REUTLINGEN. Die italienische Großbank Unicredit zeigt unverhohlen Interesse an der Übernahme der viermal kleineren deutschen Commerzbank. Geschickt nutzte Unicredit die Gunst der Stunde als sich der Bund von einem Teil seiner Commerzbank-Anteile trennte, um seinen Anteil an Deutschlands zweitgrößter Privatbank auf mittlerweile 28 Prozent zu steigern. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp spricht von einer feindlichen Übernahme und warnt vor einem drohenden Kahlschlag, sollten sich die Italiener das Kreditinstitut einverleiben. Paradoxerweise kündigt sie nun einen umfangreichen Stellenabbau in Deutschland an, um eben jenen Kahlschlag zu verhindern.
Ambitionierte Ziele
Um Anleger davon abzuhalten, ihre Anteile der Unicredit anzudienen, gibt Orlopp ein äußerst ambitioniertes Renditeziel von 15 Prozent bis 2028 aus. Und damit deutlich mehr, als andere europäische Großbanken mit derzeit rund 10 Prozent erreichen. Die Gewinne sollen zu 100 Prozent an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen 3.300 Jobs aus Deutschland in Billiglohnländer verlagert werden. Ob mit dieser Strategie derart hochgesteckte Ziele zu erreichen sind, ist zumindest fraglich.
Finanzstarker Kreditgeber für deutsche Wirtschaft
Im internationalen Vergleich sind die deutschen Privatbanken sehr kleine Lichter. Durch die Übernahme durch die Unicredit und die Verschmelzung mit deren Deutschland-Tochter Hypovereinsbank entstünde ein deutlich größerer Player und finanzstarker Kreditgeber für die deutsche Wirtschaft. Die Unicredit erwirtschaftet schon heute eine Eigenkapitalrendite von 17,7 Prozent. Die Eigenständigkeit der Commerzbank darf nicht nur um ihrer selbst willen verteidigt werden.