REUTLINGEN. 16 Jahre lang stand Dieter Möhler an der Spitze der beiden Finanzämter in der Region Reutlingen-Tübingen: knapp zehn Jahre in Tübingen und zuletzt etwas mehr als sechs Jahre in Reutlingen. Am 7. August hat er sein 66. Lebensjahr vollendet. Daher geht er heute, 31. August, in den Ruhestand. »Ich bin im Rückblick total zufrieden. Ich habe mich immer wohlgefühlt in der Steuerverwaltung«, sagt er im Gespräch mit dem GEA. Dies gelte für alle Stationen. »Es war interessant und mit viel Verantwortung verbunden und hat immer Spaß gemacht«, fügt er hinzu.
Möhler wurde 1958 in Stuttgart geboren. Er wuchs zunächst in Esslingen auf. 1964 zog die Familie nach Wannweil um. Möhler bestand 1977 das Abitur am Albert-Einstein-Gymnasium in Reutlingen. Danach studierte er in Tübingen Jura. Über ein Werbeblatt im Wartebereich bei einer Prüfung fand er den Weg in die Steuerverwaltung – und damit erstmals zum Finanzamt Reutlingen. Denn nach dem zweiten Staatsexamen begann dort 1986 seine Einweisungszeit.
1988 wurde er Sachgebietsleiter für Straf- und Bußgeldsachen beim Finanzamt Stuttgart II. Somit war er eine Art Staatsanwalt in der Steuerverwaltung. »Das war sehr studiennah. Da hat mir das juristische Rüstzeug sehr geholfen«, erinnert er sich.
1992 wechselte Möhler zur damaligen Oberfinanzdirektion Stuttgart, die 2005 in der Oberfinanzdirektion Karlsruhe aufging. Er war als Referent erst mit Aus- und Fortbildung, ab 1998 mit Rechts- und Personalangelegenheiten befasst. Er pendelte viele Jahre in Fahrgemeinschaften zwischen Wannweil und Stuttgart und wohnte dann ein Jahr unter der Woche an seinem Dienstsitz Karlsruhe.
Sport- und Wohnmobil-Pläne
Im September 2008 übernahm Möhler die Leitung des Finanzamts Tübingen. Haushalt, Personal und Organisation sind neben der Repräsentation der Behörde die Hauptaufgaben des Vorstehers eines Finanzamts. Im Juli 2018 kehrte Möhler an seine einstige erste Wirkungsstätte zurück. Er wurde als Nachfolger von Sigrid Brucker-Maschke, die in Ruhestand gegangen war, Chef des Finanzamts Reutlingen. »Nach zehn Jahren in Tübingen kam die Möglichkeit, mit einer Perspektive von sechs Jahren nach Reutlingen zu wechseln, gerade richtig«, stellt er fest.
Das Finanzamt in Reutlingen ist eines der größeren in Baden-Württemberg – nach der Zahl der Beschäftigten die Nummer sechs von 65. Entsprechend ist die Führungsposition in Reutlingen etwas besser dotiert als die in Tübingen. Möhler hat Reutlingen daher als »eine Herausforderung« und wegen seines Wohnsitzes in Wannweil »als Glücksfallsfall« begriffen.
Vorgesetzter von 280 Beschäftigten
In Tübingen war er 2018 zuletzt Vorgesetzter von 280 Beschäftigten, in Reutlingen (mit Außenstelle in Eningen) begann es mit 404 und endete nun mit 424. Aus den aktuell 276 Frauen und 148 Männern beim Finanzamt Reutlingen, darunter 38 Auszubildende, werden umgerechnet 316 Vollzeitstellen. Die Größe der Behörde hängt damit zusammen, dass sie neben den Aufgaben in ihrem eigenen Bezirk zentral Funktionen für benachbarte Finanzämter wahrnimmt – besonders für die in Bad Urach und Böblingen, Nürtingen und Tübingen. Das Finanzamt Reutlingen hat Sonderzuständigkeiten in der Steuerfahndung, bei Straf- und Bußgeldsachen, bei der Erbschaft- und Schenkungsteuer sowie bei der Betriebsprüfung.
Der Bezirk der Steuerverwaltung am Leonhardsplatz umfasst neben der Großstadt Reutlingen die Gemeinden Engstingen, Eningen, Lichtenstein, Pfullingen, Pliezhausen, Sonnenbühl, Trochtelfingen, Wannweil und Walddorfhäslach. Das Steueraufkommen des Finanzamts Reutlingen betrug im vergangenen Jahr 1,427 Milliarden Euro. Im Landkreis Reutlingen gibt es in Bad Urach ein weiteres Finanzamt, das für das Ermstal und den Raum Münsingen zuständig ist.
Personalgewinnung schwierig
Die weitere Digitalisierung, die Grundsteuerreform und die Corona-Pandemie seien prägend für seine Zeit als Amtsleiter in Reutlingen gewesen, so Möhler. »Personalgewinnung ist viel schwieriger geworden als früher«, sagt er. Der Arbeitskräftebedarf rund ums Thema Steuern sei riesengroß. Auch Steuerberater und Wirtschaftsprüfer kämpften indes um Talente. Das Finanzamt könne »krisensichere Jobs, gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die spätere Pension« bieten.
Die digitale Akte, künstliche Intelligenz und mehr Arbeit im Homeoffice dürften Möhler zufolge das weitere Geschehen in der Steuerverwaltung bestimmen. »Die Digitalisierung führt meiner Einschätzung nach aber nicht zu einer Personalreduzierung, weil viele Prozesse sehr kompliziert sind«, erklärt er.
Möhler ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Er freut sich auf den Ruhestand. Er hat sich vorgenommen, viel Sport zu treiben (Fahrrad fahren, Laufen, Fußball spielen, Ski fahren) und mit dem Wohnmobil unterwegs zu sein. »Was mir sicherlich fehlen wird, sind die Begegnungen mit den Bediensteten im Finanzamt«, sagt er. (GEA)