PLIEZHAUSEN. Andreas Baresel verweist in diesen gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten auf Umsatzwachstum, positive Ertragslage und gute Auftragseingänge. Der 50 Jahre alte Vorstandsvorsitzende des börsennotierten Informationstechnologie (IT)-Dienstleisters Datagroup zeigt sich im Gespräch mit dem GEA allerdings »unzufrieden, dass der Aktienkurs dies nicht spiegelt«. Es liege wohl am anhaltend schwachen Marktumfeld für Unternehmen mit kleiner und mittelgroßer Marktkapitalisierung. Der Börsenkurs von Datagroup sei jedenfalls »verbesserungswürdig«. Er dürfte am Dienstag, bei der Hauptversammlung am Unternehmenssitz, dem markanten Rundbau an der Bundesstraße 28 in Pliezhausen-Gniebel, wie im vergangenen Jahr ein Thema sein. Das Unternehmen rechnet mit circa 180 teilnehmenden Aktionären und Gästen.
Wie berichtet, hat Datagroup in dem am 30. September zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2023/2024 bei einem Umsatzplus von 6 Prozent auf 527,6 Millionen Euro ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 45,8 (Vorjahr: 45,3) Millionen und einen Periodenüberschuss von 26,1 (Vorjahr: 28,3) Millionen Euro erzielt. Baresel erklärt, das Unternehmen habe bewusst in die Zukunftsthemen künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und Cloudtechnologie investiert und eine leichte Schwächung der Rendite akzeptiert: »Bei allen drei Themen haben wir uns sehr gut weiterentwickelt.«
Über 3.800 Beschäftigte
Ende September beschäftigte der Konzern an über 30 Standorten 3.848 (Vorjahr: 3.607) Personen, darunter 163 (157) Auszubildende und dual Studierende. Der Zuwachs ist auch durch die Übernahmen der Firmen Conplus (Ahrensburg, 20 Beschäftigte), IT Total (Stuttgart, 40 Beschäftigte) und ISC Innovative Systems Consulting (Rosenheim, 50 Beschäftigte) zustande gekommen. In Pliezhausen sind derzeit 280 Personen tätig, an Standorten in Leinfelden 150, in Reutlingen 50 und in Ulm 200.
Im laufenden Geschäftsjahr meldete Datagroup mit Tarador (Potsdam, 15 Mitarbeitende) den 35. Unternehmenszukauf seit dem Börsengang im Jahr 2006. Zudem stieg der Umsatz im ersten Geschäftsquartal (Oktober bis Dezember) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 15 Prozent auf 139,3 Millionen Euro. Die Ergebniskennziffern sind indes wegen Übergangs- und Anlaufkosten bei Neukundenprojekten gesunken – so fiel der Periodenüberschuss um 28,5 Prozent auf 4,3 Millionen Euro.
Der Aktienkurs von Datagroup bewegte sich bislang zwischen 3,20 Euro (Ausgabepreis in 2006) und 97 Euro Anfang 2022. Das 52-Wochen-Tief liegt bei 36,35 Euro, das 52-Wochen-Hoch bei 53 Euro. Aktuell steht der Kurs, ähnlich wie bei der Hauptversammlung vor einem Jahr, bei 45 Euro.
Wechsel im Aufsichtsrat
»Wir wollten das attraktive Kursniveau nutzen«, sagt Baresel im Rückblick auf das Aktienrückkaufangebot im November/Dezember, das damals nebst Aussetzen der Dividende vorgesehen war. Doch statt über 800.000 Aktien wurden dem Unternehmen lediglich gut 50.000 angedient. »Da hat uns der Aktienmarkt einen Strich durch die Rechnung gemacht.« Der maximal mögliche Angebotskurs von 42,13 Euro war angesichts der deutlichen Kurssteigerung nach Veröffentlichung der Maßnahmen für die Aktionäre nicht mehr attraktiv. Als Reaktion auf die geringe Annahmequote wird der Hauptversammlung nun die Ausschüttung einer Dividende von 1,00 (Vorjahr: 1,50) Euro je Aktie vorgeschlagen.
Außer zum Aktienrückkauf und zur Dividendenpolitik erwartet Baresel heute Nachfragen zur nicht weiter verfolgten Abspaltung der Digitalisierungstochter Almato (Sitz: Stuttgart, 160 Beschäftigte). Wie der Vorstandsvorsitzende erläutert, sei nach Gesprächen mit Investoren fraglich geworden, »ob die Börse den tatsächlichen Unternehmenswert von Almato abbilden würde«. Almato verfüge mit der semantischen Datenplattform Bardioc über eine Technologie, um Daten, »vereinfacht gesagt, sprechend zu machen«. Die Plattform ermögliche auch eine deutliche Effizienzsteigerung in militärischen und nachrichtendienstlichen Anwendungen und leiste einen wichtigen Beitrag zur europäischen digitalen Souveränität. An der Idee einer Verselbstständigung von Almato wird Baresel zufolge festgehalten. »Das Thema ist aber erst mal verschoben. Bis dahin werden wir Almato unter dem Dach von Datagroup erfolgreich weiterentwickeln.«
Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Hilgert kann seine Rolle nach einem Unfall aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen. Für ihn soll Manfred Boschatzke in das Kontrollgremium nachrücken. (GEA)