REUTLINGEN. Axel Gedaschko sieht als Präsident des Bundesverbands der Wohnungswirtschaft (GdW) ebenso wie sein baden-württembergischer Kollege Peter Bresinski als Landesverbands-Präsident (VBW) »einen Silberstreifen am Horizont« – zumindest, was die neue Bundesregierung anbetrifft. Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot »sind einige Punkte enthalten, die vielversprechend klingen«, sagte Bresinski in seiner Begrüßungsrede zum Verbandstag am gestrigen Donnerstag in der Reutlinger Stadthalle.
Um die 270 Teilnehmer hatten sich am gestrigen Donnerstag zur Mitgliederversammlung an die Achalm eingefunden. »Wir stehen mit unseren fast 300 gemeinwohlorientierten Wohnungs- und Immobilienunternehmen für bezahlbares Wohnen«, hatte VBW-Pressesprecherin Marion Schubert gesagt. 450.000 Wohnungen werden von den Verbandsmitgliedern in Baden-Württemberg betreut, dringend würden neue Wohnungen benötigt, denn: »Alles, was zu mehr Zufriedenheit in der Bevölkerung führt, stärkt die Demokratie«, betonte Bresinski.
Das stimmt, führte auch Gedaschko in seiner Rede aus, denn: »In Deutschland leben 9,1 Millionen Menschen in deutlich überbelegten Wohnungen, die Zahl der Obdachlosen hat zugenommen, und Flüchtlinge sind größtenteils unbemerkt immer noch in Turnhallen.« Deshalb müsse dringend endlich reagiert werden. Und während der Bundesverbands-Präsident die vergangenen Jahre die schlechten Meldungen aus der Branche lediglich bestätigen konnte, zeigte er sich gestern hoffnungsvoll.
Ein wesentlicher Punkt komme hinzu: »Die neue Regierung muss Erfolg haben, sollte sie es nicht schaffen, wird das Vertrauen in das System, in die Demokratie weiter sinken«, so Gedaschko. Zumal die Rahmenbedingungen weltweit nicht die Besten seien, hatte Peter Bresinski hervorgehoben. Eine wachsende Zahl in der deutschen Bevölkerung sei verunsichert, »das führt dann zu seltsamen Wahlerfolgen«. Aber: »Jammern ist auch keine Lösung, wir müssen neu denken, brauchen andere Kooperationsmöglichkeiten«, so Bresinski.
Immerhin: »Wir werden in der Politik gehört.« Die Probleme seien schließlich auch gewaltig: Hohe Baukosten, gestiegene Bauzinsen, fehlendes Fachpersonal, »für die kommenden Jahre sieht es schlecht aus, im Wohnungsbau gehen die Zahlen weiter nach unten«, betonte der VBW-Präsident.
Zumal die Schwierigkeiten der Kommunen noch verschärfend hinzukommen, wie Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck in seinem Grußwort betonte. »Wir brauchen dringend bedarfsgerechte und bezahlbare Wohnungen.« Reutlinger GWG und WGR seien zwar ein Lichtblick in dieser schwierigen Situation, aber: »Wir brauchen eine Trendwende bei der kommunalen Finanzierung mit verlässlicher Planungssicherheit«, sagte Keck.
Eine Trendwende sah auch Axel Gedaschko – allerdings aufseiten der Kommunen: »Städte und Gemeinden haben offensichtlich den Schuss noch nicht gehört, sie müssen dringend mehr Bauland ausweisen.« Doch der Präsident des Bundesverbands warf auch den Blick über den Tellerrand hinaus: Fast überall in Europa würden Wohnungen fehlen, so lange nicht ausreichend gebaut werde, müssen zahlreiche Gesetze dem obersten Ziel untergeordnet werden – dem Bau von bezahlbaren Wohnungen. Denn: »Wohnen ist ein Grundrecht«, so Gedaschko.
In dieser Hinsicht gelte, »von den Grünen siegen lernen«, sagte Axel Gedaschko. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine und dem Bestreben der damaligen Bundesregierung, das Land unabhängiger von Gas zu machen, seien Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen diesem Ziel untergeordnet worden. Das müsse beim Wohnungsbau jetzt auch wieder geschehen. (GEA)