Logo
Aktuell Technologie

Bosch will Stellenabbau verschärfen

In Reutlingen investiert der Konzern 50 Millionen in die Verdopplung der Chip-Kapazitäten

3,1 Milliarden Euro Gewinn hat Bosch im vergangenen Jahr erzielt, wurde in der Konzernzentrale in Renningen bekanntgegeben.  FOT
3,1 Milliarden Euro Gewinn hat Bosch im vergangenen Jahr erzielt, wurde in der Konzernzentrale in Renningen bekanntgegeben. FOTO: WEISSBROD/DPA
3,1 Milliarden Euro Gewinn hat Bosch im vergangenen Jahr erzielt, wurde in der Konzernzentrale in Renningen bekanntgegeben. FOTO: WEISSBROD/DPA

STUTTGART/REUTLINGEN. Der Stuttgarter Technologiekonzern Bosch setzt aktuell keine großen Erwartungen auf das laufende Geschäftsjahr. Grund ist die unübersichtliche Weltlage, nachdem US-Präsident Donald Trump die meisten Handelspartner mit massiven Zöllen belastet hat. »Wir hoffen, das Ende des Jahres doch noch ein Schub erfolgen wird«, so Konzernchef Stefan Hartung bei der Präsentation der Geschäftszahlen 2024. Eine klare Kehrtwende sei aber nicht in Sicht. Die Stuttgarter erwarten für dieses Jahr ein bescheidenes Wachstum zwischen ein und drei Prozent. Das wäre eine Verbesserung zu 2024, wo der Umsatz um gut ein Prozent zurückgegangen ist. Die Rendite soll laut Finanzchef Markus Forschner in diesem Jahr wieder 3,5 Prozent erreichen. Das wäre eine Stabilisierung nachdem im Vorjahr der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um ein Drittel eingebrochen ist. Bosch hatte 2023 noch eine Ertragsquote von 5,3 Prozent verbucht.

Bosch ist damit weit von den eigenen Zielen entfernt. Der Konzern hat sich über aller Geschäftsfelder hinweg eine Rendite von sieben Prozent vorgenommen. Diese Marke will der Konzern laut Forschner im kommenden Jahr erreichen. Dann würden auch die vielen Umstrukturierungen greifen, die Bosch derzeit vornimmt. »Allerdings muss die Konjunktur auch wie erwartet wieder anziehen«, schränkt Konzernchef Hartung ein.

Der Technologieriese ist in vielen Bereichen im Umbruch und baut dabei auch Stellen ab. So beschäftigte Bosch Ende 2024 etwa zehn Prozent oder 11.500 Mitarbeiter weniger als noch im Jahr zuvor. Flächendeckende Schließtage oder eine umfassende Reduzierung der Arbeitszeit wie beim Konkurrenten ZF sei derzeit nicht geplant, so Arbeitsdirektor Stefan Grosch. Nach früheren Angaben will der Konzern weltweit 12.500 weitere Stellen streichen, davon 8.000 in Deutschland. Schwäbisch-Gmünd, wo Lenkungen gefertigt werden, protestierten die Beschäftigten gegen den geplanten Abbau von 2000 Arbeitsplätzen.

Bosch will offenbar das Tempo des Stellenabbaus angesichts der schwierigen Entwicklung verschärfen, wobei der Konzern keine Gesamtzahl nennen will. Kürzlich hat der Bereich Elektrowerkzeuge angekündigt, dass die Produktion in Leinfelden-Echterdingen und in Sebnitz eingestellt wird. Dadurch fallen 510 Arbeitsplätze weg. Für die überflüssig gewordenen Beschäftigten veranstaltet der Konzern Jobbörsen. Bosch begleiten aktiv den Wechsel. Die Offerten würden den Mitarbeitern gut angenommen, so Grosch.

Reutlinger Kapazität verdoppelt

»Wir sind in Gesprächen mit Verantwortlichen im Weißen Haus«, bestätigt Hartung, Kontakte zur US-Regierung. Trump selbst habe er aber nicht getroffen. Wie sehr der Konzern von den Zöllen belastet wird, will Bosch nicht beziffern. Hartung plädiert für einen geschlossenen Auftritt Europas: »Wir sollten die EU weiter stärken. Durch die Vertiefung des Binnenmarktes, Abbau der Bürokratie und dem zügigen Ausbau der viel zu lange diskutierten Kapitalunion.« Es brauche Mut zu weitreichenden Reformen und Entscheidungen. Aber auch in Berlin müsse jetzt mehr für die Wirtschaft getan werden. Mit entsprechenden Rahmenbedingungen hätten deutsche Unternehmen trotz aller Verwerfungen in den USA wie auch in Indien gute Chancen.

Wir spüren massive Umbrüche in unserem Umfeld", so Hartung. Dazu gehört der Wandel hin zu E-Mobilität, der allerdings deutlich langsamer stattfindet als gedacht. So verdient der Konzern auf diesem Feld unter dem Strich immer noch kein Geld, was die Ertragslage merklich belastet. Allerdings sieht man sich gut aufgestellt und mit allen wichtigen chinesischen Marken im Geschäft. In Dresden, Reutlingen und Malaysia investiert der Stuttgarter Technologieriese 400 Millionen Euro in die Erweiterung der Chip-Produktion. In Reutlingen werden die Kapazitäten bis Ende dieses Jahres für 50 Millionen Euro verdoppelt. Zu Auswirkungen auf die Beschäftigung schweigt der Konzern. In Reutlingen arbeiten 8.000 Leute für Bosch. Die Stuttgarter bauen weiter die Abhängigkeit von der Autoindustrie ab, die 2024 noch zu 62 Prozent des Gesamtumsatzes und zwei Drittel des Ertrags beigesteuert hat. So wird 2025 die Übernahme des Klimatechnik-Geschäfts von Hitachi und Johnson Controls abgeschlossen. Mit acht Milliarden Euro ist das der größte Zukauf der Firmengeschichte. Die Klimatechnik wird in Asien und Nordamerika zum Kühlen und Heizen von Gebäuden eingesetzt.

Weiter schwierig entwickelt sich das Industriegeschäft rund um die Tochter Bosch Rexroth. Das Geschäft der Sparte, die Technik für den Maschinen- und Anlagenbau liefert, ist 2024 um 13 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro gesunken und hat nur noch eine kleine Rendite erwirtschaftet. Auch 2025 gehen die Umsätze weiter zurück. Punkten will Bosch auch bei der nun gestiegenen Nachfrage nach Produkten für die Rüstungsindustrie. Früher hatte sich der Konzern strikt geweigert, für das Militär zu liefern. Allerdings dürfe man hier keine großen Stückzahlen erwarten schränkt Hartung ein. (GEA)

 

DIE ZAHLEN

Bosch hat 2024 einen Umsatz von 90,3 Milliarden Euro erzielt, was 1,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahres lag. Vor Steuern und Zinsen wurde ein Gewinn von 3,1 Milliarden Euro verbucht. Der 1886 gegründete Konzern hat im vergangenen Jahr 5,1 Milliarden in neue Anlagen investiert Weitere 7,8 Milliarden Euro flossen in Forschung und Entwicklung. Bosch beschäftigte Ende 2024 417.859 Mitarbeiter. (GEA)