DETTINGEN/ERMS. Der börsennotierte Automobilzulieferer Elring Klinger mit Hauptsitz in Dettingen/Erms weist für das Geschäftsjahr 2024 rote Zahlen aus. Der Konzernverlust beträgt 163,9 Millionen Euro – nach einem Gewinn von 33,5 Millionen Euro im Vorjahr. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht hervor. Der auf die Aktionäre entfallende Verlust beläuft sich demnach auf 137,8 Millionen Euro – nach einem Überschuss von 39,3 Millionen Euro im Vorjahr. Trotz des negativen Ergebnisses sollen die Aktionäre wie im Vorjahr eine Dividende von 15 Cent je Aktie erhalten. Dies solle der Hauptversammlung am 16. Mai zum Beschluss vorgeschlagen werden, sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Jessulat, 55, in der (telefonischen) Bilanzpresskonferenz.
»Ergebnisseitig wirkten sich Sondereffekte in Höhe von 238 Millionen Euro erheblich negativ aus«, heißt es auf Seite 63 (von 176) im Geschäftsbericht. In einer Pressemitteilung ist erläuternd von einem strategischen Maßnahmenpaket die Rede, durch das der Konzern »zahlungsunwirksame Wertminderungen und Restrukturierungsaufwendungen« in besagter Größenordnung verbucht habe.
Veräußerungen und Stilllegungen
Jessulat zufolge entfallen auf die bereits erfolgten Veräußerungen der Gesellschaften in Sevelen (Schweiz) und Buford (USA) zusammen 103 Millionen Euro. Die geplanten Stilllegungen der Standorte in Thale (Sachsen-Anhalt) und in Fremont (USA) schlügen mit 50 Millionen Euro zu Buche, die Beendigung des Systemgeschäfts für elektrische Antriebseinheiten und die Prüfung strategischer Optionen für die Beteiligung an der Hofer AG (Nürtingen, 24,7 Prozent) mit 85 Millionen Euro.
Jessulat erinnerte an die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektromobilität und die aktuell herausfordernde Situation mit hoher geopolitischer und makroökonomischer Unsicherheit mit weltweit rückläufiger Automobilproduktion. Daher habe Elring Klinger im Geschäftsjahr 2024 mit einer bereinigten Ebit-Marge von 4,9 Prozent das operative Ergebnisziel voll erfüllt. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) betrug 87,6 (Vorjahr: 100,1) Millionen Euro. Bei einem Umsatz von 1,803 (Vorjahr: 1,847) Milliarden Euro errechnet sich daraus – bereinigtes Ebit geteilt durch Umsatz – eine Ebit-Marge von 4,9 (Vorjahr: 5,4) Prozent. Im Hinblick auf den Dividendenvorschlag erklärte Jessulat, dass zwar über ein Ergebnis je Aktie von minus 2,18 (Vorjahr: plus 0,62) Euro berichtet werde. Ohne Sondereffekte ergäbe sich jedoch ein Ergebnis je Aktie von 0,70 Euro.
Weltweit 9.078 Beschäftigte
Der Vorstandsvorsitzende wies zudem darauf hin, dass die Nettofinanzverbindlichkeiten um über 77 Millionen auf 246 Millionen Euro und damit auf das niedrigste Niveau seit 13 Jahren gesenkt worden seien. Der Umsatz im Geschäftsbereich Elektromobilität sei gegenüber 2023 auf 103 Millionen Euro mehr als verdoppelt worden.
In Deutschland stieg der Umsatz den Angaben zufolge um knapp 12 Prozent auf 410 Millionen Euro – und damit der Anteil am Gesamtumsatz von 19,8 auf 22,7 Prozent. Dies lag an einem Großserienauftrag über Zellkontaktiersysteme und einem guten Ersatzteilgeschäft. In den Regionen Nordamerika sowie Asien-Pazifik verzeichnete Elring Klinger rückläufige Geschäfte. 74 Prozent des Umsatzes machte der Konzern in der Erstausrüstung, 19 Prozent mit Ersatzteilen und über 7 Prozent mit Kunststofftechnik.
Ende 2024 beschäftigte Elring Klinger an 45 Standorten in 19 Ländern 9.078 (Vorjahr: 9.576) Personen. Der Rückgang sei im Wesentlichen mit dem Verkauf der beiden Gesellschaften in den USA und in der Schweiz zu erklären, hieß es. 4.214 (Vorjahr: 4.074) Beschäftigten waren in Deutschland tätig. An den Standorten Dettingen/Erms, Neuffen, Lenningen und Rottenburg-Ergenzingen seien 2.960 (Vorjahr: etwas über 2.800) Menschen für Elring Klinger tätig, sagte ein Firmensprecher dem GEA.
Blick auf Aktionäre und die Aktie
2025 seien Anläufe weiterer Großserienaufträge und die Eröffnung des neuen Batterie-Standorts für Nordamerika in Easley (USA) vorgesehen, kündigte Jessulat an. Die Überprüfung des Produktportfolios und des globalen Standortnetzwerkes gingen ebenso weiter: Verlust bringende Aktivitäten geben wir auf." Der Markt dürfte sich insgesamt wenig dynamisch entwickeln. Elring Klinger gehe daher davon aus, einen Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau zu erzielen – wobei die Basis des Umsatzes ohne die beiden veräußerten Gesellschaften bei 1,644 Milliarden Euro liege. Die bereinigte Ebit-Marge solle bei 5 Prozent liegen.
Familie Lechler hält 52 Prozent der Elring-Klinger-Aktien. 26 Prozent sind bei Privatanlegern, 22 Prozent bei Institutionellen. Die Aktie mit 52-Wochen-Hoch von 7,44 Euro und 52-Wochen-Tief von 3,79 Euro schloss am Donnerstag mit 4,58 (Vortag: 4,68) Euro. (GEA)