Grauer Metallbau und Gestaltung GmbH zugestimmt. Mit 14 – von ursprünglich 25 – Beschäftigten geht der Betrieb weiter.

Hannes Grauer, geschäftsführender Gesellschafter der Grauer Metallbau und Gestaltung GmbH, aufgenommen vor dem Sitz des Unterneh
Hannes Grauer, geschäftsführender Gesellschafter der Grauer Metallbau und Gestaltung GmbH, aufgenommen vor dem Sitz des Unternehmens im Industriegebiet Reutlingen-West. Foto: Pieth
Hannes Grauer, geschäftsführender Gesellschafter der Grauer Metallbau und Gestaltung GmbH, aufgenommen vor dem Sitz des Unternehmens im Industriegebiet Reutlingen-West.
Foto: Pieth

REUTLINGEN/KUSTERDINGEN. Bei der Grauer Metallbau und Gestaltung GmbH mit Sitz auf Gemarkung Kusterdingen-Jettenburg im Reutlinger Industriegebiet West geht’s nach einem Insolvenzverfahren weiter – wenn auch mit lediglich 14 statt ursprünglich 25 Beschäftigten. »Das ist ein sehr guter Ausgang nach zehn Monaten. Die Gläubigerversammlung hat den Insolvenzplan einstimmig angenommen«, berichtete auf Anfrage des GEA Insolvenzverwalter Sebastian Krapohl. Hannes Grauer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens, sagte, sichtlich dankbar, in einem Gespräch mit dieser Zeitung: »Ich habe in dieser schwierigen Situation in diesem Jahr viel Unterstützung von unseren Kunden und Lieferanten und von meinen Mitarbeitern erfahren.«

Der Stuttgarter Rechtsanwalt Krapohl erläuterte, dass die etwa 20 Gläubiger von Grauer Metallbau und Gestaltung in den nächsten Wochen ihre Quotenzahlungen erhielten und das Insolvenzgericht in Tübingen dann das Insolvenzverfahren aufheben werde. Zu den Einzelheiten des Insolvenzplans wollten er und Hannes Grauer sich nicht äußern.

Fixkosten gesenkt

Krapohl stellte jedoch fest: »Grauer ist operativ und finanziell saniert.« Die Firmenstruktur sei mit dem Personalschnitt der geänderten Auftragslage angepasst worden. Das Unternehmen konzentriere sich nun auf etwas kleinere Auftragsvolumen. Der früh gestellte Insolvenzantrag habe geholfen, »noch etwas zu machen«. In anderen Insolvenzfällen sei eher die Zerschlagung nebst Verwertung von Vermögensgegenständen oder die Suche nach einem Investor geboten.

Grauer erzählte, sein Unternehmen habe im Jahr 2023 bei einem Umsatz wie in den Jahren zuvor von 2,3 Millionen Euro einen Gewinn erzielt. Allerdings sei durch die allgemeine Krise auf dem Bau im Herbst 2023 der Auftragseingang stark eingebrochen. »Ein großer Auftrag, der uns drei Monate ausgelastet hätte, wurde dann in der zweiten Kalenderwoche dieses Jahres abgesagt«, sagte Grauer. »Unser Geschäftsmodell erfordert oft acht bis zwölf Wochen Vorlauf, bis nach Gesprächen mit Bauherr, Architekt und manchmal auch Statiker produziert und montiert werden kann. Wir müssen also mit Material und Löhnen in Vorleistung gehen, bis wir eine Rechnung schreiben können«, fügte er hinzu. Der Betrieb bietet vor allem Überdachungen für Terrassen und vor Haustüren, Balkongeländer und Handläufe, Treppen und Grundstückstore an. Kunden sind öffentliche Auftraggeber, Firmen und Privatleute.

Insolvenzantrag Ende Februar

Aufgrund der schwachen Auftragslage stellte Grauer Ende Februar wegen drohender Zahlungsfähigkeit Insolvenzantrag. Anfang Mai eröffnete das Tübinger Gericht das Insolvenzverfahren wegen Überschuldung. Die zwischenzeitlich etwas verbesserte Auftragslage lasse eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs und die Sanierung zu, hatte Krapohl dem GEA bereits im Frühjahr mitgeteilt.

Jahrelang habe Grauer Metallbau und Gestaltung 25 Personen beschäftigt, erklärte der Geschäftsführer. »Um die, die nun gehen mussten, tut’s mir leid. Ich hatte mit keinem ein Problem«, stellte er fest. Es habe zehn Kündigungen und einen Ruhestandsfall gegeben. Soweit er das überblicke, seien die Betroffenen »gut bei Kollegen untergekommen«.

Für eine Fortsetzungslösung sei der Personalabbau indes alternativlos gewesen: »Der Markt gibt weniger her als früher. Wir mussten unsere Fixkosten senken. Jetzt sind wir in der richtigen Größe.« Zum neuen Konzept gehöre zudem, unter dem Aspekt der Streuung von Risiken, sich auf Auftragsgrößen bis etwa 250.000 Euro zu beschränken – zuvor habe das Unternehmen auch Aufträge im Volumen von über 500.000 Euro angenommen. Für den Beginn des kommenden Jahres habe er wegen des aktuellen Auftragsbestands keine Bedenken, sagte Grauer. Allerdings bleibe die Lage auf dem Bau sicherlich auch 2025 schwierig.

Unterstützung und Motivation

Gerhard Grauer, vor sechs Jahren mit 80 verstorbener Vater von Hannes Grauer, hatte den Betrieb 1962 im damals eigenständigen Ort Jettenburg gegründet und mit Unterstützung seiner Frau Gertrud Grauer aufgebaut. 1990 wurde der Platz in Jettenburg zu eng und daher an der Markwiesenstraße im Industriegebiet Reutlingen-West in eine neue Halle und in moderne Maschinen investiert. Seit 1999 steht der nun 52-jährige Metallbau-Meister Hannes Grauer dem damals von einer Einzelfirma in einer GmbH umgewandelten Unternehmen in zweiter Generation vor.

»Am Anfang war es für mich eine sehr außergewöhnliche Situation mit vielen Fragezeichen und großer Ungewissheit, ob es klappt«, blickte Grauer auf das Jahr 2024 zurück. Doch im Laufe des Jahres habe er gemerkt, »dass wir auf dem richtigen Weg sind«. Geholfen habe ihm »die konstruktive und nach vorne gerichtete Begleitung durch Herrn Krapohl und sein Consulting-Team«. Motiviert, auch zum weitgehenden Verzicht auf Urlaub, habe ihn auch die Aussicht, dass seine beiden Söhne sich einmal die Fortsetzung in dritter Generation vorstellen könnten. (GEA)