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Eigentümerwechsel bei Tisoware

Proalpha Business Solutions mit Sitz in Rheinland-Pfalz übernimmt alle Anteile der Reutlinger Firma

Vertragsunterzeichnung: Michael Gruber (links) und Sabine Dörr, die Geschäftsführer von Tisoware, und Friedrich Neumeyer, Geschä
Vertragsunterzeichnung: Michael Gruber (links) und Sabine Dörr, die Geschäftsführer von Tisoware, und Friedrich Neumeyer, Geschäftsführer von Proalpha Business Solutions. FOTO: TISOWARE/PROALPHA
Vertragsunterzeichnung: Michael Gruber (links) und Sabine Dörr, die Geschäftsführer von Tisoware, und Friedrich Neumeyer, Geschäftsführer von Proalpha Business Solutions. FOTO: TISOWARE/PROALPHA

REUTLINGEN/WEILERBACH. Wichtige Neuigkeit aus der Software-Branche: Die Proalpha Business Solutions GmbH mit Sitz in Weilerbach (nahe Kaiserslautern/Rheinland-Pfalz) übernimmt alle Anteile an der Tisoware Gesellschaft für Zeitwirtschaft mbH in Reutlingen. Der nun unterzeichnete Vertrag gilt, vorbehaltlich der Zustimmung durch das Bundeskartellamt, rückwirkend zum 1. August, dem Beginn des laufenden Geschäftsjahres von Tisoware. Dies berichtete Sabine Dörr, geschäftsführende Gesellschafterin von Tisoware, dem GEA. Sie hob dabei hervor: »Tisoware bleibt Tisoware. Wir bleiben ein eigenständiges Unternehmen – es gibt nur neue Gesellschafter.« Sie und Michael Gruber stünden weiterhin als Geschäftsführer an der Spitze des Reutlinger Betriebs. Der neue, starke Partner eröffne Tisoware indes gute Chancen, den erfolgreichen Wachstumskurs fortzusetzen.

Bisher hat Tisoware mit Sitz im Büropark Orschel sechs Gesellschafter. Die kaufmännische Geschäftsführerin Dörr (Jahrgang 1959) und der technische Geschäftsführer Gruber (Jahrgang 1963) halten jeweils 44 Prozent der Anteile. Die drei Prokuristen Rainer Füess (Jahrgang 1968), Jörg Hagedorn (Jahrgang 1966) und Claus Harrer (Jahrgang 1955) sowie der ehemalige Prokurist Karl Melchinger (Jahrgang 1952) sind mit jeweils drei Prozent an Tisoware beteiligt. Sie alle verkaufen ihre Anteile an die Proalpha-Gruppe. Über die Höhe des Kaufpreises sei nach vier Monaten dauernden Verhandlungen, auf Initiative von Proalpha zustande gekommen, Stillschweigen vereinbart, sagten Dörr und Füess auf Nachfrage. Auch die drei Prokuristen arbeiteten künftig weiter für Tisoware.

Wachstum und Identität

Die Reutlinger gelten als ein führender Anbieter von Systemen für Zeitwirtschaftssoftware im deutschsprachigen Raum. Ihr breites Produktspektrum umfasst unter anderem Lösungen für das Personalwesen (wie Personalzeiterfassung und Personaleinsatzplanung) und für die Produktion (Betriebsdaten- und Maschinendatenerfassung) sowie für die Sicherheit (Zutrittssicherung und Videoüberwachung). Es wendet sich an Unternehmen aller Branchen und Größen – von 5 bis 20 000 Mitarbeiter. Tisoware hat einen Bestand von 2 500 Kunden.

Im Geschäftsjahr 2018/19, das am 31. Juli zu Ende gegangen ist, hat Tisoware der Geschäftsführerin zufolge 109 neue Kunden gewonnen und den Umsatz auf 17,11 (Vorjahr: 17,0) Millionen Euro erhöht. »Unsere Leistungen sind von Bestands- und Neukunden gut angenommen worden«, sagte Dörr. Zur Ertragslage nennt sie gegenüber Medien traditionell keine Zahlen. Sie erklärte dazu: »Wir sind ein profitables Unternehmen und stehen betriebswirtschaftlich stabil und ohne Bankschulden da.« Tisoware beschäftigt aktuell 165 (Vorjahr: 161) Menschen, davon 105 (Vorjahr: 102) in Reutlingen. Es gibt Niederlassungen in Bielefeld, Dortmund, Dresden, Ellwangen, Freiburg, Hamburg, Mannheim und München sowie eine Tochterfirma in Wien.

