TROCHTELFINGEN. Der Nudelhersteller Alb-Gold hat seit September seine Rezepturen verändert, seine Verpackungsmaterialien verringert und auf recyclebare Folien umgestellt. Das Trochtelfinger Unternehmen hat zudem seine unverbindliche Preisempfehlung für die 500-Gramm-Packung von 2,99 auf 2,59 Euro gesenkt. Über diesen Wandel in der Produkt- und Preispolitik berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Oliver Freidler im Gespräch mit dem GEA.
Er sagt dazu: »Wir glauben daran, dass ein nachhaltigeres Produkt den Absatz erhöhen wird. Ein geringerer Materialeinsatz und ein Margenverzicht machen das möglich. Wir bleiben ein Premiumhersteller, wollen aber einen leistungsfähigeren Preis zeigen.« Positive Auswirkungen am Regal seien bereits festzustellen.
Bislang enthielten die Verpackungen mit Alb-Gold-Nudeln oben Kartonbeschriftungen und in der Mitte Zusatzetiketten. Diese beiden Elemente sind weggefallen. »Statt drei Schritten gibt es in der Verpackungsherstellung nur noch einen Schritt«, erklärt der Betriebswirt Freidler. Dieses Kosten senkende Konzept sei in enger Zusammenarbeit mit einem Verpackungsmittelhersteller entstanden.
Die Rezepturen der Teigwaren seien insofern überarbeitet, dass der Eigehalt von 20 auf zehn Prozent gesenkt worden sei. »Aber wir verwenden jetzt Eier aus Freilandhaltung statt aus Bodenhaltung«, erläutert Freidler. Hartweizengries und Eier stammten weiterhin zu 100 Prozent aus deutscher Landwirtschaft ohne Gentechnik. Das Unternehmen setze sich vor dem Hintergrund einer geplanten Novelle der Europäischen Union im Übrigen mit anderen Lebensmittelherstellern für eine konsequente Gentechnik-Kennzeichnung ein: »Der Endverbraucher sollte Wahlfreiheit haben.«
Mehrere Standbeine
Auch die Sensibilität der Verbraucher bei Verkaufspreisen habe Alb-Gold ständig im Blick, hebt Freidler hervor. In der Hochphase der jüngsten Inflation sei der Ladenverkaufspreis für eine 500-Gramm-Packung des Herstellers auf bis zu 3,49 Euro gestiegen, obwohl die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) immer bei 2,99 Euro gelegen habe. Nun, mit dem neuen Konzept, vermindere sich – siehe oben – die UVP auf 2,59 Euro. »Die Preisverhandlungen waren während der hohen Inflation hart. Nun geht es etwas partnerschaftlicher zu. Die Zusammenarbeit hat sich normalisiert«, sagt Freidler. Letztlich bestimmten jedoch die Händler die Ladenpreise: »Sie müssen sich nicht an die unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller halten.«
Alb-Gold stuft sich als Deutschlands sortenreichster Hersteller von Nudeln und Spätzle ein. Aktuell habe das Unternehmen 150 Nudelausformungen und – aufgrund unterschiedlicher Rezepturen und Verpackungsgrößen – 950 Artikel im Angebot, so der Geschäftsführer. Es gebe über 3.000 Kunden im Lebensmitteleinzelhandel, im Gastronomiegroßhandel, in der Gastronomie direkt (Kantinen), unter Direktvermarktern und Hofläden, im Biohandel sowie in der Lebensmittelindustrie, die Nudeln etwa in Suppen und Fertiggerichten benötigt.
»Wir wollen auf mehreren Standbeinen stehen und nicht von wenigen großen Kunden abhängig sein«, erläutert Freidler diese Vielfalt an Absatzkanälen. Auf Nachfrage präzisiert er: »Etwa 35 Prozent der Kunden stehen bei uns für 65 Prozent des Umsatzes.« Dies sei eine gute Streuung der Risiken, bedeute jedoch auch Mehraufwand, um manche Kundenwünsche zu erfüllen.
72 Millionen Euro Umsatz
Die Unternehmensgruppe Alb-Gold erreichte dem Geschäftsführer zufolge im vergangenen Jahr bei einer Exportquote von 20 Prozent einen Umsatz von 72 Millionen Euro, nach 70 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Ertragslage sei auf ähnlichem Niveau wie im Jahr 2022 geblieben, also etwas schwächer als im Jahr 2021, für das sich eine Umsatzrendite nach Steuern von 3,5 Prozent errechnen lassen hatte. Der Standort Trochtelfingen stehe für die Hälfte des Umsatzes.
Die Gruppe beschäftigt aktuell 400 (Vorjahr: 390) Menschen, davon unverändert 250 in Trochtelfingen. Sie besteht aus der Mutterfirma Alb-Gold GmbH (Trochtelfingen), deren Gesellschafter Irmgard Freidler, 65, und ihre Söhne, die beiden Geschäftsführer Oliver Freidler, 38, und André Freidler, 37, sind. Die Alb-Gold GmbH wiederum hat zwei 100-prozentige Tochterfirmen.
Aus einer Hühnerfarm entstanden
Zum einen ist dies die Alb-Gold-Marktplatz GmbH (Trochtelfingen). Sie ist für das Geschäft mit Endkunden im Kundenzentrum, im Kräutergarten und in der Gastronomie sowie im Onlineshop in Trochtelfingen zuständig, aber auch für den Nudelmarkt in Spaichingen und den Verkauf in der Markthalle Reutlingen. Zum anderen gibt es die Tochterfirma Spaichinger Nudelmacher GmbH (Spaichingen/Landkreis Tuttlingen), die auf Innovationen, individualisierte Produkte (Beispiel: fünf Minuten Kochzeit) und Auftragsproduktion spezialisiert ist. In Spaichingen ist die Produktionskapazität mit 90 Tonnen pro Tag höher als in Trochtelfingen (60 Tonnen pro Tag).
Alb-Gold ist aus einer Hühnerfarm entstanden und befasst sich seit 1977 mit der Nudelproduktion. Zukäufe der Unternehmen Bechtle (Ammerbuch, im Jahr 2000), Zahner Traiteur (Freiburg, 2008) und Seitz (Spaichingen, 2012) schlagen sich bis heute in mehreren Marken neben Alb-Gold nieder. Al dente Pasta (Whitmore Lake, Michigan/USA), übernommen 2018, ist eine Vertriebsfirma für den nordamerikanischen Markt.
In den Jahren von 1993 bis 2023 war die Familie Freidler Inhaber der Teigwaren Riesa GmbH (Riesa/Sachsen). Inzwischen haben die Brüder André und Oliver Freidler 80 Prozent der Anteile an der 130-Mitarbeiter-Firma an die irische Beteiligungsgesellschaft Biavest verkauft und sich auf die Rolle als beratende Minderheitsgesellschafter zurückgezogen, um sich verstärkt dem Geschäft in Trochtelfingen und Spaichingen widmen zu können. (GEA)