FRANKFURT/BERLIN. Der Deutsche Aktienindex (Dax) als Angstbarometer. So schlimm ist die Lage an der Frankfurter Börse, dass der Nachrichtensender N-TV in seinem Fernsehbild ein kleines Kästchen mit dem aktuellen Verlauf des Dax einblendet. Die App des Online-Brokers Trade Republic fällt zeitweise aus, weil zu viele Privatanleger wissen wollen, wie arg es sie getroffen hat. An den asiatischen Börsen sprechen Händler von einem Schwarzen Montag. So weit bergab ging es zuletzt nach dem Corona-Schock. An solchen Tagen sind die Zahlen an den Finanzmärkten tiefrot. Selbst die Gewinner des Tages verlieren, bei ihnen fällt das Minus nur nicht ganz so hoch aus. Wie geht es an den Börsen weiter? Was raten Experten?
- Warum ist die Reaktion an der Börsen so heftig?
Die US-Regierung hat deutlich ge-macht, dass sie an ihrer drastischen Wirtschaftspolitik mit hohen Extrazöllen auf Importe aus der ganzen Welt festhalten will. Daran ändert auch die von US-Präsident Donald Trump signalisierte Ge-sprächsbereitschaft mit den betroffenen Ländern nichts. Bleibt das so und reagieren die wichtigsten Handelspartner EU und China mit Gegenzöllen, wird das nach Ansicht der meisten Experten die Weltkonjunktur abwürgen. Deshalb haben auch die Optimisten unter den Anlegern die Hoffnung auf Besserung verloren und wollen ihre Aktien loswerden.
- Ist der Dax in den Fängen des Bären? Bis zum Nachmittag hatte der deutsche Leitindex in Frankfurt die Hälfte seiner Verluste von zehn Prozent wettgemacht, holte also in den Stunden nach der Eröffnung gut fünf Prozentpunkte auf. Das war die Positive dieses Handelstages, der als Schwarzer Montag in die Geschichte eingehen wird. Vor allem die Börsenlieblinge der letzten Monate aus der Rüstungsindustrie brachen ein. An den wichtigen Handelsplätzen in Asien waren die Kurse zuvor zweistellig abgerauscht. Der Dax hat seit seinem Höchststand Mitte März von gipfelhaften 23.500 Punkten gut 20 Prozent eingebüßt. Damit ist die Definition eines Bärenmarktes erfüllt. Ein Bärenmarkt markiert eine längere Phase fallender Kurs und ist das Gegenstück zum Bullenmarkt, der einen Zeitraum anhaltender Kursgewinne umfasst. - Was sollen Privatanleger tun? Jürgen Michels, Chefvolkswirt der Bayern-LB, rät: »Privatanleger sollten sich nicht anstecken lassen und blind verkaufen oder kaufen.« Denn mit Verlust aus seinen Wertpapieren auszusteigen und die Restbeträge in sichere Anlagen umzuschichten ist derzeit gar nicht so einfach. Gold ist mit einem Preis von knapp über 3.000 US-Dollar pro Feinunze (rund 2.765 Euro) bereits sehr teuer und der Dollar verliert entgegen der historischen Norm an Wert. Ein Teil der Anleger setzt auf den Schweizer Franken, der an Stärke ge-winnt. Die Schweizerische Notenbank (SNB) steht aber bereit, einen zu ausgeprägten Anstieg der Landeswährung zu bremsen, damit die Exportindustrie der Alpenrepublik nicht zu stark leidet. Der Chefvolkswirt des Deutschen Aktieninstitutes, Gerrit Frey, warnt vor hektischen Reaktionen. »Wer langfristig in Aktien, Aktienfonds oder ETFs investiert, braucht sich nicht wegen kurzfristiger Schwankungen verrückt zu machen.«- Ist jetzt ein Zeitpunkt, um Wertpapiere zu kaufen? Trumps Zollhammer hat die Kurse derart nach unten gepresst, dass die Überlegung verlockend klingt, jetzt einzusteigen. »Es bieten sich Chancen für kurzfristige Gewinne, aber das ist keine Strategie für eine stabile Altersvorsorge«, so Michels. - Wann wird der Bärenmarkt überwunden sein? Das ist derzeit schwer zu sagen. Noch ist nicht entschieden, wie andere Länder und Wirtschaftsräume auf Trumps ag-gressive Handelspolitik reagieren. Es gibt kein historisches Muster, aus dem sich lernen lässt. (GEA/dpa)