RENNINGEN. »Unsere Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen der Verbesserung der Ertrags- und Finanzkraft auf der einen Seite und den erforderlichen Vorleistungen für das Wachstum der Zukunft auf der anderen zu halten.« Dies stellt Markus Forschner, Finanzchef des Stuttgarter Technologiekonzerns Bosch, bei der Bilanzpressekonferenz in Renningen (Landkreis Böblingen) fest. Auch Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung, hebt Gegensätze hervor: den zwischen den Chancen durch Klimaschutz hier, aber den sich teilweise verzögert entwickelten Märkten bei Elektromobilität, Wasserstoff und Wärmepumpe dort. Und den zwischen Arbeitsplätzen, die mit dem bevorstehenden Aus des Verbrennungsmotors verloren gehen, hier mit den nicht eins zu eins durch neue Technologien entstehenden neuen Stellen dort. »Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir auch Strukturen verändern und Stellen abbauen«, sagt Hartung.
Wie berichtet, will Bosch über 7.000 Arbeitsplätze streichen. »Das fällt uns nicht leicht«, erklärt der Bosch-Chef. Doch die Kosten müssten runter. Die deutschen Standorte würden durch Investitionen von vier Milliarden Euro in Maschinen und Anlagen sowie in Forschung und Entwicklung in diesem und im nächsten Jahr gestärkt. Bis zum Jahr 2027 sollen 700 Millionen Euro für Ausbildung und Qualifizierung der Beschäftigten ausgegeben werden. Neben Weiterbildung werde die Vermittlung der eigenen Beschäftigten aus schrumpfenden in wachsende Geschäftsfelder forciert, erläutern Hartung und Arbeitsdirektor Stefan Grosch. Betriebsbedingte Kündigungen solle es möglichst nicht geben.
Weltweit 429.416 Beschäftigte
Im vergangenen Jahr hat der Konzern in schwierigem Umfeld beim Umsatz, beim Gewinn nach Steuern und bei der Zahl der Beschäftigten gegenüber 2022 zugelegt. Finanzchef Forschner zufolge stieg der Umsatz um 3,8 Prozent auf 91,6 Milliarden Euro. Gemäß Geschäftsbericht erhöhte sich das Ergebnis nach Steuern von 1,838 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,64 Milliarden Euro in 2023. Die Zahl der weltweit bei Bosch Beschäftigten stieg um 8.078 auf 429.416. Davon waren Ende vergangenen Jahres 134.188 Personen in Deutschland tätig – 234 mehr als zwölf Monate zuvor. Nach früheren Angaben arbeiten etwa 8.000 Personen bei Bosch in Reutlingen.
Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) belief sich 2023 auf 4,8 Milliarden Euro – nach 3,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Ebit-Marge, das Verhältnis von Ebit zum Umsatz, verbesserte sich von 4,3 auf 5,3 Prozent. Diese Größe soll 2026 bei 7 Prozent liegen, so Forschner. Es bleibe der Anspruch, die erforderlichen hohen Investitionen in Zukunftsgebiete möglichst aus eigener Kraft zu finanzieren: »Und das setzt eine hohe Ertrags- und Finanzkraft voraus.«
Fürs laufende Jahr geben die Bosch-Oberen einen verhaltenen Ausblick. Es sei kein konjunktureller Rückenwind zu erwarten. Im ersten Quartal habe der Umsatz von Bosch 0,8 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums gelegen. »Daran wird deutlich, dass der Umsatzanstieg um fünf bis sieben Prozent, wie wir ihn mit unserer Planung für das Gesamtjahr anpeilen, sehr ambitioniert ist«, sagt Forschner. Es werde auch schwierig, in 2024 die operative Ebit-Rendite gegenüber 2023 zu verbessern.
Innovationen und Zukäufe
Bosch setze auf Innovationen, Partnerschaften und Zukäufe, um weiter zu wachsen, erklärt Hartung. Im Kerngeschäft als Automobilzulieferer liefen alleine 2024 etwa 30 Serienprojekte für Elektrofahrzeuge an: »Die Elektromobilität kommt – die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt.« Bosch sehe auch die Medizintechnik als strategisches Wachstumsfeld, so Hartung. Er gibt eine Partnerschaft mit der R-Pharm AG (Darmstadt) bekannt. Demnach soll die Entwicklung eines voll automatisierten Diagnose-Tests auf multiresistente Bakterien vorangebracht werden. Dafür wollen die beiden Unternehmen bis Ende des Jahrzehnts 150 Millionen Euro investieren.
Bosch, gegründet 1886, ist im Wesentlichen in den Geschäftsbereichen Mobilitätszulieferung (Umsatz 2023: 56,2 Milliarden Euro), Industrietechnologie (7,4 Milliarden Euro), Konsumgüter (Haushaltsgeräte und Elektrowerkzeuge, 19,9 Milliarden Euro) und Energie- und Gebäudetechnik (7,7 Milliarden Euro) tätig. Die Kapitalanteile der Robert Bosch GmbH liegen zu 94 Prozent bei der gemeinnützigen Robert Bosch Stiftung. Die Stimmrechte liegen mehrheitlich bei der Robert Bosch Industrietreuhand KG. (GEA)