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Einzelheiten zum Tesla-Manz-Deal in Reutlingen

Insolvenzverwalter Martin Mucha berichtet dem GEA, wie es zur Rettung von über 300 Arbeitsplätzen in Reutlingen und zur Transfergesellschaft für 109 Personen kam.

Gebäude der Manz AG in Reutlingen.
Gebäude der Manz AG in Reutlingen. Foto: Manz AG
Gebäude der Manz AG in Reutlingen.
Foto: Manz AG

REUTLINGEN. »Elon Musk habe ich nicht getroffen«, erzählt Martin Mucha dem GEA. Der Chef des US-Elektroauto-Herstellers Tesla sei nicht unmittelbar am Deal beteiligt gewesen, so der Insolvenzverwalter des Reutlinger Maschinenbauunternehmens Manz AG. Allerdings hätten Spezialisten der Abteilung Fusionen und Übernahmen des Konzerns in den USA daran mitgewirkt. Ergebnis, wie berichtet: Die Tesla Automation GmbH (Prüm/Rheinland-Pfalz), eine deutsche Tochterfirma von Tesla, übernimmt zum 1. März 2025 etwas mehr als 300 Beschäftigte von Manz und nutzt die Betriebsimmobilie im Industriegebiet Reutlingen-Nord/Kirchentellinsfurt.

Es handle sich um einen Betriebsübergang gemäß Paragraf 613a des Bürgerlichen Gesetzbuchs, versichert Mucha. Dort heißt es: »Geht ein Betrieb oder Betriebsteil durch Rechtsgeschäft auf einen anderen Inhaber über, so tritt dieser in die Rechte und Pflichten aus den im Zeitpunkt des Übergangs bestehenden Arbeitsverhältnissen ein.«

Übertritt in Transfergesellschaft

Exakt 109 bisherige Beschäftigte von Manz haben dem Insolvenzverwalter zufolge indes Kündigungen erhalten. Ihnen sei angeboten worden, je nach Alter, für sechs bis zehn Monate, in eine Transfergesellschaft (Mypegasus) zu wechseln. Dort bekämen sie Transferkurzarbeitergeld in Höhe von 80 Prozent des bisherigen Nettoentgelts und könnten sich mit Fortbildungen und Bewerbungstraining für die Erlangung einer neuen Position vorbereiten.

Martin Mucha,  Insolvenzverwalter der Manz AG.
Martin Mucha, Insolvenzverwalter der Manz AG. Foto: Grub Brugger
Martin Mucha, Insolvenzverwalter der Manz AG.
Foto: Grub Brugger

»Es war schwierig bis unmöglich, Manz in seiner bisherigen Form zu verkaufen«, berichtet der Stuttgarter Rechtsanwalt Mucha, 54, über seine Arbeit seit dem Insolvenzantrag von Manz kurz vor Weihnachten. Bei dem Unternehmen im Reutlinger Industriegebiet Nord/Kirchentellinsfurt (Mahden) seien die Auftragsbücher leer gewesen: »Wir mussten schnell handeln.«

Über 280 mögliche Investoren seien angeschrieben worden, teilt Mucha mit. In der Folge habe es rund 50 Vertraulichkeitsvereinbarungen gegeben: »Es gab also im Investorenprozess gehörig Interesse.« Die Gespräche mit Tesla Automation seien sehr zielführend gewesen: »Das Konzept ist tragfähig.«

Börsennotierung von Manz dauert an

Die von Manz bislang genutzte Immobilie sei ein Leasinggut. Manz sei Leasingnehmer. Nun hat der Insolvenzverwalter »an Tesla komplett untervermietet«, beantwortet er eine Nachfrage dieser Zeitung. Ulrich Brahms, 59, Manfred Hochleitner, 51, und Stefan Lutter, 49, die bisherigen Vorstandsmitglieder der Manz AG, »unterstützen mich mit ihrer Expertise tatkräftig im Abwicklungsteam«. Vor allem gehe es nun – auch im Sinne der Insolvenzgläubiger – darum, Käufer für die Manz-Tochtergesellschaften in der Slowakei, in China, Taiwan, Indien, Italien und in den USA mit zusammen über 760 Beschäftigten zu finden.

»Solange es die Manz AG noch gibt, wird die Aktie börsennotiert bleiben. Die Dauer hängt mit dem Abverkauf der Tochterfirmen zusammen. Das hat in anderen Fällen ein bis zwei Jahre gedauert«, sagte eine Firmensprecherin. Durch einen Wechsel des Börsensegments zum 7. März verringerten sich die Kosten der Börsennotierung deutlich. Zuletzt notierte die Manz-Aktie unter 50 Cent. (GEA)