DUSSLINGEN/TÜBINGEN. Das Entsorgungszentrum des Landkreises Tübingen erhält Konkurrenz. Einen Steinwurf von der Abfallverwertungsanlage im Industriegebiet Steinig entfernt baut der Spezialchemiehersteller CHT (Stammsitz Tübingen) einen firmeneigenen Recyclinghof in seinem 80.000 Quadratmeter großen Dußlinger Werksgelände.
Am gestrigen Donnerstag war Spatenstich für die Behälter-Reinigungs- und Wiederverwertungsanlage. Für die rund 2.000 Quadratmeter große halboffene Halle samt 500 Quadratmeter großem Anbaugebäude investiert der mittelständische Global Player rund 4,9 Millionen Euro.
»Klares Signal unserer Verbundenheit mit der Region« - CHT-Chefin Eva Baumann
»Wir setzen damit ein klares Signal zu unserer Verbundenheit mit der Region«, sagte die neue CHT-Chefin Eva Baumann. »Und wir stärken unser Nachhaltigkeitsengagement. Bis im Jahr 2045 wollen wir in unserem weltweit tätigen Unternehmen in der Produktion und in der Lieferkette klimaneutral sein.«
Die CHT-Gruppe ist mit Produktions- und Vertriebsstandorten durch 28 Gesellschaften vertreten und erzielte im Geschäftsjahr 2023 mit rund 2.500 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von 601 Millionen Euro.
Das Ziel sei es, einerseits moderne und nachhaltige Produkte in ressourcenschonenden Prozessen zu entwickeln, um damit die Umwelt immer weiter zu entlasten. Anderseits gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Die Unternehmensstrategie basiere auf den drei Schlagworten: People, Planet und Performance. »Diese drei Aspekte sind uns gleich wichtig und bedingen sich gegenseitig.« Die CHT habe den Anspruch, so zum führenden Anbieter für nachhaltige chemische Produkte und Lösungen in allen Zielmärkten zu werden.
»People, Planet und Performance. Diese drei Aspekte sind uns gleich wichtig« - CHT-Chefin Eva Baumann
Konkret wird das nun mit der neuen Anlage, die erste ihrer Art im Unternehmen, die im März 2025 fertiggestellt werden sein soll. In erster Linie geht es um Wiederverwendung der bereits vorhandenen Behälter. Dadurch wird die Beschaffung neuer Emballagen (Fässer) deutlich reduziert. Durch die Reinigung vor Ort werden Transportkosten gespart, und Abhängigkeiten von Lieferanten reduziert.
Möglich macht das eine Gebinde-Waschanlage und eine sortenreine Wiederverwertungs-Zuführung der dann noch anfallenden Restmaterialien und Abfälle. Insbesondere für die Fässer, die nicht wiederverwendet, sondern geschreddert werden müssen.
Der Recyclinghof wird maximal ressourceneffizient aus dem Nahwärmenetz des Gewerbegebiets betrieben. Das Wasser zirkuliert stammt aus der Nutzung von Regenwasser, das Dach erhält eine PV-Anlage, die dabei so dimensioniert wird, dass mehr Strom erzeugt wird, als die darunter befindliche Anlage benötigt. Der Überschuss fließt in das Werk. Zusätzlich wird der komplette im Werk anfallende Abfall – vom Altglas bis zum Elektroschrott – in der Halle gesammelt.
Bürgermeister Thomas Hölsch freut sich, dass mit der Baufirma K & L ein Dußlinger Unternehmen beauftragt wurde: »Ein weiteres Zeichen regionaler Wertschöpfung«. Für den gemeinsamen Windpark der Gemeinde zusammen mit Tübingen im Rammert hat die CHT bereits Interesse an einer Beteiligung angemeldet. (GEA)