Der neue Tisoware-Eigentümer, die Proalpha-Gruppe mit Hauptsitz im westpfälzischen Weilerbach, steht für einen Umsatz von über 120 Millionen Euro und über 1 000 Mitarbeiter an 26 Standorten in neun Ländern: Zwölf Standorte sind in Deutschland, vier in Österreich, drei in Polen, zwei in der Schweiz sowie je einer in China, Frankreich, Thailand, Ungarn und in den USA.

Der Unternehmensverbund ist nach eigenen Angaben im deutschsprachigen Raum der drittgrößte Anbieter von Software für Enterprise Resource Planning (ERP) für mittelständische Unternehmen in Fertigung und Handel; unter ERP sind bereichsübergreifende Softwarelösungen zu verstehen, die Prozesse in Betrieben steuern und auswerten. Proalpha hat über 2 000 Kunden.

Die britische Investmentgesellschaft Intermediate Capital Group (London) hält seit 2017 die Mehrheit der Anteile an Proalpha. Zudem sind die Bregal Unternehmerkapital GmbH (München), eine Beteiligungsgesellschaft der Brenninkmeijer-Familie, die auch das Bekleidungsunternehmen C&A besitzt, und das Management an Proalpha beteiligt. Proalpha ist nicht zuletzt durch seine finanzkräftigen Gesellschafter auch durch Zukäufe in seine jetzige Größenordnung gewachsen.

»Michael Gruber und mir war es wichtig, aus einer Position der Stärke heraus Zukunft zu gestalten. Proalpha kennen wir seit 20 Jahren. Wir haben 300 gemeinsame Kunden«, erklärte Dörr. Der neue Partner sei die beste aller denkbaren Lösungen für Mitarbeiter, Geschäftspartner und Kunden von Tisoware, zitierte sie Mit-Geschäftsführer Gruber. Ziele von Tisoware wie Kontinuität, Wachstumschancen, Lösungsorientierung und Qualität ließen sich mit Proalpha verwirklichen. In einem Brief an Kunden führt die Tisoware-Geschäftsleitung aus, dass die Kapitalkraft und die internationalen Erfahrungen und Standorte von Proalpha Tisoware die Möglichkeiten böten, Innovationen voranzutreiben »und noch flächendeckender zu beraten«. Zudem sei Proalpha als »Partner auf Augenhöhe« eingestuft worden, »der unsere Kultur wertschätzt und unsere Eigenständigkeit als hohes Gut ansieht«.

Friedrich Neumeyer, Jahrgang 1968 und Chef von Proalpha, kommentierte die bislang größte Akquisition der Pfälzer mit den Sätzen: »Die umfassenden Lösungen von Tisoware ergänzen unser Angebot optimal und erschließen uns neue Märkte, in denen wir noch nicht aktiv sind, und damit Wachstumsquellen. Gemeinsam mit Tisoware arbeiten wir noch intensiver daran, unsere Kunden bei ihrer Digitalisierung voranzubringen.« (GEA)

AUS DEN BETRIEBSGESCHICHTEN VON TISOWARE UND PROALPHA

Gegründet 1986 in Württemberg und 1992 in der Westpfalz

Die Betriebsgeschichte von Tisoware begann 1986 als Rieber Software GmbH, also als Tochter des Reutlinger Anbieters von Gemeinschaftsverpflegung. 1990 übernahmen Sabine Dörr und Michael Gruber die Firma, für die sie zuvor gearbeitet hatten, und benannten sie 1994 in Tisoware um. Blick ins GEA-Archiv: 1990 hatte der Betrieb vier Beschäftigte, 2001 schon 40 und 2013 bereits 110 Mitarbeiter – und heute sind es 165. Proalpha Business Solutions, der neue Gesellschafter von Tisoware, hat seinen Ursprung in der Gründung der W. Ernst Informatik GmbH in Siegelbach bei Kaiserslautern im Jahr 1992 durch die Brüder Leo und Werner Ernst und Martin Wolf. 1994 war ihr ERP-Programm namens Proalpha nach zwei Jahren Entwicklung marktreif. 1998 bauten sie ihre Firmenzentrale in Weilerbach. 2013 verkauften die Gründer ihre Anteile. (rog)