REUTLINGEN. »Wir in Reutlingen haben zum positiven Ergebnis der Commerzbank AG im Jahr 2022 beigetragen«, stellt Stephan Abt, Standortleiter Firmenkunden, bei einem Pressegespräch fest. Wie berichtet, hat die Großbank mit Sitz in Frankfurt ihr Konzernergebnis gegenüber 2021 auf 1,4 Milliarden Euro verdreifacht, will nach mehreren Jahren Pause ihren Aktionären wieder eine Dividende zahlen und ist jüngst auch wieder in den Deutschen Aktienindex, die Erste Bundesliga an der Börse, zurückgekehrt.
Die Region Reutlingen der Commerzbank ist in den Segmenten Firmenkunden und Privatkunden mit acht Filialen schon bisher für die sieben Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb zuständig gewesen. Abt erläutert, neuerdings gehöre bei den Firmenkunden auch das Gebiet um Schwäbisch Gmünd, Aalen und Heidenheim dazu. Wie Sandra Kobus, Pressesprecherin für die Region Süd der Commerzbank, erklärt, haben sich durch die fortschreitende Digitalisierung weitere organisatorische Änderungen ergeben. Daher seien die in diesem Artikel genannten regionalen Zahlen der Commerzbank nicht mit denen aus den Vorjahren vergleichbar.
So gebe es nun einen Digitalkanal für Firmenkunden, und – auch abends und an Wochenenden für Privatkunden erreichbare – Beratungscenter in Stuttgart und Mannheim. Zudem seien zentrale Einheiten, unter anderem in Stuttgart, gebildet worden. Deshalb arbeiteten bislang in der Region Reutlingen tätige Beschäftigte der Commerzbank nun andernorts, betreuten aber teilweise weiterhin Kunden in der Region. Wie Kobus auf Nachfrage mitteilte, gehören zur Region Reutlingen der Commerzbank derzeit 83 Mitarbeitende; vor einem Jahr waren es 138. Am Standort Reutlingen seien 37 (Vorjahr: 41) Menschen beschäftigt.
Das Firmenkunden-Segment hat Abt zufolge das Kreditvolumen in 2022 gegenüber dem Vorjahr um 9,2 Prozent auf 700 Millionen Euro ausgebaut. Bei den Unternehmerkunden, also Betrieben bis 15 Millionen Euro Jahresumsatz, habe die Region Reutlingen der Commerzbank zudem um 1,9 Prozent auf 237 Millionen Euro zugelegt. Diplom-Volkswirt Abt, Jahrgang 1971, erinnert daran, dass Lieferengpässe und hohe Preise für Energie das Geschäft der Unternehmen beeinflusst hätten: »Beschaffungssicherheit und Liquiditätssicherung standen im Fokus.« Angesichts unsicherer Aussichten hätten sich Unternehmen mit Investitionen in neue Maschinen und Anlagen eher zurückgehalten. Etliche Betriebe könnten erst mit Zeitversatz mit Preiserhöhungen auf gestiegene Kosten für Material, Energie und Personal reagieren. »Wir sehen aber wenig Kreditausfälle oder gar Insolvenzen«, sagt Abt.
Bausparen beliebt
Lucca Ruoff, Jahrgang 1991, Gebietsleiter Reutlingen der Commerzbank für Privat- und vermögende Kunden, berichtet für sein Segment, dass das Geschäftsvolumen um 2,7 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen sei. Dahinter stünden ein durch Kursrückgänge um 13,7 Prozent auf 772 Millionen Euro gesunkenes Depotvolumen, aber auch um ein Prozent auf 364 Millionen Euro gestiegene Kundeneinlagen sowie ein um 35,2 Prozent auf 683 Millionen Euro gewachsenes Bestandsvolumen bei Baufinanzierungen. Allerdings habe das Neugeschäft bei Immobilienfinanzierungen seit der zweiten Hälfte 2022 wegen erhöhter Preise und Zinsen deutlich nachgelassen.
»Die unsicheren Rahmenbedingungen haben zu einem erhöhten Beratungsbedarf geführt«, merkt Ruoff an. Der Sicherheitsaspekt habe bei Geldanlagen im Vordergrund gestanden. Das Abschlussvolumen bei Bausparverträgen sei um 8,4 Prozent auf 18 Millionen Euro verbessert worden. (rog)