SONNENBÜHL. Ein Jubiläumskonzert der Extra-Klasse in spektakulärer Kulisse der Nebelhöhle mit kommunalem Hintergrund bildete den Auftakt der diesjährigen Höhlenevents. Alphorngaudi gepaart mit Bürgermeister-Chor inszenierten im Wechselspiel der Farben ein musikalisches Hörvergnügen in Halle fünf, dem sogenannten »Kirchenschiff«, in einer der schönsten und größten Tropfsteinhöhlen der Schwäbischen Alb. Für beide sei der Auftritt hier eine Weltpremiere. »Natürlich an einem ungewohnten Konzertort«, hält Uwe Morgenstern, Bürgermeister von Sonnenbühl, fest. »Hierzu sind Sie 141 Stufen in die Tiefe gestiegen. Wir befinden uns rund 25 Meter unter der Erde im seit 1486 bekannten Teil der Nebelhöhle«, gibt er Aufschluss über die Lokalität. Warme Kleidung, gutes Schuhwerk und Stehvermögen waren nicht zu vernachlässigen, einige hatten ihren Klappstuhl mitgebracht. Nach dem Abstieg in das »Loch, aus dem die Nebel steigen« mussten erst noch die für Besucher erschlossenen 450 von 813 Meter Gesamtlänge zurückgelegt werden, um an den Schauplatz kurz vor dem Ausstieg zu gelangen.
Musikalische Highlights passend zur Lokalität
Die musikalischen Highlights waren von den Interpreten bestens auf die Lokalität abgestimmt. »Eigentlich gehört das Alphorn auf den Berg, und jetzt praktizieren wir genau das Gegenteil, tief in der Erde«, gibt Rainer Mayer zu verstehen, »Dr Hochbläser« vom Alphorn-Quartett aus Grafenberg. »Das ist für uns was ganz Besonderes. Ein Erlebnis, das man sonst nicht bekommt und es ist eine Herausforderung, hier zu spielen.« Ihre Instrumente habe Teamkollege Andreas Bader gefertigt, der seinen Beruf aufgegeben und sich ganz dem Bau von Alphörnern verschrieben habe. Fichtenholz aus Südtirol bilde die Grundlage für das über drei Meter lange, in f gestimmte, nach Andis Idee vierteilige Holzrohr.
Ganz getragene Melodien wie »Ruf der Alpen« beherrschten die Vier ebenso wie die spritzige »Alphornpolka« von Bader oder den Enzian-Walzer. »Wir machen auch ganz verrückte Sachen«, verrät Mayer dem Publikum und kündigt an: »Jetzt geben wir Gas.« Die fetzige »Kuaranzanacht« sprich stockdunkel, der »Triumphmarsch« aus der Giuseppe Verdis Oper Aida, die Alphornbeguine, die Zuschauer quittierten die musikalischen Leckerbissen von Tango bis Polka mit heftigem Applaus. Jessica Jetter und Gunther Schaich ergänzten das Ensemble der Vollblutmusiker, im Bürgermeister-Chor widmen sich ehemalige und noch aktive Bürgermeister und Ortsvorsteher dem Gesang. »Unseren ersten Auftritt hatten wir 2002, auch zu einer 50-Jahr-Feier, zum Landesjubiläum Baden-Württemberg«, weiß St. Johanns Bürgermeister a.D. und Sänger Eberhard Wolf. Die erste Chorprobe bestritten sie vor 24 Jahren unter der Leitung von Wilfried Maschke, heute schwingt Nadja Schmieling den Taktstock.
Ihre Freude am Singen bestätigten die 19 Männer unter anderem mit dem Titel von Walther Schneider »Musik erfüllt die Welt« und versprachen wunderbaren Wein in dem Lied »Ich weiß ein Fass in einem tiefen Keller«. Mit im Repertoire auch »Seid gegrüßt« von Franz Josef Otten und »Herr der Welten«, Dmitry Bortnianskys »musikalisches Herzstück der orthodoxen Göttlichen Liturgie«. Auch ihnen war heftiger Applaus der Zuhörer sicher, die von Alphornbläsern wie Sängern Zugaben forderten. »Bajazzo«, bei dem Schmieling zum Mitsingen aufforderte und der schnittige »Alpolero«, der Klänge aus Ravels »Bolero« erkennen ließ. Auch Peter Nußbaum, Amtskollege aus Lichtenstein, zeigte sich begeistert vom Konzert und dem außergewöhnlichen Ambiente.
Leine Liebesheirat aus freien Stücken
Übrigens, das Konzert spielte sich auf der Lichtensteiner Gemarkung ab, zu dem dieser Höhlenabschnitt gehört. Zwei Drittel der Höhle liege auf Sonnenbühler Gebiet, klärte Morgenstern die Besucher auf. Sonnenbühl und auch viele andere Gemeinden feiern heuer 50 Jahre Gemeindereform. Und im Chor singen noch Zeitzeugen dieser Kommunalreform mit, haben deren Entwicklung in allen Stadien miterlebt. »Es war 1975 keine Liebesheirat aus freien Stücken, sondern Ergebnis der Kommunalreform«, weiß er. »Bei weitem nicht alle – weder in den Gemeinderäten noch in der Bürgerschaft – befürworteten damals die Zusammenlegung der Gemeinden.« Spannend sei damals die Namensfindung gewesen. Nach Vorschlägen wie Höhlenbuch, Steinenalb, Albperle einigten sich die Bürger auf Sonnenbühl. »Die Gomadinger haben es damals ganz schlau gemacht und die Chance genutzt«, erheiterte er das Publikum samt dem anwesenden Bürgermeister der bereits 1971 freiwillig formierten Lautertalgemeinde Klemens Betz. »Bei einem freiwilligen Zusammenschluss gab es damals vom Land mehr Geld.« (GEA)