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Auch nach Übernahme: Produkte der Reutlinger Firma Tisoware weiter gefragt

Im GEA-Gespräch betont Geschäftsführerin Sabine Dörr: »Tisoware ist so geblieben, wie Kunden und Mitarbeiter uns kennen. Wir arbeiten weiterhin als eigenständiges Unternehmen und sind weiterhin erfolgreich, auch wenn die Corona-Pandemie uns vor einige Herausforderungen stellt.«

Geschäftsleitung der Reutlinger Softwarefirma Tisoware und der neue Boss des Mutterunternehmens Proalpha Business Solutions (von
Geschäftsleitung der Reutlinger Softwarefirma Tisoware und der neue Boss des Mutterunternehmens Proalpha Business Solutions (von rechts): Prokurist Rainer Füess, Geschäftsführerin Sabine Dörr, Eric Verniaut (Chef der Proalpha-Gruppe), Geschäftsführer Michael Gruber, Prokurist Claus Harrer und Prokurist Jörg Hagedorn. FOTO: TISOWARE/PROALPHA
Geschäftsleitung der Reutlinger Softwarefirma Tisoware und der neue Boss des Mutterunternehmens Proalpha Business Solutions (von rechts): Prokurist Rainer Füess, Geschäftsführerin Sabine Dörr, Eric Verniaut (Chef der Proalpha-Gruppe), Geschäftsführer Michael Gruber, Prokurist Claus Harrer und Prokurist Jörg Hagedorn. FOTO: TISOWARE/PROALPHA

REUTLINGEN. Vor einem Jahr kam die Nachricht, dass die Proalpha-Gruppe mit Sitz im westpfälzischen Weilerbach (nahe Kaiserslautern) rückwirkend zum 1. August 2019 alle Anteile an der Reutlinger Softwarefirma Tisoware übernimmt. Nun stellt die langjährige Tisoware-Geschäftsführerin Sabine Dörr im Gespräch mit dem GEA fest: »Tisoware ist so geblieben, wie Kunden und Mitarbeiter uns kennen. Wir arbeiten weiterhin als eigenständiges Unternehmen und sind weiterhin erfolgreich, auch wenn die Corona-Pandemie uns vor einige Herausforderungen stellt.«

Wie berichtet, hatte die Tisoware Gesellschaft für Zeitwirtschaft mbH zuvor sechs Gesellschafter: Die kaufmännische Geschäftsführerin Sabine Dörr und der technische Geschäftsführer Michael Gruber hielten jeweils 44 Prozent der Anteile. Die drei Prokuristen Rainer Füess, Jörg Hagedorn und Claus Harrer sowie der ehemalige Prokurist Karl Melchinger waren mit jeweils drei Prozent beteiligt. Bis auf Melchinger, der bereits 2013 in Ruhestand ging, seien alle ehemaligen Gesellschafter nach wie vor operativ und engagiert dabei, erklärt Dörr.

Aufgrund des Eigentümerwechsels sind keine Arbeitsplätze abgebaut worden. Im Gegenteil: Tisoware beschäftigt aktuell 170 Menschen, vor einem Jahr waren es 165. Von den 170 Arbeitnehmern sind 109 (Vorjahr: 105) im Reutlinger Büropark Orschel tätig. Zudem gibt es (unverändert) Niederlassungen in Bielefeld, Dortmund, Dresden, Ellwangen, Freiburg, Hamburg, Mannheim und München sowie eine Tochterfirma in Wien. Unter den 170 Beschäftigten sind zehn Auszubildende.

Änderung des Geschäftsjahrs

Bislang dauerte das Geschäftsjahr von Tisoware vom 1. August eines Jahres bis zum 31. Juli des Folgejahres. Wie Dörr berichtet, passt Tisoware das Geschäftsjahr nun an das des Mutterunternehmens Proalpha Business Solutions GmbH (1. April bis 31. März des Folgejahres) an. Um einen Vergleich mit den früheren Darstellungen zu ermöglichen, hat die Geschäftsführerin den Pro-forma-Jahresumsatz zum 31. Juli 2020 benannt. Demnach habe Tisoware auf dem Vorjahresniveau von 17,1 Millionen Euro abgeschnitten. Zur Ertragslage nennt die Firmenchefin traditionell gegenüber Medien keine genauen Zahlen, sagt aber auf Nachfrage: »Wir sind profitabel und stehen stabil da.«

Beim neuen Gesellschafter Proalpha hat es unterdessen im Februar einen Chefwechsel gegeben: Friedrich Neumeyer, 52, der für den Kauf von Tisoware maßgeblich zuständig war, hat das Unternehmen verlassen. Sein Nachfolger ist der 54-jährige Franzose Eric Verniaut. Nach Angaben von Tisoware-Prokurist Füess sollen die Softwareprodukte aus Reutlingen künftig verstärkt auch über Proalpha angeboten werden.

Das seit April laufende neue Geschäftsjahr weise coronabedingt eine uneinheitliche Entwicklung auf, erzählen Dörr und Füess. »Trotz eines hohen Auftragsbestands gab es eine Vollbremsung, weil etliche Mitarbeiter nicht mehr zu unseren Kunden kommen durften, um Dienstleistungen zu erbringen«, sagt Dörr. Daher gebe es seit 20. April »individuell auf Fachbereiche und Regionen abgestimmt« erstmals in der Firmengeschichte Beschäftigte in Kurzarbeit. Phasenweise seien bis zu 95 der 170 Mitarbeiter betroffen gewesen – mit 20 bis 60 Prozent der Arbeitszeiten.

Allerdings habe es auch Kunden gegeben, die in der Krise gewachsen seien und daher einen erhöhten Bedarf an Tisoware-Software für die Themen Zeiterfassung, Zutrittskontrolle und Personaleinsatzplanung gehabt hätten. »Manche Kunden haben die Krise auch als Chance gesehen, die Zeit zu nutzen, um nach vorne zu kommen«, teilt Dörr mit. Das Tisoware-Modul zur Fertigungssteuerung helfe ihnen, Prozesse zu verschlanken.

»Wir haben trotz der Coronakrise seit April um die 40 Neukunden gewonnen«, sagt Dörr. »Die Pandemie hat zur Beschleunigung von Digitalisierungsprozessen beigetragen«, fügt Füess hinzu. Die Geschäftsführerin und der Prokurist verweisen darauf, dass Tisoware rasch neue Lösungen entwickelt habe, etwa für Firmen mit Beschäftigten im Homeoffice oder in Kurzarbeit, aber auch eine Verbindung von Zutrittssicherung mit vorheriger Körpertemperaturmessung.

30 Jahre Unternehmertum

Die Betriebsgeschichte begann 1986 als Rieber Software GmbH, also als Tochter des Reutlinger Anbieters von Küchentechnik. Im Dezember 1990 übernahmen Dörr, nun 61, und Gruber, 57, die Firma, für die sie zuvor gearbeitet hatten, und benannten sie 1994 in Tisoware um. Sie können daher jetzt auf 30 Jahre Unternehmertum zurückblicken.

Betriebswirtin Sabine Dörr ist im Frühjahr erneut in die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen gewählt worden. Jüngst ist sie zudem in ihrem Amt als Vorsitzende des IHK-Dienstleistungsausschusses bestätigt worden. In diesem Ehrenamt möchte sie sich in den nächsten Jahren vor allem mit der Arbeitswelt für morgen und den damit einhergehenden Fragen um Regulierung, Dokumentation und Bürokratie beschäftigen. (GEA)