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Böblinger Pharmaunternehmen Wörwag ist deutlich gewachsen

Familienunternehmen mit Sitz in Böblingen ist in 35 Ländern aktiv. Langer Atem in Ostasien hat sich ausgezahlt.

Die Geschäftsführer der Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, Gerhard Mayer (links) und Jochen Schlindwein, vor der Schautafel des Vietna
Die Geschäftsführer der Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, Gerhard Mayer (links) und Jochen Schlindwein, vor der Schautafel des Vietnam-Geschäfts. In Ostasien war der Böblinger Hersteller und Vertrieb von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln im vergangenen Jahr besonders erfolgreich. FOTO: REICHERT
Die Geschäftsführer der Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, Gerhard Mayer (links) und Jochen Schlindwein, vor der Schautafel des Vietnam-Geschäfts. In Ostasien war der Böblinger Hersteller und Vertrieb von Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln im vergangenen Jahr besonders erfolgreich. FOTO: REICHERT

BÖBLINGEN. Nachdem Lieferengpässe und Währungsturbulenzen (Russland, Ukraine, Kasachstan) im Jahr 2023 die Wörwag Pharma GmbH & Co. KG noch gebremst hatten, ist das Böblinger Unternehmen im vergangenen Jahr wieder mit großen Umsatzschritten gewachsen. Die Jahresleistung des Herstellers und Vertriebs von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln stieg um 9,3 Prozent auf 331,3 Millionen Euro. Das organische Wachstum – bereinigt um Akquisition und Währungsschwankungen – gab Finanzchef Gerhard Mayer bei der Bilanzpressekonferenz mit 10,5 Prozent an.

Wörwag Pharma, das in 35 Ländern aktiv ist, sei damit doppelt so stark gewachsen wie der Markt. Selbst in Deutschland sei es gelungen, mit einem Umsatzplus von fünf Prozent Marktanteile hinzuzugewinnen. Außer in Deutschland sei das Unternehmen in Osteuropa stark vertreten, darunter vor allem in Polen und Bulgarien. In Russland – medizinische Produkte sind vom Embargo nicht betroffen – verharre des Unternehmen ohne wesentliche Investitionen auf den Vorkriegsumsätzen. In der Ukraine habe es im vergangenen Jahr etwa ein Drittel des Geschäfts verloren und erreiche nur noch etwa die Hälfte der Umsätze vor dem russischen Angriff.

1.420 Beschäftigte

Allerdings habe man in der Ukraine die Mannschaft halten können. Es gehört weltweit zur Strategie von Wörwag Pharma, die Geschäfte nicht über Dritte, sondern mit eigenem Personal zu betreiben. Weltweit zählt das Unternehmen 1.420 Beschäftigte, darunter weitgehend konstant 300 in Deutschland. Im laufenden Jahr sind rund 80 Neueinstellungen geplant, vorwiegend im Ausland. Insgesamt, erklärte Mayer, flache sich die Personalkurve ab, nachdem sie in den vergangenen Jahren steil nach oben gegangen war, insbesondere durch den Kauf der Produktionsbetriebe in Lodz (Polen) und in Pöcking (Bayern).

Ein Beispiel, wie sich ein langer Atem auszahlen kann, präsentierte Jochen Schlindwein. Nach zaghaftem Beginn im Jahr 2012 und rückläufigem Geschäft mit einem Umsatztief im Jahr 2014 (322.000 Euro) sei heute Vietnam der Motor der Ostasien-Aktivitäten von Wörwag Pharma, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung. Außer in Vietnam ist das Böblinger Familienunternehmen auch in Thailand und, seit einem etwas unglücklichen Start während Corona, auch auf den Phi-lippinen vertreten. »Inzwischen sind wir mit der Entwicklung in allen drei Ländern sehr zufrieden«, betonte Schlindwein.

Den ersten Umsatzsprung gab es in den drei Ländern zusammen im Jahr 2022 von 2,98 Millionen auf 3,78 Millionen Euro. 2023 waren es bereits 4,84 Millionen und 2024 mit einem Plus von 72 Prozent 8,33 Millionen Euro. Der Anteil Vietnams, dort ist Wörwag Pharma mit sechs Produkten am Markt, stieg 2024 um 53 Prozent auf 4,5 Millionen Euro, der Thailands mit drei Produkten auf 2,9 Millionen Euro und der der Philippinen (ebenfalls drei Produkte) auf 800.000 Euro. In den drei Ländern zusammen beschäftigte das Unternehmen Ende vergangenen Jahres 74 Mitarbeiter, will aber in diesem Jahr auf bis zu 86 Personen aufstocken.

In Ostasien, berichtete Schlindwein, sei die Herangehensweise für Wörwag Pharma aufgrund abweichender Strukturen im Gesundheitssystem anders als in anderen Ländern. Während der Außendienst sonst die einzelnen Arztpraxen oder die Apotheken aufsuche, um diese von den Produkten zu überzeugen, müsse man von den Krankenhäusern gelistet werden, um ins Geschäft zu kommen.

In den ersten 50 Jahren seiner Firmengeschichte hatte das 1971 vom Stuttgarter Apotheker Fritz Wörwag gegründete Unternehmen ausschließlich fremd produzierte Produkte in seinem Portfolio. Dies änderte sich erst 2021 mit dem Zukauf von Sensilab, einem polnischen Lohnhersteller und Entwicklungsdienstleister für Tabletten, Pulver, Granulate und Hartkapseln. 2023 wurde ein Lieferant im bayerischen Pöcking übernommen (75 Mitarbeiter) und 2024 ins Unternehmen integriert. Damit stieg der Anteil der Eigenproduktionen auf 34,4 Prozent.

Vor allem in den Produktionsbetrieb in Lodz, der bereits von 180 auf 200 Mitarbeiter angewachsen ist, will Wörwag Pharma weiter investieren. In diesem Jahr soll die Hälfte des Portfolios aus den eigenen Werken kommen, kündigte Mayer ein. Es sei aber nicht geplant, die Herstellung komplett zu nehmen. Das Unternehmen wolle künftig auf zwei Beinen stehen, jedoch seine bisherigen Lieferanten nicht vergraulen. (GEA)