REUTLINGEN/KUSTERDINGEN. In der Steuergerätefertigung von Bosch am Standort Kusterdingen im Industriegebiet Reutlingen-West sind, wie berichtet, Arbeitsplätze gefährdet, weil Produkte auslaufen und nicht ersetzt werden sollen. Deshalb protestierten am Donnerstag 200 Beschäftigte mit einer Aktion »Aktive Mittagspause« an der Werkseinfahrt. »Wir kämpfen um gute Perspektiven für das Werk 2 in Reutlingen«, sagte Thorsten Dietter, Betriebsratsvorsitzender des Bosch-Standorts Reutlingen, dem GEA.
Wie viele Stellen bedroht seien, habe die Werksleitung bislang nicht mitgeteilt, erklärte Dietter auf Nachfrage. Er wollte das Ausmaß des möglichen Beschäftigungsabbaus nicht schätzen.
Insgesamt seien für Bosch in Reutlingen derzeit 9.000 Personen tätig. Davon arbeiteten 1.400 im Werk 2 am Standort Kusterdingen (Reutlingen-West). Die Werksleitung habe Mitte November mitgeteilt, dass in Kusterdingen »die Wertströme Radartechnik und Lenkung« ab den Jahren 2026 beziehungsweise 2027 entfallen sollen. Es sollen demnach keine neuen Radartechnik- und Lenkungsgenerationen in dem Anlauf- und Hochlaufwerk nachfolgen. Das Werk sei unter anderem für Entwicklung, Musterfertigung und Serienanlauf an anderen Standorten zuständig.
180 Fragen gestellt
»Von den drei Wertströmen in Kusterdingen sollen zwei wegfallen. Nur die Leistungselektronik in Kusterdingen ist nicht betroffen«, stellte Dietter fest. Er fügte hinzu: »Wir machen uns daher Sorgen um das Werk 2 von Bosch in Reutlingen.« Der Vorsitzende des aus 35 Mitgliedern bestehenden Betriebsrats von Bosch in Reutlingen, darunter elf freigestellten, wies darauf hin, dass die Absichten des Arbeitgebers »viele Ingenieursstellen« beträfen.
Bei einer Information des Betriebsrats am 18. November und bei Betriebsversammlungen am 20. und am 26. November in der Stadthalle Reutlingen habe das Thema »Werk Kusterdingen« im Mittelpunkt gestanden. Dabei habe der Betriebsrat 180 Fragen der Belegschaft aufgenommen. Diese seien der Werksleitung zur Beantwortung bis zum heutigen Freitag übermittelt worden. »Wir bemühen uns zudem um neue Produkte, um eine nachhaltige Stabilisierung des Werks 2 zu schaffen«, sagte Dietter.
Wünsche und Unterschriften
Bei der Aktion am Donnerstag hängten Beschäftigte ihre Wünsche an einen Weihnachtsbaum und unterschrieben zur Solidarität auf Tapeten. Wie berichtet, sollen in der Autozulieferung von Bosch – ohne die Pläne für Kusterdingen – deutschlandweit 3.800 Arbeitsplätze wegfallen, in Leonberg, Renningen, Schwieberdingen, Abstatt, Hildesheim und Schwäbisch Gmünd.
Dietter kündigte an, dass der Reutlinger Betriebsrat nun bei Abteilungsversammlungen der Beschäftigten mit Workshop-Charakter im Dezember und Januar Ideen und Hinweise sammeln werde. Erst danach sollen die Verhandlungen mit der Geschäftsleitung beginnen. (GEA)