REUTLINGEN. Mercedes-Benz verzeichnet in seinem Kerngeschäft mit Autos einen Gewinneinbruch von 40 Prozent. Weitere Sparmaßnahmen sind damit unausweichlich. Das bedeutet nicht nur einen Stellenabbau von etwa 10 Prozent des Personals, sondern auch eine Verlagerung von Investitionen nach Osteuropa, wo die Rahmenbedingungen deutlich günstiger sind als im Hochlohnland Deutschland. Der stotternde Hochlauf der Elektromobilität sorgt in der gesamten Autobranche - dem Rückgrat der deutschen Industrie - für Kopfzerbrechen. Ein Großteil der Schuld daran trägt die Politik.
Kundenwünsche verkannt
Natürlich ist ein Teil der Probleme auch hausgemacht. Grundsätzlich ist an der Strategie von Konzernchef Ola Källenius, sich mehr auf das margenstarke Premiumsegment zu konzentrieren, nichts auszusetzen. Die Zielgruppe für Luxuslimousinen ist tendenziell weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen. Die Wirtschaftsschwäche im wichtigsten Markt China infolge von Corona- und Immobilienkrise hat allerdings selbst die kaufkräftige Mittelschicht vorsichtig gemacht. Zudem hat Mercedes-Benz zu spät erkannt, dass asiatische Kunden auf andere Dinge Wert legen, als europäische oder amerikanische. Chinesen schätzen Multimedia-Angebote und technische Spielereien höher als Motorleistung und Spaltmaß.
Erratische Wirtschaftspolitik
Das Hauptproblem ist aber sicherlich die erratische Politik der Ampel-Regierung. Der größte Fehler des scheidenden Wirtschaftsministers Robert Habeck war wohl nicht das oft geschmähte Heizungsgesetz, sondern das abrupte Ende der Kaufprämie für E-Autos. Aber auch das Beharren der FDP auf synthetischen Kraftstoffen dürfte zur Verunsicherung der Kunden beigetragen haben. Die halten sich nun erstmal zurück beim Kauf von Stromern, in deren Entwicklung und Produktion gewaltige Investitionen der Hersteller geflossen sind. Eine der drängendsten Aufgaben der künftigen Regierung wird es sein, der abgewürgten Transformation nachhaltig Starthilfe zu geben.