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Ditzinger Unternehmen Trumpf mit Gewinneinbruch

Ditzinger Unternehmen fehlen die Aufträge. Jetzt soll der Gürtel enger geschnallt werden

Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech.  FOTO: MURAT/DPA
Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech. FOTO: MURAT/DPA
Ein Laser schneidet im Besucherzentrum des Maschinenbauers Trumpf in ein Blech. FOTO: MURAT/DPA

DITZINGEN. »Es ist Grund zur Sorge angebracht.« Nicola Leibinger-Kammüller, Chefin des Maschinenbauers Trumpf in Ditzingen bei Stuttgart, ist keine Frau, die zur Dramatisierung neigt. Gleichwohl lässt sie deutlich durchblicken, dass sie mit großer Skepsis in die Zukunft blickt. Der Auftragseingang für das Ende Juni 2025 auslaufenden Geschäftsjahr werde allenfalls auf dem laufenden Niveau stagnieren und der Umsatz dementsprechend geringer ausfallen. Damit schlägt die Krise beim Familienunternehmen immer deutlicher durch.

Trumpf hat im Geschäftsjahr 2023/24 (30. Juni) mit 19.000 (Plus 3,6 Prozent) Beschäftigten einen Umsatz von 5,2 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das sind 3,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank um 114 Millionen Euro auf eine halbe Milliarde Euro, was einer Rendite von 9,7 Prozent (Vorjahr: 11,5 Prozent) entspricht. Der Auftragseingang sank um 10,4 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. »Wir haben somit eine Milliarde Euro binnen zwei Jahren beim Auftragseingang eingebüßt«, stellt Leibinger-Kammüller klar.

Trumpf-Bank finanziert Kunden

Bisher konnte der Hersteller von Laser-Werkzeugmaschinen, Elektronik-Komponenten und wichtige Teile für die Chip-Herstellung das einbrechende Geschäft mit dem hohen Bestand an Bestellungen kompensieren, der sich nach der Pandemie angehäuft hatte. »Wir sind im vergangenen Geschäftsjahr noch glimpflich davongekommen«, sagt Leibinger-Kammüller. Doch in den meisten Sparten folgen immer weniger Order vor allem aus dem Ausland. So ist der Umsatzanteil des deutschen Heimatmarkts auf 15,9 Prozent gestiegen. Im Geschäftsjahr 2022/23 waren es noch 14,5 Prozent. Doch auch hier spürt der Maschinenbauer die Krise. Denn auch im Inland bestellen die Kunden – oft kleine und mittelständische Unternehmen immer weniger.

Dabei greift Trumpf vor allem Absatz von Werkzeugmaschinen den Abnehmern in Europa aktiv mit Krediten aus der eigenen Trumpf-Bank unter die Arme. Wir bieten bessere Konditionen als viele Banken, weil wir unsere Kunden kennen. Und Notfall können wir die Maschine zurücknehmen und etwas damit anfangen. Das kann eine Sparkasse nicht", erläutert Finanzchef Lars Grünert. Bis zu einem Drittel der Werkzeugmaschinen finanziert Trumpf somit selbst. Durch diesen besonderen Einblick in die Finanzlage der Kunden bekommen die Ditzinger einen sehr tiefen Einblick in die aktuelle Situation bei vielen Mittelständlern. "Die ist bei vielen schlecht", fasst es Grünert zusammen. So sei auch die Zahl der Insolvenzen unter den langjährigen Kunden merklich gestiegen.

Das Familienunternehmen hat schon früh damit begonnen, Kosten einzusparen. Nach 178 Millionen Euro in der vorherigen Periode sollen es in diesem Geschäftsjahr noch einmal rund 300 Millionen Euro werden. An vielen deutschen Standorten hat Trumpf damit begonnen die Arbeitszeit abzusenken. »Wir wollen versuchen mit der gesamten Stamm-Mannschaft durch diese Zeit zu kommen«, betont Maassen. Sollte sich die Lage bis zum Frühjahr aber weiter zuspitzen, schließ die Trumpf-Führung auch einen Stellenabbau nicht aus. Nicht gespart wird bei den Investitionen für Forschung und Entwicklung. Die stiegen zuletzt um 54 Millionen Euro auf 530 Millionen Euro. Damit investiert Trumpf mehr als jeden zehnten Umsatzeuro (10,3 Prozent) in weitere Innovationen. Mit dieser Quote liegt deutlich über dem Schnitt der Branche, die zwischen 5 und 6 Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung einsetzt.

Leibinger-Kammüller sieht sich vereint mit Tausenden von Mittelständlern, die Ihre Innovationen selbst finanzieren und kaum Fördergelder beziehen. Umso weniger Verständnis hat sie, dass für große Konzerne, die nach staatlicher Hilfe rufen, wenn die Geschäfte schlecht laufen. Diese Milliarden würden für die steuerliche Entlastung von Handwerk und Mittelstand dringend benötigt. (GEA)