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Gespräche über massiven Stellenabbau bei Voestalpine in Dettingen laufen

Bei Voestalpine in Dettingen laufen Gespräche über einen massiven Personalabbau. Arbeitnehmervertreter klagen über das Vorgehen des Managements. Der Konzern weist die Vorwürfe zurück.

Blick auf den Standort von Voestalpine in Dettingen/Erms.
Blick auf den Standort von Voestalpine in Dettingen/Erms. Foto: Pieth
Blick auf den Standort von Voestalpine in Dettingen/Erms.
Foto: Pieth

DETTINGEN/LINZ. Bei Voestalpine Automotive Components Dettingen fühlen sich Arbeitnehmervertreter »überrumpelt«. Sie klagen über das Vorgehen und das Tempo der Geschäftsleitung bei Gesprächen über eine geplante Reorganisation mit starkem Personalabbau. Wie berichtet, könnte bei dem Automobilzulieferer wegen gesunkener Nachfrage ein Drittel der 650 Arbeitsplätze wegfallen. Peter Felsbach, Konzernsprecher von Voestalpine in Linz (Österreich), wies die Vorwürfe der Arbeitnehmervertreter auf GEA-Nachfrage zurück.

Betriebsrat und IG Metall bemängeln, dass in der laufenden Informationsphase viele Fragen unbeantwortet seien. Dennoch habe das Unternehmen gegenüber der Belegschaft angekündigt, bis Mitte März eine Einigung über Interessenausgleich und Sozialplan erreichen zu wollen. Dass es zu diesem Termin eine Einigung geben solle, sei nicht mit den Arbeitnehmervertretern abgestimmt worden.

Schnelligkeit und Gründlichkeit

»Der Betriebsrat und die Belegschaft wussten, dass es unser Wunsch ist, die Gespräche bis Mitte März abzuschließen«, teilte indes Konzernsprecher Felsbach mit. Und: »Aus unserer Sicht wurden dem Sozialpartner alle geforderten und verfügbaren Informationen überbracht.«

Das Vorgehen des Managements lasse den Schluss zu, »dass Schnelligkeit vor Gründlichkeit gehen soll«, erklärte hingegen Kai Lamparter, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Reutlingen-Tübingen, dem GEA. Er gab zu bedenken: »Da wird unnötig Druck aufgebaut. Es geht um viele Arbeitsplätze und Familien. Eine solide Beratung des Betriebsrats benötigt daher vollständige Informationen und Zeit. Erst dann kann mit dem Arbeitgeber verhandelt werden.«

Ähnlich äußerten sich Frank Petermann, Vorsitzender des Betriebsrats von Voestalpine in Dettingen, und Steffen Laderer, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats für Dettingen und Schmölln (Thüringen). »Die wollen sich mit der Brechstange durchsetzen«, sagte Petermann. Laderer fügte hinzu: »Es geht uns um die Qualität des Sozialplans. Da haben wir eine große Verantwortung gegenüber den Betroffenen.« Auf Information müsse Beratung folgen, und erst dann Interessenausgleich und Sozialplan, so die beiden Betriebsratsvorsitzenden. Ihr Eindruck sei, der Arbeitgeber wolle da »etwas überspringen«. Gewerkschafter Lamparter wies darauf hin, es müsse möglich sein, dass die Arbeitnehmerseite einen Gegenentwurf zu dem der Geschäftsleitung vorlege. »Daher waren wir von der E-Mail von Herrn Schneider an die Belegschaft überrascht«, sagte er.

In besagter E-Mail hebt Werkleiter Christian Schneider Transparenz im Rahmen des Projekts »Restart« hervor. Er schränkt ein: »Aus rechtlichen Gründen ist uns eine detailliertere Kommunikation zu den geplanten Maßnahmen jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, da wir die Verhandlungsergebnisse erst präsentieren können, wenn eine finale Einigung erzielt wurde.« Es sei der Arbeitnehmervertretung ein konkreter Terminplan für den Stellenabbau sowie für mögliche interne Versetzungen vorgestellt und ein Vorschlag zu Inhalten eines möglichen Interessenausgleichs und Sozialplans unterbreitet worden. Die Unternehmensleitung habe für den 13. und 14. März 2025 einen Verhandlungstermin vereinbart – »mit dem Ziel, an diesen Tagen eine verbindliche Einigung zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat zu erreichen«. An dieser Formulierung nehmen die Arbeitnehmervertreter Anstoß.

Klarheit und Handlungsbedarf

Schneider begründet das Ziel, bis Mitte März Klarheit und Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen, so: »Angesichts der aktuellen betrieblichen Herausforderungen und des dringenden Handlungsbedarfs ist es unerlässlich, zeitnah zu klaren Vereinbarungen zu gelangen.« Dies sei nötig, um die Zukunft des Standorts Dettingen nachhaltig zu sichern.

Konzernsprecher Felsbach betonte, Voestalpine sei bewusst, dass die Situation für die Mitarbeitenden in Dettingen »herausfordernd ist«. Dem in einer Betriebsversammlung kommunizierten Wunsch nach mehr Informationen zur Reorganisation des Standorts sei durch das Informationsschreiben an die Mitarbeitenden nachgekommen worden. (rog)