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Bieterverfahren für Eissmann in Bad Urach läuft

Holger Leichtle, 53, vorläufiger Insolvenzverwalter des Automobilzulieferers Eissmann mit Sitz in Bad Urach, sondiert Fortführungsoptionen für die Unternehmensgruppe.

Holger Leichtle, vorläufiger Insolvenzverwalter der Unternehmensgruppe Eissmann.
Holger Leichtle, vorläufiger Insolvenzverwalter der Unternehmensgruppe Eissmann. Foto: Görg Rechtsanwälte
Holger Leichtle, vorläufiger Insolvenzverwalter der Unternehmensgruppe Eissmann.
Foto: Görg Rechtsanwälte

BAD URACH. »Um aus dem Kreis der Interessenten den geeigneten Investor für die Eissmann Group Automotive zu finden, haben wir ein strukturiertes Bieterverfahren eingeleitet«, wird der promovierte Stuttgarter Rechtsanwalt in einer Pressemitteilung des Unternehmens zitiert. »Parallel dazu prüfen wir, wie wir die restrukturierte Unternehmensgruppe möglichst als Ganzes erhalten.«

Leichtle reagierte damit auch auf die Nachfrage des GEA, wie sich aus seiner Sicht der Insolvenzfall aktuell darstelle. Die Industriegewerkschaft Metall hatte im Gespräch mit dieser Zeitung die Sorge um den Standort Bad Urach mit 258 Beschäftigten geäußert. In Bad Urach sei zwar die Zentrale der Firmengruppe Eissmann, so Gewerkschaftssekretär Ralf Jaster. Doch dort sei nur ein kleiner Teil der Produktion. Der Standort Bad Urach profitiere nicht von Warenlieferketten oder besonderen Standortvorteilen – im Gegensatz zu anderen Standorten der Gruppe.

Geschäftsbetrieb stabilisiert

»Nach konzentrierten Gesprächen, insbesondere mit Lieferanten, haben die engagierten Belegschaften an den Standorten sichergestellt, dass Eissmann weiter reibungslos beliefert wird und wir somit unsere Kunden stabil in der gewohnten Qualität und Leistung bedienen«, erläutert der Sanierungsexperte und vorläufige Insolvenzverwalter Leichtle in der Pressemitteilung. Damit sei die Grundlage dafür geschaffen, die Zukunft der Unternehmensgruppe zu gestalten.

Die Belegschaft sei motiviert, die Geschäftsführung und die Mitglieder des Gläubigerausschusses unterstützten das vorläufige Verfahren konstruktiv, heißt es in der Presseinformation weiter. Wie berichtet, wurden vorläufige Insolvenzverfahren für fünf in Deutschland ansässigen Eissmann-Gesellschaften angeordnet. Alle anderen verbundenen Unternehmen im Ausland sind demnach nicht betroffen und werden ihre Geschäftstätigkeit unabhängig davon fortsetzen.

Weltweit 5.000 Beschäftigte

Die Eissmann Group Automotive, 1964 in einer Garage der Familie Eißmann in Bad Urach-Seeburg gegründet, beliefert wesentliche deutsche und diverse internationale Automobilhersteller mit verschiedenen Fahrzeuginnenraumkomponenten und -konzepten. Unabhängig von der Art des Antriebs entwickelt und produziert der Unternehmensverbund hochwertige Produkte und Lösungen für die Innenausstattung von Kraftfahrzeugen.

Zu den Kernprodukten gehören integrierte Innenverkleidungsteile und -module, Strukturbauteile, laminierte Oberflächen und Baugruppen, Bedienelemente und funktionelle Oberflächen. Zuletzt erwirtschaftete die Unternehmensgruppe mit knapp 1.000 Mitarbeitenden in Deutschland und weiteren rund 4.000 Beschäftigten in Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, Polen, England, den Vereinigten Staaten und Mexiko sowie über das Joint Venture in China nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 450 Millionen Euro.

In Deutschland produziert und entwickelt das Familienunternehmen Eissmann an den Standorten Pirna (Eissmann Automotive KTSN GmbH, 285 Beschäftigte), Gera (Eissmann Automotive Dagro GmbH, 405 Beschäftigte), Nürnberg (Eissmann Automotive Ingeneers GmbH, 16 Beschäftigte), Münsingen (Eissmann Individual GmbH, 10 Beschäftigte) und Bad Urach (Eissmann Automotive Deutschland GmbH, 258 Beschäftigte).

Ende Februar und Anfang März hatte die Geschäftsführung von Eissmann beim zuständigen Amtsgericht in Tübingen die Anträge auf Eröffnungen von Insolvenzverfahren für die Gesellschaften mit Sitz in Deutschland gestellt. Das Gericht hat daraufhin Leichtle von der renommierten Stuttgarter Kanzlei Görg als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. (rog)