FRANKFURT/REUTLINGEN. Die Commerzbank rechnet wegen der Corona-Pandemie und der Kosten für den Konzernumbau mit einem Verlust in diesem Jahr. Grund ist eine erhöhte Prognose für die Risikovorsorge und der stärkere coronabedingte Druck auf die Erträge im Firmenkundengeschäft, teilte die Bank mit. Zuletzt hatte die Frankfurter Bank wie in den Vorjahren einen Gewinn angepeilt, dieses Ziel aber angesichts des Umfelds und der Kosten für die Neuausrichtung als »sehr ambitioniert« eingestuft.
Besser als erwartet lief das Tagesgeschäft im zweiten Quartal. Der operative Gewinn sank zwar um ein Drittel auf 205 Millionen Euro. Hier hatten Analysten aber mit einer Halbierung auf 150 Millionen Euro gerechnet. Die Risikovorsorge stieg im zweiten Quartal auf 469 (Vorjahr: 178) Millionen Euro. Die Commerzbank muss sich wegen der Coronakrise auf höhere Kreditausfälle einstellen. Zudem wirkte sich hier »ein großer Einzelfall« von 175 Millionen Euro aus. Dabei dürfte es sich um Kredite an Wirecard handeln. Die Commerzbank gilt als einer der größten Gläubiger des seit Juni insolventen Zahlungsdienstleisters.
Im laufenden Jahr rechnet die Commerzbank mit einer Risikovorsorge von 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro. Bislang hatte das Geldhaus einen Wert zwischen 1,0 und 1,4 Milliarden Euro auf dem Zettel. Ein Teil der Anhebung dürfte auf den Wirecard-Effekt zurückgehen. 2019 hatten mögliche Kreditausfälle das Ergebnis mit 620 Millionen Euro belastet.
Doch die Coronakrise hat nicht nur negative Folgen. So stiegen die Erträge – die gesamten Einnahmen der Bank – vor allem wegen eines regen Wertpapierhandels von Kunden an den Aktienmärkten um 7 Prozent auf 2,28 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 220 Millionen Euro und damit ein Fünftel weniger als vor einem Jahr, obwohl die Bank von einem positiven Steuereffekt profitierte.
»Wir haben unsere Erträge und unsere Kapitalquote im zweiten Quartal gesteigert. Das operative Ergebnis ist allerdings durch das Risikoergebnis belastet worden. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können«, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp.
Die Commerzbank Reutlingen hat im ersten Halbjahr die Zahl ihrer Kunden um 1 365 auf 114 670 gesteigert, berichtet die Bank. Einen Großteil der Kunden habe sie über digitale Kanäle gewonnen. Vor allem das Mobile Banking habe zugelegt. Die Zahl der Nutzer der Banking-App stieg seit Jahresbeginn um 10 Prozent. An Finanzierungen stellte Reutlingen 76 Millionen Euro zur Verfügung; bundesweit sind es 10 Milliarden Euro. Seit Mitte März seien 411 Kreditanfragen eingegangen.
Zudem vergab sie 158 Millionen Euro an Baufinanzierungen (+4,8 Prozent). Der Bestand an diesen Krediten stieg auf 1,33 Milliarden Euro. Zugenommen habe auch das Interesse an Aktien. Besonders beliebt seien Wertpapiersparpläne gewesen (+15,2 Prozent). (dpa/zim)